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München: Ottobrunn wird Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik – Landkreis München | ABC-Z

Die Zukunft, sie wird in Ottobrunn gemacht. Davon ist man zumindest bei der dortigen CSU überzeugt. Um der breiten Öffentlichkeit einmal vorzustellen, wie das genau vonstattengehen und auf welchem Wege die Gemeinde zu einer, laut dem CSU-Landtagsabgeordneten Maximilian Böltl, „Startrampe für den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland“ werden soll, hat der Ortsverband der Partei zu einer hochkarätig besetzten Veranstaltung ins Wolf-Ferrari-Haus geladen. Der Titel: „Zukunft made in Ottobrunn – Spitzenforschung und Start-ups im Space Valley.“

Dass jenes Zentrum für die Luft- und Raumfahrttechnologie beileibe nicht nur in Ottobrunn liegt, sondern zu großen Teilen in Taufkirchen, wird an diesem Abend vor immerhin fast 150 Zuhörerinnen und Zuhörern nur am Rande erwähnt. Kein Wunder, schließlich gebe es zwischen den Nachbargemeinden „eine gewisse Rivalität“, weiß Thilo Pinar, Geschäftsführer des Ludwig-Bölkow-Campus (LBC). „Aber das belebt das Geschäft.“

Der jüngste Meilenstein in der Entwicklung des LBC wird dieser Tage jedenfalls auf Taufkirchner Flur gelegt. Denn dort habe der Freistaat im Vorjahr 75 000 Quadratmeter Fläche erworben, um einen Campus für das „Department of Aerospace and Geodesy“ der Technischen Universität (TU) München zu bauen, wie CSU-Mann Böltl dem Publikum erklärt. Das Ziel dieses ehrgeizigen Projekts hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits 2018 in einer Regierungserklärung unter dem Schlagwort „Bavaria One“ ausgerufen: der Aufbau von Europas größtem Luft- und Raumfahrt-Campus.

Aktuell zähle ihr Department 31 Professuren, berichtet dessen Leiterin Chiara Manfletti von der TU. Hinzu kämen 400 Mitarbeitende und 2000 Studierende, wiewohl all dies derzeit noch auf vier Standorte in Garching, München, Oberpfaffenhofen und Taufkirchen/Ottobrunn verteilt sei. Der Grund: Die angemieteten Flächen für den Campus in Ottobrunn seien schlicht zu klein, wie Böltl erklärt. Abhilfe schaffen sollen nun mehrere Interimsgebäude, deren Bau an der Willy-Messerschmitt-Straße nördlich des Betriebsgeländes der Firma Hensoldt bereits auf Hochtouren läuft.

Am Standort Ottobrunn/Taufkirchen ist auch Platz für Industrie und Start-ups vorgesehen

„Damit wird das, worauf wir seit sieben Jahren hoffen, endlich Realität“, sagte Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander unlängst bei der Behandlung des zugehörigen Bauantrags im Gemeinderat. Der Rathauschef hatte in der Vergangenheit wiederholt moniert, dass der Aufbau des Campus aus seiner Sicht allzu schleppend verläuft. Ganz anders bewertet das der Ottobrunner CSU-Ortsvorsitzende Theodor Fall, der das Projekt „auf der schnellen Zeitschiene“ sieht, wie er am Rande der Veranstaltung im Wolf-Ferrari-Haus sagt.

Derweil verweist Chiara Manfletti diplomatisch auf ihre „Ungeduld“, mit der sie den Ausbau ihres Departments verfolge. Der Professorin zufolge soll der Interimscampus noch dieses Jahr bezogen werden; im Oktober wolle man dort die ersten Vorlesungen halten. In seiner finalen Gestalt soll der Campus Manfletti zufolge bis 2035 stehen, wobei die Wissenschaftlerin betont: „Wir wollen dort nicht nur forschen und lehren, sondern es soll auch Platz geben für Industrie und Start-ups.“

Für Letztere ist unter anderem Florian Dötzer vom TUM Venture Lab Aerospace zuständig, das Studierende und Uni-Beschäftigte bei der Verwirklichung ihrer Ideen und der Firmengründung unterstützt. Aktuell gebe es aus dem „Department of Aerospace and Geodesy“ heraus ganze 42 Start-ups, sagt Florian Dötzer. „Die kritische Masse, die wir in München erreichen, ist einzigartig in Deutschland.“ Wobei ein Problem derzeit viele Gründerinnen ebenso umtreibe wie die Chefs junger Firmen: „Die Bürokratie ist das größte Hemmnis, das wir haben“, betont Dötzer.

Die Pläne für den Campus in Ottobrunn präsentiert der CSU-Landtagsabgeordnete Maximilian Böltl im Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses. (Foto: Florian Peljak)

Diese Klage ruft sogleich CSU-Mann Böltl auf den Plan, der auf den anvisierten Bürokratieabbau sowohl der neuen Bundes- als auch der bayerischen Staatsregierung verweist. Auf diesem Wege wolle man „den größten Hemmschuh für unsere Wirtschaft“ abstreifen. Auf Nachfrage eines Zuhörers geht der CSU-Politiker auch auf die geplante Verlängerung der U5 bis nach Ottobrunn und Taufkirchen ein – ein Projekt, das für die Entwicklung des TU-Campus essenziell ist.

Bei der ersten U-Bahn-Strecke Münchens sei der Antrag für die Planfeststellung 1967 gestellt worden, worauf schon 1971 der erste Teilabschnitt in Betrieb ging, erinnert Böltl. „Das soll schon der Anspruch sein, dass wir das in ähnlicher Geschwindigkeit hinbekommen.“ Seine mutige Aussage sorgt im Publikum für ungläubiges Gemurmel.

Auf die Frage eines Zuhörers, wie es um die Finanzierung der U5-Verlängerung stehe, verweist der Ottobrunner CSU-Chef Theodor Fall auf ein Schreiben von Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU). Demnach erfüllt das Vorhaben die Voraussetzung dafür, dass Bund und Freistaat 90 Prozent der Kosten übernehmen. „Der Kosten-Nutzen-Faktor ist stabil über eins“, betont Fall.

Der Ortsvorsitzende beendet kurz darauf die muntere Diskussion, die sich nach den Vorträgen entwickelt hat – freilich nicht, ohne den Gästen noch ein kleines Dankeschön zu überreichen. So gibt’s für alle vier handgemachte Pralinen. Und die, betont Theodor Fall, „kommen wirklich aus Ottobrunn – und nicht aus Taufkirchen“.

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