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München: außergewöhnliche Kino-Events und Filmreihen – München | ABC-Z

Kinos sind mehr als Filmabspielstätten. Seit dem Erstarken des Heimkinos mit den erschöpfenden Programmen der Streaming-Anbieter gilt mehr denn je: Der Kinobesuch soll als Erlebnis einzigartig sein. In München locken deshalb regelmäßig große Publikumspremieren, wo Fans Selfies machen und Fragen stellen können. Filmgespräche gibt es nahezu jede Woche zu unterschiedlichen Themen. Und überhaupt: Kaum ein Kino, das sich lediglich auf die fünf bis zehn Neustarts pro Woche konzentriert – stets lassen sich in den Spielplänen auch Sondervorführungen, Reihen und Events finden. Die Vielfalt ist enorm: ob „Ladykino“ oder „Babykino“ (Neues Maxim), ob Matineen oder Musikfilme (etwa in den Leopold- und ABC-Kinos). Hier ein paar gute Gründe, öfter ins Kino zu gehen.

Queere Reihen

Der trans Schauspieler Elliot Page ist in dem Independent-Drama „Close to You“ in den Münchner Kinos zu sehen, unter anderem bei der „Queerfilmnacht“ im Arena. (Foto: Salzgeber)

Ein Safespace, ein Ort zum Austausch, aber vor allem ein Filmabend für emotionale, manchmal komplizierte Geschichten über Liebe, Outing, Sexualität: Gleich mehrere Kinos in München bieten Event-Reihen für die LGBTQ+ Community an. Das City-Kino war wohl zuerst da: Schon seit mehr als 25 Jahren gibt es den „Mongay“-Abend. Dem Arena-Filmtheater geht es bei seiner „Queerfilmnacht“, die hier jeden zweiten Mittwoch läuft, auch darum, seine bunte, teils queere Nachbarschaft ins Kino einzuladen.

Talk, Talk, Talk

Einmal im Monat zeigt und bespricht der Drehbuchautor Marius Bacza einen alten Film, der gerade zu einem neuen passt. (Foto: Robert Haas)

„Was sind eure ersten Gedanken zu der Kameraführung?“ Oder: „Wer will einen Schluck Grappa?“ So könnten die Fragen lauten, die Marius Bacza an einen richtet, wenn man bei den „Screenshots“ im Monopol im Publikum sitzt. Monatlich „screent“ das Kino aus Anlass eines Neustarts einen alten Film, etwa vom gleichen Regisseur. Dazu gibt es einen Shot. Im Anschluss analysiert der Drehbuchautor das Gesehene mit einem Gast auf der Bühne sowie den Zuschauern. Schon länger fester Bestandteil des Spielplans im Monopol ist die Reihe „Mitt-Doks-Delikatessen“. Dokumentarfilme boomen, sie sind deutlich öfter auf der großen Leinwand zu sehen als noch vor zehn oder 20 Jahren. Wer mit Dokumentarfilmern ins Gespräch kommen will, hat dazu hier Gelegenheit. Jeden Mittwochabend werden außergewöhnliche Dokumentarfilme aufgeführt, oft als Preview, regelmäßig mit anschließenden Filmgesprächen.

Originalversionen

Selena Gomez im Film „Emilia Perez“. (Foto: Neue Visionen Filmverleih, Wild Bunch Germany)

Die Zeiten, in denen man in Münchner Kinos fast ausschließlich synchronisierte Filme sehen konnte, sind zum Glück lange vorbei: Heute bieten selbst Multiplex-Kinos die großen Hits aus Hollywood in verschiedenen Fassungen an. Im Filmmuseum, Werkstattkino, Cinema, den Museum Lichtspielen oder dem Theatiner stehen OV-Vorstellungen (mit oder ohne Untertitel) ohnehin auf der Tagesordnung, und auch in den Leopold- und ABC-Kinos laufen regelmäßig Originalversionen. Schon sehr lange gibt es auch die Reihe „Cine Español“ im altehrwürdigen Studio Isabella: Jeden Mittwoch werden dort Filme aus Spanien oder Lateinamerika im Original mit deutschen Untertiteln aufgeführt. In den kommenden Wochen stehen Filmklassiker aus Mexiko („Llévame en tus brazos – Schließe mich in deine Arme“ aus dem Jahr 1954), neue Filme aus Peru („Reinas – Die Königinnen“) oder die Oscar-Hoffnung „Emilia Pérez“ auf dem Spielplan.

Sneak-Previews

Das Mathäser-Kino in der Bayerstraße. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Grundsätzlich anders als ein Netflix-Abend auf dem heimischen Sofa ist der Kinobesuch wohl dann, wenn man gar nicht weiß, in welchen Film man sich gerade gesetzt hat. Ewig grübeln, im Voraus Kritiken lesen, abwägen, ob es sich für die Komödie oder das Drama lohnt, 90 Minuten Freizeit zu investieren – das geht bei den Sneak-Views wohl kaum. Aber warum denn nicht den beflissenen Kinobesitzern für einen Abend die Entscheidung darüber überlassen, welchen Film man sieht? Allein eine grobe Genre-Präferenz gibt der Zuschauer wohl dann ab, wenn er sich für ein Kino entscheidet, das Sneak-Vorstellungen anbietet: Das City-Kino etwa zeigt jeden Montag eine Sneak-Preview, meistens einen Arthouse-Film. Alte Klassiker kann man hingegen jeden dritten Montag im Monat im Rio bei den Classic Sneaks gucken. Und der Mathäser Filmpalast lockt jeden Mittwoch mit einem „sneaky“ neuen Blockbuster, der erst kurze Zeit später zu regulären Kinospielzeiten läuft.

Subkultur

Großes Herz für das Abseitige: Wolfgang Bihlmeier (l.) und Bernd Brehmer in ihrem Werkstattkino in der Fraunhoferstraße. (Foto: Catherina Hess)

Seit 1976 verschreibt sich das „Werkstattkino“ dem, was abseits der großen Leinwände und großen Gelder produziert wird. Hier ist Raum für authentische, gesellschaftskritische Filmkunst, die zum Teil nicht mal einen regulären Kinostart ergattert. Oft politisch, oft aus dem Ausland, dann immer in Originalsprache. Die Preise sind abhängig von den Filmen, aber immer moderat, fast nie über sechs Euro und nur in Bargeld zu bezahlen. „Eine Leinwand für Subkultur“ bietet auch das Arena-Kino jeden vierten Mittwoch im Monat, wenn das „Kiezkino“ läuft. Krimis aus der Pariser Banlieue, Comedy aus der Graffiti-Szene, oder nächstes Mal, am 27. November, die Dokumentation „Style Wars“ über Hip-Hop. Genauso divers wie das Programm sei auch das Publikum, das das Arena zu der Event-Reihe einlädt: „Solche Menschen, die nicht unbedingt auf die Idee kommen, etwa für herkömmliche Mainstream-Filme ins Kino zu gehen.“ Jugendliche, Kreative, Freigeister. Ganz im Sinne der Förderung von Newcomern und kleinen Unternehmen gibt es zu jeder Kinokarte gratis ein Craft-Bier von „Hoppebräu“ dazu.

Oper im Kino

Als wäre man hautnah dabei: Puccinis „Tosca“ an der Metropolian Opera wird auch in zahlreichen Kinos übertragen. (Foto: Marty Sohl/Met Opera)

Sektflöten, Krabben-Cocktails, Hochkultur: Passend zu dem „Premium-Kino“, das die Astor Film Lounge im Arri seit ihrem Umbau 2018 ist, kommt man hier regelmäßig in den Genuss großer Klassik-Œuvres: Ein Besuch der regelmäßigen Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera, von den Berliner Philharmonikern oder dem Londoner Royal Ballett and Opera fühlen sich eher nach Konzerthaus als nach Kino an. Das vertraute Kinogefühl mit Popcorn und Flaschenbier wird sich nicht einstellen, wenn etwa am 23. November Puccinis „Tosca“ aus New York übertragen wird, aber braucht es das auch immer? Wenn die erste Geige ertönt, ist es zumindest akustisch so, als wäre man selbst dabei am Lincoln Square – Dolby Atmos sei Dank. Klassik-Übertragungen mit Stil gibt es regelmäßig auch im Cinemaxx, Mathäser, Gloria Filmpalast und Kino Solln.

Wundertüte

Der Vorführsaal im Münchner Filmmuseum. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/HRSchulz)

Es liegt mitten in der Stadt, wirkt derzeit aber etwas verloren: Das Filmmuseum ist seit dem Auszug von Stadtmuseum (das renoviert wird) und Stadtcafé (das im Oktober überraschend aufgegeben hat) recht allein im großen Gebäudekomplex am St.-Jakobs-Platz. Doch der Kinobetrieb im Keller geht weiter, wie immer mit fein kuratierten Reihen, Retros oder Festivals. Das Programm steht schon lange vorher fest, einmal pro Woche gibt es aber Überraschungen: Donnerstags ist für aktuelle Veranstaltungen in der sogenannten „Open Scene“ reserviert. Dann werden kürzlich verstorbene Filmmenschen mit Sondervorführungen geehrt, werden Ehrentage gefeiert oder laufende Ausstellungen mit passenden Filmen begleitet. Jede Woche anders, jede Woche neu.

Klassiker

Für ihren Auftritt in “Fargo” erhielt Frances McDormand 1997 den Oscar als beste Hauptdarstellerin. (Foto: ZDF/OBS)

Ab wann ist ein Film alt? Während die einen bereits die Hits des Vorjahres als olle Kamellen abtun, gehen die anderen bei ihrer Suche nach Filmklassikern zurück bis in die Stummfilmzeit. Im regulären Programm läuft fast ausschließlich Neues, einige Kinos zeigen aber regelmäßig Klassiker: Im Cinema etwa gibt es die Reihe „Movie Club“, dort laufen im November die „Lord of the Rings“-Filme von Peter Jackson in der Originalfassung. Das Mathäser zeigt in den kommenden Wochen die größten Hits von Alfred Hitchcock („Psycho“, „Vertigo“, „Die Vögel“) als Sonntags-Matineen, das City Kino präsentiert zweimal im Monat in einer eigenen Reihe asiatische Filmperlen wie „Oldboy“ oder „Mishima“. Und jeden ersten Dienstag im Monat findet die Reihe „Best of Cinema“ statt: Dann zeigen sehr viele Kinos im ganzen Land gleichzeitig einen Film aus den vergangenen Jahrzehnten, im Dezember steht „La La Land“ (2016) auf dem Programm, im neuen Jahr folgen die Neunzigerjahre-Hits „Sieben“ oder „Fargo“.

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