München: LMU-Präsident Bernd Huber wird verabschiedet – München | ABC-Z

Eines haben Markus Söder und Bernd Huber gemeinsam: Beide, der schneidige Politiker und der scheidende Präsident, schreiben ihre Redemanuskripte mit der Hand, weiß der bayerische Ministerpräsident Söder zu berichten. Manchmal habe er danach Schwierigkeiten, seine eigene Schrift zu lesen, plaudert der CSU-Chef drauflos. Ob Huber dasselbe Problem hat?
Freitagnachmittag, es ist voll und heiß in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Die Herren schwitzen unter ihren Sakkos und Krawatten, die Damen fächeln sich Luft zu. Immerhin: Söder wie Huber sind an diesem Nachmittag beide Herr ihrer Schrift. Söder, der Meister großer Worte, bringt seinen Auftritt gewohnt souverän ins Ziel. Und auch Huber bringt seine Dankesworte unfallfrei rüber. „Ich fand das sehr schön“, sagt er am Ende. Na klar: Nach 23 Jahren im Vorstand der LMU ist Huber am Freitag verabschiedet worden, als womöglich dienstältester Uni-Präsident der Republik.
Logisch, dass seine Vorredner inklusive Söder eine Lobesarie nach der nächsten mitgebracht haben. „Wir verneigen uns in Dankbarkeit“, sagt der nicht gerade für Demutsgesten bekannte Ministerpräsident. Um zu zeigen, dass es ihm ernst ist mit der Verbeugung und der Dankbarkeit, hat Söder eine weitere Ehrung für Huber dabei: den Maximiliansorden, der noch vor dem Bayerischen Verdienstorden die höchste Auszeichnung in Wissenschaft und Kunst ist.
Eine solche Ehrung – und das für einen Wuppertaler? Söder aber ist am Freitag gnädig. Die nordrhein-westfälische Abstammung des Geehrten ist schließlich der einzige Makel, den Söder in dessen Vita ausgemacht hat. „Nobody is perfect“, sagt er mit seinem typischen Grinsen, das er immer draufhat, wenn er guten und weniger Freunden eins auswischt. Ein Gesichtsausdruck, der Söders Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit Sicherheit schon mal im Schlaf erschienen ist.
Hätte sich Bayerns Ministerpräsident Hubers Laufbahn ein wenig genauer angeschaut, bevor er – wohlgemerkt handschriftlich – sein Loblied komponierte, hätte es da schon noch ein paar interessantere Einträge gegeben als den Geburtsort Wuppertal. 2020 etwa gab es Vorwürfe gegen die Führung der LMU, weil der Bayerische Oberste Rechnungshof übermäßige Ausgaben der LMU für Dienstreisen, Taxifahrten und Restaurantbesuche aufgedeckt hat. Zudem bemängeln Kritiker, die kleinere TU habe der LMU den Rang abgelaufen. Bei seinem Abschied wird Huber zudem nur ein Interview exklusiv mit einem Medium führen.
Das führt dazu, dass man sich, will man mehr über Huber erfahren, auf den Gewährsmann Söder verlassen muss. Und der liefert: Huber sei ein „ganz hervorragender Koch“, sagt er. Und das Beste: Er wasche sogar selbst ab. „Beeindruckend“ findet Söder das. Zwischen seinen Ausflügen an Herd und Waschbecken habe Huber auch noch sein Amt neu entwickelt und geprägt. Es sei ihm gelungen, einen Ausgleich zwischen den Fakultäten zu finden und die Universität zusammenzuführen. Zudem sei es Hubers Verdienst, dass die LMU über all die Jahre ihren Status als Exzellenzuniversität verteidigt hat.
Huber findet, er habe „das schönste Amt in Bayern“ innegehabt
Wissenschaftsminister Markus Blume pflichtet seinem Chef bei. Er wünscht sich, dass Huber Ratgeber bleibt. Und zwar so, wie er das bislang schon war: kompetent und eloquent, aber ohne Besserwisserei und Geplärre. Der scheidende LMU-Präsident sei stets „mit Stil“ unterwegs gewesen, sagt Blume. Sein Vorgesetzter hat denselben Wunsch. Huber gehöre „zu den Besten“, die der ohnehin schon tolle Freistaat so zu bieten habe, sagt Söder. Die Huber-Ära sei historisch, vielleicht sogar noch ein bisschen historischer als manch andere Ära.
Bernd Huber freut das alles sehr. Er sei „ehrlich gesagt ein bisschen stolz“, erklärt er, vor allem wegen des Maximiliansordens. Er habe „das schönste Amt in Bayern“ innegehabt, das er im Herbst an Matthias Tschöp übergibt. Und auch, wenn sie beide ihre Reden mit der Hand schreiben und sich ziemlich einig sein dürften, dass die Ära Huber eine erfolgreiche für die LMU war – bei der Frage nach dem schönsten Amt in Bayern dürften sie unterschiedlicher Auffassung sein, der schneidige Politiker und der scheidende Präsident.