Münsing setzt ein Zeichen für Vielfalt und Demokratie – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Der Vorstoß der Union zur Migrationsbegrenzung am gleichen Tag, als der Ghetto-Überlebende Roman Schwarzmann aus der Ukraine im Deutschen Bundestag sprach, hat Mechthild Felsch aufgeregt. Obendrauf kamen die rechtsextremen Schmierereien auf Wahlplakaten in Münsing und Umgebung. „Ich wollte wie die Wolfratshauser Flagge zeigen“, sagt die Grünen-Kreisrätin, die in Münsing wohnt. Auf eigene Kosten hat Felsch 500 Aufkleber mit Regenbogenfarben-Motiv und unter dem Motto „Münsing lebt Vielfalt. Für Freiheit & Demokratie“ herstellen lassen. Die will sie im Ort verteilen und hofft, dass möglichst viele Gewerbetreibende und Einwohner die Aufkleber anbringen.
Wichtig ist es Felsch zu betonen, dass ihre Aktion auf rein privater Initiative basiere. Ihre Parteizugehörigkeit stehe nicht im Vordergrund. „Das war eine Impulsreaktion meinerseits. Ich musste etwas tun“, so Felsch. Auf ihre Anfrage entwarf die Münsinger Künstlerin Christiana von Biron das Motiv des Aufklebers. Zudem schrieb Felsch Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) per E-Mail an, ob er der Aktion zustimme.
Münsings Rathauschef bezeichnet sich auf Nachfrage als „Befürworter“ von Felsch Vorstoß. Aus seiner Sicht müsse die Bevölkerung unabhängig von jeglicher Parteipolitik oder Wahlkampftaktik für die Demokratie und ihre Werte einstehen. Es gehe nicht an, Menschen, die anderer Meinung seien, zum politischen Feind zu erklären. „Die Schmierereien an den Wahlplakaten sind sehr schäbig“, so Grasl. „Ich habe mich beim Vorbeifahren richtig geekelt.“
Anlässlich einer Veranstaltung mit den Well-Brüdern habe er am Eingang zum Bürgerhaus extra eine Regenbogenfahne anbringen lassen. Die von den Kindern der Münsinger Mittagsbetreuung bemalte Fahne sei allerdings nicht wetterfest, weswegen dies nicht dauerhaft an der Außenfassade hängen könne.
Auch wenn eine offizielle Aktion der Kommune Münsing aus Kapazitätsgründen derzeit nicht machbar sei, spricht Grasl davon, dass sich im Schaukasten am Bürgerhaus-Eingang sicher ein Platz für ein Regenbogensymbol finden lasse. Dass die Polizei inzwischen einen Tatverdächtigen, der für die rechtsextremen Schmierereien verantwortlich sein soll, festgenommen habe, wertet Grasl positiv. Allerdings laufen die Ermittlungen weiter, auch um zu klären, ob der 21-Jährige alleinverantwortlich ist oder ob es Mittäter gibt.