Müllgipfel in Berlin: Ein dreckiges Problem | ABC-Z
In einem Anflug von „Gipfelitis“ habe sie den Müllgipfel initiiert, sagt Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) – auch, um zu signalisieren, dass ihr das Müllproblem nicht egal sei. Engagierte Anwohner:innen, die BSR, Recyclinginitiativen, Mitarbeitende des Umweltamts und der Grünen-Bezirksstadtrat für den öffentlichen Raum, Christopher Schriner (Grüne), sind Remlingers Einladung gefolgt. So verschieden die Teilnehmenden, so einig sind sie sich in der Analyse: Berlin hat ein Müllproblem – und zwar ein großes.
„Wir sind verzweifelt“, gibt Remlinger zu. 80 Prozent der Zuschriften, die sie erreichten, beträfen das Thema Müll im Bezirk. Als Mülleimer zweckentfremdete Einkaufswagen, Sperrmüll, To-go-Becher – all das prägt das Stadtbild in Mitte und darüber hinaus. Eine im Vorfeld des Gipfels durchgeführte Umfrage, an der knapp 300 Menschen teilnahmen, zeigte: Am meisten stören sich die Berliner:innen an Verpackungs- und Plastikmüll. „Ich überlege umzuziehen, weil ich nicht auf einer Müllhalde leben will“, lautete eine Rückmeldung im Rahmen der Umfrage.
Großer Andrang beim Thema Müll
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Dann Pettersson
Remlinger versucht, den Frust der Teilnehmenden aufzufangen: „Auskotzen ist heute definitiv erlaubt. Sie dürfen schimpfen“, sagt sie. Doch was tun – abgesehen vom Schimpfen? Darauf kann auch der explizit einberufene Müllgipfel keine konkreten Antworten geben, denn der soll nur ein Auftakt sein und zunächst einen Raum für Synergien schaffen. Das Müllproblem ist schließlich ein facettenreiches.
Da ist der private Müll, der immer noch nicht ausreichend getrennt wird und in den Weddinger Hinterhöfen die Mülltonnen überquellen lässt. Der öffentliche Müll, der sich links und rechts an Berlins Straßen türmt. Etwa 400 Kilogramm Müll produziert jede Berliner:in pro Jahr. Und dann ist da ja auch noch der Gewerbemüll, der unsachgemäß auf der Straße landet.
Mehr Müll-Infos
Wie bei Umweltthemen nicht unüblich lautet auch beim Müllgipfel das Credo: Eigenverantwortung. Denn einen „Koffer voll Geld“ hat Remlinger, auch angesichts der angespannten Berliner Haushaltslage, beim Müllgipfel nicht dabei. Stattdessen wird viel über ehrenamtliche Nachbarschaftsinitiativen, selbstorganisierte Tauschbörsen und die Rolle des Ordnungsamts diskutiert. Remlinger zeigt sich offen für eine vom Ordnungsamt beorderte Soko-Müll, wie es sie in Neukölln bereits gibt.
Auf der To-do-Liste der BSR landet vor allem der Wunsch nach einer verbesserten Kommunikation der bereits bestehenden Angebote. Das gilt auch für die sogenannten Kieztage, bei denen Sperrmüll an einer mobilen Sammelstelle im Kiez abgegeben werden kann. Ein hilfreiches Angebot – nur wissen bisher die Wenigsten davon.
Stefanie Remlinger hätte auch gern den Berliner Wohnungsgesellschaften eine To-do-Liste geschrieben – doch ausgerechnet die fehlen am Donnerstag. Trotzdem verlassen die meisten Besucher:innen den Gipfel nach eigenen Angaben optimistisch. Zumindest die Ohnmacht gegenüber dem Müllproblem sei etwas kleiner geworden, heißt es. Alles Weitere werde die Zukunft zeigen.