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München: BFV investiert in Immobilien – neue Büros, Wohnungen und Café – München | ABC-Z

Wer gerne in Erinnerungen an knapp 40 Jahre Theater-Geschichte in der Brienner Straße schwelgen möchte, sieht sich beim Betreten des ehemaligen Volkstheater-Geländes schnell enttäuscht. Schon dreieinhalb Jahre nach dem Umzug ins Schlachthofviertel erinnert in der Maxvorstadt optisch nichts mehr an den Ort, an dem seit 1983 so viele Aufführungen die Münchner begeistert hatten. Bereits im Winter 2021 wurde das alte Gebäude, das 1955 ursprünglich als Mehrzweckhalle erbaut worden war, abgerissen.

Seit Sommer 2024 steht dort nun ein moderner Glasbau, der zunächst nicht den Eindruck erweckt, den Münchnern ähnlich viel bieten zu können. Errichtet wurde das Gebäude im Auftrag des Bayerischen Fußballverbands (BFV). Denn bereits seit den Fünfzigerjahren befindet sich das Grundstück im Eigentum des BFV, das Volkstheater war dort nur zur Miete untergebracht. Im Neubau befinden sich nun vor allem Büros auf knapp 6700 Quadratmetern, aber auch Wohnungen mit einer Gesamtfläche von knapp 1300 Quadratmetern sowie seit Mitte Februar ein Café der Kette Cotidiano.

Was aber haben Münchner, so sie nicht gerade Café-Fans sind, von dem Nachfolgekomplex des früheren Theaters? Jürgen Igelspacher, Geschäftsführer des BFV, sieht die Veränderungen jedenfalls positiv: „Natürlich ist es schade, dass das Volkstheater abgewandert ist“, sagt er. Schließlich sei man beim BFV weiterhin der Meinung, dass Kunst und Fußball ausgezeichnet zusammenpassten. „Doch wir bieten den Münchnern weiterhin etwas.“

Das Café soll auch den Innenhof bespielen. (Foto: Catherina Hess)
Den Großteil der bebauten Fläche nehmen Büros ein. (Foto: Catherina Hess)

Was der 56-Jährige meint: Im Innenhof soll dort, wo einst das Team des Restaurants „Meschugge“ die Theater-Gäste bewirtet hatte, dank des neuen Cafés wieder reges Treiben herrschen. Aktuell scheint die neue Cotidiano-Filiale, die bereits fünfte der Stadt, noch eher ein Geheimtipp zu sein: Bei zwei Besuchen knapp zwei Wochen nach der Eröffnung ist am späten Nachmittag kaum etwas los.

Nach Igelspachers Einschätzung profitiert die Stadt aber nicht nur von einem lebendigen Innenhof. So habe der BFV neuen Wohnraum geschaffen, wozu den Verband allerdings auch Auflagen der Stadt verpflichtet hatten. Denn auch zuvor waren Wohnungen Teil des Geländes gewesen. Und: Die Dachterrasse des Gebäudes können Privatpersonen oder Organisationen mieten sofern sie das nötige Geld mitbringen. Einige Anwohner das berichtet der Geschäftsführer  sollen derweil gar nicht so traurig über die Abwanderung des Volkstheaters sein. Schließlich sorgten gut 600 Besucher bei ausverkauften Vorführungen durchaus für einen gewissen Lärm.

Das primäre Ziel, das der Verband mit der Großinvestition verfolgt, hat allerdings nichts mit der Stadtgesellschaft, sondern mit seinen gut 1,6 Millionen Mitgliedern zu tun. Die Mieteinnahmen sollen zur Stabilisierung der Verbandsfinanzen beitragen und so auch die Gebühren für die 4400 Vereine im Rahmen halten.

Die Baukosten von zunächst geplanten 40 Millionen Euro wurden laut Fußballverband eingehalten. (Foto: Catherina Hess)
Ein außerordentlicher Verbandstag des Bayerischen Fußballverbands hatte die Pläne abgesegnet. (Foto: Catherina Hess)

Dass der BFV-Geschäftsführer die neue Anlage vorstellt, ist dabei nicht ganz selbstverständlich. Schließlich wird die offizielle Einweihung des Gebäudekomplexes erst in einigen Monaten stattfinden. Es ist wohl auch einem gewissen Stolz zu verdanken, dass das Team um Igelspacher das Resultat jahrelanger Planungen und Arbeiten gerne präsentiert.

Stolz sind sie beim BFV besonders darauf, dass sie ihre ursprünglichen Finanz- und Zeitpläne vollständig eingehalten haben. Im Oktober 2021 hatten die Delegierten bei einem außerordentlichen Verbandstag in Regensburg einstimmig für den Einstieg ins Immobiliengeschäft und den Neubau gestimmt immerhin die größte Einzelinvestition in der Geschichte des BFV. Der angepeilte Termin für die Fertigstellung des Bauprojekts: Sommer 2024. Und tatsächlich konnten im August des vergangenen Jahres die ersten Mieter einziehen. Die Kosten des Projekts hatten Kalkulationen vor Beginn auf 40 Millionen Euro beziffert. Davon, dass diese eingehalten wurden, scheint Igelspacher selbst fast überrascht. „Man muss sehen, dass wir während der Corona-Zeit angefangen haben“, betont er. „Spätestens nach dem Ukraine-Krieg haben dann alle gesagt, dass die Kosten explodieren würden. Das war bei uns nicht der Fall.“

Was gegenüber den zunächst veranschlagten Zahlen nicht stabil geblieben ist, sind jedoch die Mietpreise. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten hatte ursprünglich ergeben, dass 32,50 Euro pro Quadratmeter Bürofläche und 23 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche aufzurufen seien. Beides seien allerdings Mindestwerte gewesen, wie Geschäftsführer Igelspacher betont. Die tatsächlichen Preise liegen nun höher.

Der Name, unter dem das Projekt firmiert, ist derweil noch nicht Programm. Von den „Brienner Gärten“ ist in allen offiziellen Verlautbarungen des BFV die Rede, was ein wenig an die ebenfalls neu gebaute Sportarena „SAP Garden“ im Olympiapark erinnert. Grün, wie man es von Gärten erwarten würde, soll es dann im Frühjahr werden, wenn im Mai auch die offizielle Einweihung ansteht. Die Münchner, so Igelspachers Hoffnung, sollen am neuen Areal dann ähnlich viel Freude haben wie am Volkstheater. Und der Vergangenheit nicht mehr nachtrauern.

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