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München: Gedenken an Arthur Schönberg, den Mitbegründer des Deutschen Museums – München | ABC-Z

Im November 1941 – aus dem einst so angesehenen und wohlhabenden Arthur Schönberg ist da längst ein entrechteter und verarmter Mann geworden – wendet sich der Ingenieur in seiner Not ans Deutsche Museum. Also an jenes Haus, das der wichtigste Mitarbeiter des Gründers Oskar von Miller jahrzehntelang geprägt hat.

Infolge des Hilferufs schreibt der damalige Museumsleiter Jonathan Zenneck einen Brief an die Münchner Wirtschaftskammer. Darin verweist er auf die Verdienste Schönbergs und seine Auszeichnung 1925 mit dem Goldenen Ehrenring des Freistaats. Das Schreiben beschließt Zenneck mit den Worten: „Ich würde es vom menschlichen Standpunkt aus außerordentlich hart empfinden, wenn dieser alte Mann nach all dem, was er für Deutschland geleistet hat, nun nach Polen verschickt würde.“

Doch auch dieser Brief von höchster Stelle kann Arthur Schönberg nicht vor der Verfolgung des NS-Regimes bewahren: Im Juni 1942 werden seine Ehefrau Evelyne Schönberg und er aus München ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort sterben sie wenig später – angeblich an Lungenentzündung. Nach dem Krieg geraten Schönberg und sein Wirken für die Wissenschaft dann zunehmend in Vergessenheit.

Die Angehörige Carole Ernst-Schönberg (v. li.), Sasha Bourblanc, Robin Bourblanc und Stadträtin Nimet Gökmenoglu mit den Erinnerungszeichen, die am früheren Wohnort der Familie Schönberg in der Hiltenspergerstraße angebracht wurden. (Foto: Johannes Simon)
Auch Arthur und Evelyne Schönbergs Tochter Lotte Ernst wird gedacht. (Foto: Johannes Simon)

Doch nachdem Wilhelm Füßl, der langjährige Archivleiter des Deutschen Museums, voriges Jahr eine viel beachtete Biografie über „Ein Ingenieurleben im Schatten Oskar von Millers“ veröffentlicht hat, gedenkt nun auch die Stadt München dieses Mannes, der meist im Hintergrund wirkte. So ist am Mittwochabend am früheren Wohnort der Familie in der Hiltenspergerstraße 43 ein Erinnerungszeichen für Evelyne und Arthur Schönberg sowie ihre Tochter Lotte Ernst und deren Ehemann Rudolf Ernst angebracht worden.

Zuvor hatte eine Gedenkveranstaltung im Deutschen Museum mit Generaldirektor Wolfgang Heckl, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, und der Angehörigen Carole Ernst-Schönberg auf das Leben Arthur Schönbergs zurückgeblickt, das dessen Biograf Wilhelm Füßl mehr als 30 Jahre lang erforscht hat. Ihm zufolge hielt sich der 1874 in Wien geborene Cousin des Komponisten Arnold Schönberg stets im Hintergrund, wiewohl er als früher Mitarbeiter und späterer Gesellschafter des Planungsbüros Oskar von Millers prägend für die Anfangszeit des Deutschen Museums war. Oder wie Füßl es ausdrückt: „Oskar von Miller war die Frontfigur, aber die Arbeit gemacht hat Arthur Schönberg.“

Wohl auch wegen dieser herausgehobenen Rolle gab sich der Ingenieur nach der Machtergreifung der Nazis 1933 noch zuversichtlich. „Was kann mir schon passieren?“, sagte er seiner Tochter gegenüber – eine fatale Fehleinschätzung. So wurde Schönberg 1934 aus dem Deutschen Museum ausgeschlossen und musste seine Arbeit aufgeben. Nach einer Inhaftierung im KZ Dachau wollte er doch noch ausreisen, was aber am Geld scheiterte. Und so starben zunächst Evelyne Schönberg Ende 1942 und wenige Monate später auch Arthur Schönberg im Ghetto Theresienstadt. Ihr Schwiegersohn Rudolf Ernst hatte 1941 in Zagreb Suizid begangen; seine Ehefrau Lotte Ernst wurde verhaftet und wahrscheinlich im KZ Jasenovac ermordet.

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