München: Benno Fürmanns Lesung über den Wettlauf zum Südpol – München | ABC-Z

Es gibt Indizien dafür, dass der Schauspieler Benno Fürmann abenteuerlustig ist. Schon mit 19 ging er kurz entschlossen in die USA, um seinem Traum von der Schauspielerei näher zukommen – etwas, das man sich erst einmal trauen muss. Und dann ist der inzwischen 53-Jährige seit vielen Jahren ein begeisterter Weltenbummler, Bergsteiger (was ihn für die Hauptrolle in „Nordwand“ prädestinierte) und Expeditionsteilnehmer. Wie man auch seinem Buch „Unter Bäumen“ mit Reiseerzählungen entnehmen kann.
Die Bezeichnung Abenteurer lässt er aber nicht gelten: „Ich denke, dass ich einen klaren Kompass habe, um zwischen gesundem Risiko und Idiotie zu unterscheiden. Aber man kann das natürlich nur von sich aus sehen und nicht, wie es von außen wirkt.“ In jedem Fall verschaffen ihm seine „Hobbys“ nun sozusagen eine Zusatz-Qualifikation bei dem Projekt, mit dem der in deutschen („Anatomie“, „Nackt“, „Babylon Berlin“) wie Hollywood-Produktionen („Sin Eater“, „Speed Racer“) erfolgreiche Berliner jetzt live in München zu erleben ist. Zusätzlich zu seinen besonderen Qualitäten als Sprecher. Schließlich hat ihn die Liebe zum Lesen, zur Literatur und besonders zum Rezitieren zur Schauspielerei geführt.
:“Ich empfinde Demut vor einem Baum”
Der Schauspieler Benno Fürmann hat in Thailand meditiert, war im Himalaja wandern, hat die Welt bereist. Wirklich zu sich selbst gekommen, sagt er, ist er aber woanders: im Wald.
„Minus 50 Grad: Im Herzen des Winters“ heißt ein eigens für einen Abend in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz entstandenes Hörspiel, das Benno Fürmann spricht. Erzählt wird der dramatische Wettlauf von Roald Amundsen und Robert Falcon Scott zum Südpol, der für das Team von Scott bekanntlich tragisch endete. Eva Hofmann hat aus Tagebucheintragungen und Briefen der beiden Kontrahenten, aus Berichten anderer Expeditionsteilnehmer und Dokumenten einen spannenden Text destilliert. Über Wagemut und Leichtsinn, über Erkenntnisdrang und Rekordgier, über Lebensträume und Scheitern.

Für die musikalische Begleitung sorgt die Pianistin und Komponistin Isabel Lhotzky und ihr Klavier-Quartett mit Felix Key Weber an der Violine, David Ott an der Viola und Maria Friedrich am Violoncello. Eine Auswahl aus passenden Filmmusik-Sequenzen und spätromantischen Werken von Edward Elgar, Jean Sibelius und Edvard Grieg dramatisiert die Geschichte zwischen Einsamkeit und Euphorie, Abenteuerlust und eisiger Kälte. Zum Einsatz kommt dabei auch ein kleines Cembalo, das allem einen ganz eigenen Ausdruck verleiht.

Hofmann und Lhotzky arbeiten nicht das erste Mal an so einem Projekt zusammen. Schon seit Jahren stellen die beiden ähnliche literarisch-musikalische Projekte auf die Beine. Von „Im Bann des Zauberers“ über Thomas Mann und seine Familie, das seinerzeit Leslie Malton und Felix von Manteuffel lasen, bis zur von Julia Stemberger und Stefan Wilkening vorgetragenen Blütenlese „Die Romantiker und die Liebe“ oder „Picasso und die Frauen“ mit Brigitte Hobmeier als Sprecherin. Udo Wachtveitl war bei „Die eifersüchtige Muse“ über Leidenschaften, Missgunst und Neid in der Welt der Musik mit dabei, Aglaia Szyszkowitz bei „Die fröhliche Apokalypse – Wien um 1900“.
Mehrfach lieh Dominic Raacke den Texten von Eva Hofmann seine Stimme: einmal zusammen mit Sophie von Kessel bei „Scott & Zelda Fitzgerald – Echo des Jazz Age“, dann für „Oscar Wilde – Ein Leben zwischen Komödie und Tragödie“ und zuletzt im März dieses Jahres bei „Mythos Titanic – Der versunkene Palast der Meere“. Wollte Fürmann also in die Fußstapfen von Raacke steigen?
„Ja, ich habe gesagt, ich will in die Fußstapfen von Dominic Raacke steigen“, scherzt Fürmann. „Nein, im Ernst, ich weiß von den früheren Projekten gar nichts. Man hat mich über meine Agentur für ‚Minus 50 Grad‘ angefragt, und ich fand das Thema natürlich packend.“ Denn Fürmann kann sich in die Protagonisten einfühlen: „Ich bekam einmal bei einer Himalaya-Tour gesundheitliche Probleme, auf dem Weg ins Basislager auf 5000 Meter Höhe. Da wurde es für mich existenziell. Auch wenn es nichts ist im Vergleich zu dem, was die Expeditionsteilnehmer erleiden mussten.“
Wie er überhaupt zum Bergsteigen kam? Über die Schauspielerei: „Ich hatte vor vielen Jahren in Südafrika einen Dreh mit Julian Sands – Gott hab ihn selig, er war ja nach einer Bergwanderung in Kalifornien monatelang verschollen, bis man ihn tot auffand. Er war eben ein passionierter Bergsteiger und hat mich in Südafrika auf meine ersten Touren mitgenommen. Seitdem war ich auch davon angesteckt.“
Es ist aber noch etwas anderes, durchaus Aktuelles, was Fürmann an dem Projekt reizt: die Motive für dieses Wettrennen an den Südpol. „Es gibt sicher unterschiedliche Beweggründe für so eine Expedition. Es gibt den Ruhm, die Grenzen des Machbaren neu zu verschieben, die Wissenschaft und die einfachen Matrosen, die ihre Familien durchbringen müssen. Und dann gibt es natürlich auch die nationalen Bestrebungen: Menschen haben mörderische Torturen auf sich genommen, Leib und Leben riskiert, nur um die Nationalflagge am verlassendsten und unwirtlichsten Ort der Welt ins Eis zu rammen.“
Viele Fragen und Aspekte also, auf die Fürmann, Hofmann und Lhotzky die Zuschauer bei diesem spannenden Abend stoßen wollen.
Benno Fürmann & Klavierquartett: „Minus 50 Grad: Im Herzen des Winters“, Samstag, 22. November, 20 Uhr, Allerheiligenhofkirche, www.stueckundwerke.de





















