München: Drogenkurier gibt Koffer mit drei Kilogramm Cannabis entnervt bei der Polizei ab – München | ABC-Z

Der Job als Drogenkurier kann schon mal heftig werden, kein Wunder, wenn einem da der Kragen platzt. Mirwais S. (Name geändert) jedenfalls war mit seiner Geduld am Ende: Zuerst kam der angekündigte Abholer in Frankfurt nicht, dann wurde er nach München beordert, wo er erneut auf dem Stoff sitzen blieb.
Nach vierstündiger vergeblicher Wartezeit sprach er einfach zwei vorbeikommende Polizisten am Hauptbahnhof an, dass sie doch jetzt bitte den Koffer mit den drei Kilogramm Marihuana an sich nehmen sollten. Vielleicht nicht die beste Idee. Jedenfalls für ihn. Amtsrichter Dominik Angstwurm verhängte die im Strafbefehl avisierte Freiheitsstrafe von elf Monaten und setzte sie zur Bewährung aus.
Die zugegebenermaßen skurrile Geschichte beginnt im schönen Wien. Dort lebt der 36-jährige Mirwais S. Und dort, so hatte er es später der Polizei erzählt, sei er von einem Schwarzafrikaner angesprochen worden, ob er gegen Bares einen Koffer nach Frankfurt am Main bringen könne. Ein schnelles Geschäft, dachte sich Mirwais S. wohl. Was dann geschah, beruht auf den Schilderungen seiner Verteidigerin Eva Loy-Birzer. Denn Mirwais S. ist zum angekündigten Gerichtstermin in München nicht erschienen.
Laut dem Strafbefehl gegen den 36-Jährigen fuhr er im Oktober vergangenen Jahres nach Amsterdam, nahm dort den Koffer in Empfang und sollte mit knapp drei Kilo Gras via Zug die Grenze passieren. In Frankfurt am Main, so lautete seine Order in einer Snapchat-Korrespondenz, sollte die Ware an einen Abholer ausgehändigt werden. „Als dort niemand kam, erhielt er die Anweisung, den Koffer in München zu übergeben“, schildert Eva Loy-Birzer den Sachverhalt.
Also stieg Mirwais S. wieder in den Zug und kam am 18. Oktober in der Landeshauptstadt an. Dort begab er sich in den DB-Wartebereich und tat das, was man dort tut. Warten. Um zwölf Uhr mittags sollte die Übergabe stattfinden, vier Stunden später hatte der 36-Jährige das Warten satt. Er bat einige Frauen, auf sein Gepäck aufzupassen, sah auf dem Bahnsteig zwei Polizisten auf Streife und sprach sie an. Er habe einen Koffer mit Drogen dabei, erzählte er freimütig.
So ein alleinstehender Koffer am Bahnhof ist heutzutage auch keine ungefährliche Sache mehr und so recherchierten die Polizisten erst einmal im Umfeld des Gepäckstückes. Als etliche Frauen Mirwais S. als Inhaber identifizierten, nahmen sie den Koffer mit auf die Wache. Dort händigte die Polizei dem Mann einen Bolzenschneider aus und unter den Augen der Ordnungshüter knackte S. das versperrte Schloss. Zum Vorschein kamen mehrere Plastiktüten, darin befanden sich Vakuumtüten, die zusätzlich mit Alufolie umwickelt waren – und darin das Marihuana. Olfaktorisch hatte der Dealer auch vorgesorgt und die Tüten ordentlich mit Parfüm eingenebelt.
Die Polizei fand bei dem erfolglosen Drogenkurier knapp 650 Euro Bargeld und stellte es sicher. Mirwais S. wurde vorläufig festgenommen und Eva Loy-Birzer als Pflichtverteidigerin bestellt. Und so war es am Montag an den Prozessbeteiligten, zu warten. Auf Mirwais S. Aber der kam nicht. Also wurde sein Einspruch gegen den Strafbefehl verworfen. Ob er sich noch einmal für einen schlecht organisierten Drogendeal gewinnen lässt, dürfte fraglich sein.





















