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Münchner Pop-Up-Laden bringt ein Stück Filmgeschichte ins Wohnzimmer | ABC-Z

München – Entlang der hohen Fenster stapeln sich Stühle auf Schwerlastregalen übereinander. Schlichte Modelle aus Holz stehen neben Polstersesseln, ganz unten fallen zwei mit Schnitzereien verzierte und mit tiefrotem Stoff bezogene Stühle ins Auge.
Auch auf der rechten Seite des hohen Raums sind unzählige Sitzmöbel ausgestellt, dazu schwere Schränke, kleine Lampen und Kerzenleuchter. Es wirkt fast wie ein klassisches Möbelhaus. Doch dann läuft ein Mann vorbei, in den Armen trägt er Einzelteile des Torsos einer mittelalterlichen Plattenrüstung. Grinsend bringt er sie zur Kasse. An vereinzelten Möbelstücken hängt ebenfalls ein Zettel: „Verkauft“.

All die Stücke in dem Laden stammen aus dem Fundus der FTA Film- und Theaterausstattung, die sonst Kino- und Fernsehproduktionen mit Requisiten versorgt. Vorübergehend kann man sich jetzt auch als Privatperson ein Stück Filmgeschichte fürs eigene Wohnzimmer sichern: Auf dem Gelände der Bavariafilmstudios hat die FTA erstmals einen Pop-up-Shop eröffnet.

„Wir müssen Lagerfläche freimachen, weil wir Platz für Neues brauchen“, sagt Caro Cammans von der Kostümabteilung der FTA. Denn die Ausstatterin blickt auf eine lange Geschichte zurück. Angefangen hat alles vor 100 Jahren mit einer Sammlung der Bavaria-Filmstudios, später wurde daraus die heutige FTA.
Über die Jahrzehnte haben sich Unmengen an Möbeln und Requisiten angesammelt. Rund 130.000 Stücke hat allein die Münchner Niederlassung laut Cammans in ihrem Fundus, dazu 60.000 Kostüme.

Pop-Up-Store für Filmrequisiten in München: „Freuen uns, wenn sie jemanden glücklich machen“

Einige davon seien seit längerer Zeit nicht mehr vermietet worden, vielleicht, weil sie aus der Zeit gefallen sind oder weil zu deutliche Gebrauchsspuren zu sehen sind, um sie noch in einem Film zu verwenden.
Trotzdem: „Sie sind zu schön, um irgendwo zu versauern“, sagt Cammans. Sie hofft darauf, dass möglichst viele der Requisiten ein zweites Leben bekommen. „Wir freuen uns, wenn sie jemanden glücklich machen.“

In dem Laden gibt es durchaus Schnäppchen. „Wir versuchen, faire Preise zu machen“, sagt Caro Cammans. Man kann bei dem Verkauf also schon mal ein barockes Sofa mit Seidenstoff für 90 Euro ergattern.
In der Nähe steht ein Tisch aus massivem Holz, verziert mit üppigen Schnitzereien und Gold. Die Füße sind wie kleine Löwenpranken geformt. Für ein solches Kunstwerk sind 430 Euro ebenfalls verhältnismäßig wenig. „So etwas kriegt man heute kaum noch“, meint Caro Cammans. Viele der Möbel sind aus Vollholz und schön gearbeitet, zum Beispiel einige Vitrinen, Sekretäre und Bücherschränke.

Vom opulenten Tisch mit Löwenpranken bis zum schlichten Stuhl

Wie viele Stücke genau im Verkauf sind, kann Cammans nicht sagen. Der Münchner Niederlassungsleiter Thomas Hissia berichtet davon, dass fünf große Lastwagen voller Möbel und Requisiten auf die Ausstellungsflächen gebracht wurden, drei davon mit Zwischenböden.
So ist eine bunte Mischung zusammengekommen. An dem opulenten Tisch mit den Löwenpranken stehen etwa moderne, schlichte Stühle mit Armlehnen aus Plastik und dunkelgrauem Stoffbezug. Neben Designerlampen warten schnörkelige Kerzenleuchter aus Messing. Auch Kostüme gibt es, von Rüschenkleidern über Uniformjacken bis hin zu Überwürfen für Musketiere.

„Es ist aus jeder Epoche etwas dabei“, sagt Cammans. „Von modern bis barock haben wir alles hier.“ Sogar noch älter wirkende Stücke gibt es, darunter zwei schwere, hüfthohe Holztruhen mit Metallbeschlägen, die direkt aus dem Mittelalter stammen könnten. Die lederbezogenen und nietenbeschlagenen Stühle aus spanischem Nussbaumholz, die unweit davon auf einem Regal stehen, könnten gut den Rittern der Tafelrunde als Sitzmöbel gedient haben.
Die Fantasie erblüht, wenn man durch die Möbel und Requisiten stöbert. Für vieles hätte man direkt eine Idee, in welchem Film man es einsetzen könnte, sagt Cammans lachend. „Jedes der Stücke war tatsächlich in einem Film.“

Stücke aus den Eberhofer-Krimis, „Der Medicus“ und „Grand Budapest Hotel“

Kunden würden sich dafür interessieren, in welcher Produktion ihr neuer Stuhl oder ihre Lampe zu sehen war. „Da müssen wir sie leider enttäuschen“, so Cammans. Aus Datenschutzgründen darf nicht verraten werden, in welchem konkreten Werk die einzelnen Stücke zu sehen waren.
Vielleicht erkennt man manches aber selbst. FTA stattet unzählige bekannte Projekte aus, darunter Fernsehserien wie Hubert und Staller, den Bergdoktor oder Dahoam is dahoam. Auch in den Eberhofer-Krimis, in „Der Medicus“ oder in „Grand Budapest Hotel“ standen schon Requisiten aus dem Fundus.
Dabei sind nicht alle, die bisher vorbeigekommen sind, eingeschworene Filmfans, sagt Cammans. Viele würden gerade umziehen und bräuchten noch Einrichtung für die Wohnung.

Wenn es gut läuft, will FTA den Verkauf möglicherweise im nächsten Jahr wiederholen. Bisher sei der Andrang sehr groß. Der Laden ist geöffnet, solange der Vorrat reicht. Voraussichtlich bis Ende April hat man die Chance, sich ein Sofa, einen Tisch oder eine Lampe zu sichern, die schon einmal im Kino zu sehen war.

Weil der Verkauf auf dem Gelände der Bavariafilmstadt ist, muss man sich vor dem Besuch unter anmeldung@fta-muenchen.de anmelden. Im Laden ist nur Barzahlung möglich. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 15 Uhr.

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