Mpox: Verbreitung, Übertragung, Symptome und Behandlung – die wichtigsten Fragen – Gesundheit |ABC-Z
Das Virus, das die Krankheit Mpox – vormals Affenpocken genannt – auslöst, wurde 1970 erstmals bei einem Menschen in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt. Der Kongo ist bis heute das am stärksten betroffene Land. Von dort aus breitet sich seit etwa einem Jahr ein neuer Virustyp aus, der die Weltgesundheitsorganisation WHO dazu veranlasste, am Mittwoch den internationalen Gesundheitsnotfall auszurufen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Welcher Virustyp steht im Fokus der Aufmerksamkeit?
Das Mpox-Virus kommt in zwei Hauptvarianten vor, die Klade I und Klade II genannt werden. Aktuell steht Klade I im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Mit diesem Typ steckten sich Menschen bisher vorwiegend dann an, wenn sie Kontakt zu Nagetieren oder Affen hatten. Mittlerweile aber hat ein Teil der zu diesem Typ gehörenden Erreger die Fähigkeit erworben, sich anhaltend von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Fachleute gehen davon aus, dass dieser neue Verbreitungsweg für die aktuell stark gestiegenen Fallzahlen in Zentralafrika verantwortlich ist.
Diese neuen Abkömmlinge werden nun unter dem Namen Klade Ib zusammengefasst. Die Bezeichnung Klade Ia steht für den alten Subtyp, der von Tieren auf Menschen überspringt. Auch er zirkuliert noch weiter in Afrika.
Gleichzeitig sind auch Klade-II-Viren noch in Afrika wie auch in anderen Ländern verbreitet. Diese Erreger werden schon immer zwischen Menschen weitergeben. Sie lösten vor zwei Jahren den mehr als 100 Länder umfassenden Ausbruch aus, von dem auch Deutschland betroffen war.
Ein zentraler Unterschied zwischen den beiden Haupttypen ist, dass Typ I traditionell schwere Krankheitsverläufe auslöst. Da er nun einen weiteren Verbreitungsweg gefunden hat, könnten mit ihm auch die schweren Fälle zunehmen.
:WHO erklärt Mpox-Ausbruch zum globalen Notfall
In Afrika zirkuliert eine neue Variante des Affenpockenvirus. Sie löst wahrscheinlich schwerere Erkrankungen aus als der Erreger, der vor zwei Jahren in Europa auftauchte.
Welche Länder sind derzeit betroffen?
Die neuen Klade-Ib-Erreger wurden bisher hauptsächlich im Kongo, vereinzelt auch in Kenia, Burundi, Uganda und Ruanda nachgewiesen.
Am Donnerstag wurde zudem in Schweden eine Infektion mit einem Klade-I-Erreger bestätigt. Unklar ist bisher, zu welchem Subtyp er gehört. Die staatliche schwedische Gesundheitsbehörde gab bekannt, dass sich die nicht näher beschriebene Person zuvor in einem afrikanischen Mpox-Gebiet aufgehalten habe. Besondere Maßnahmen für das Land seien aktuell nicht notwendig, schrieben die schwedischen Seuchenschützer: „Die Tatsache, dass gerade ein Mensch mit Mpox im Land behandelt wird, hat keinen Einfluss auf das Risiko der Gesamtbevölkerung.“
Wie groß ist die Gefahr für Europa?
Die in Schweden ansässige europäische Seuchenschutzbehörde ECDC schätzt die Gefahr für die breite Bevölkerung in der EU weiterhin als insgesamt niedrig ein. Für die meisten Menschen sei sowohl die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, als auch das Risiko, schwer zu erkranken, gering. Für Reisende in betroffene Gebiete sei die Infektionsgefahr moderat, sofern sie keine engen Kontakte zu Erkrankten pflegten. Dennoch nannte es die Behörde „sehr wahrscheinlich“, dass man in der EU auch weitere Fälle von Klade-I-Infektionen sehen werde.
Ähnlich äußerte sich Direktor der WHO-Europa-Sektion, Hans Kluge. Auf X schrieb er: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis Klade-I-Viren auch in anderen Weltregionen auftauchen würden.“ Er rief die Mitgliedsstaaten dazu auf, die Krankheitsüberwachung zu verstärken.
Andere Fachleute bezeichneten das Auftreten des Erregers in Schweden als Warnsignal. So wies Jonas Albarnaz, Forscher am britischen Pirbright Institute, darauf hin, dass mit dem schwedischen Fall erstmals eine Infektion mit einem Klade-I-Virus außerhalb Afrikas dokumentiert worden sei. Womöglich sei deren Verbreitung schon weiter fortgeschritten als gedacht.
Wie kann der Erreger diagnostiziert werden?
Das Mpox-Virus wird durch PCR-Tests im Labor diagnostiziert, wie es viele Menschen noch von der Covid-Pandemie kennen. „PCR-Tests können zwischen Klade I und II des Virus unterscheiden“, sagt Jonas Albarnaz. Um auch den Subtyp a oder b zu bestimmen, müsse allerdings das gesamte Virusgenom analysiert werden. Solche Sequenzierungen sind zeitaufwendig, längst nicht überall gibt es die Kapazitäten dafür. In vielen Teilen Afrikas fehlt es schon an den PCR-Tests, wie die Behörde Africa CDC einräumte. Genomsequenzierungen sind noch viel seltener. Das ist ein Grund, warum alle bisherigen Erkenntnisse zu dem neuen Subtyp noch unter Vorbehalt stehen.
Wie wird der Erreger übertragen?
Der neue Ib-Typ wird ersten Erkenntnissen zufolge durch sexuellen oder anderen engen Körperkontakt weitergegeben. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen erfolgen üblicherweise über Körperflüssigkeiten und Kontakt zu den Hautausschlägen, die für die Krankheit typisch sind. Die Flüssigkeit aus aufgeplatzten Bläschen, aber auch der Schorf, der sich über den Läsionen bildet, gelten als besonders infektiös. Anstecken kann man sich auch über gemeinsam genutzte Gegenstände wie Bettwäsche oder Kleidung. Beobachtet wurde zudem, dass Mütter das Virus während der Schwangerschaft an ihre Babys weitergaben.
Wie äußert sich die Erkrankung?
Das Leiden beginnt in vielen Fällen mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und geschwollenen Lymphknoten. Oft tritt erst Tage später das charakteristischste Symptom auf: blasenförmige Hautausschläge, die besonders häufig Gesicht, Hand- und Fußflächen sowie die Genitalregion überziehen. Manche Menschen haben nur ganz wenige dieser Blasen, andere mehrere Tausend. Der Ausschlag kann schmerzen, jucken und Narben hinterlassen.
Über die Hautläsionen können weitere Erreger in den Körper dringen und schwere Entzündungen bis hin zur Sepsis auslösen. Die Mpox-Viren selbst können in schweren Fällen zu Entzündungen der Lungen, des Hirns oder Herzmuskels führen. Die Sterberate der Klade-I-Fälle wird mit etwa zehn Prozent angegeben. Allerdings stammen die Erfahrungen aus Gebieten, in denen die Grundgesundheit der Menschen ebenso wie deren Versorgung schlecht sind. In Staaten mit gut ausgebautem Gesundheitssystem dürften Erkrankte bessere Prognosen haben. Noch ist zudem unklar, ob das alles so auch für den Subtyp Ib gilt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Generell ebben die Symptome oft nach zwei bis drei Wochen von allein wieder ab. Bis dahin können Beschwerden wie Fieber, Schmerzen und Juckreiz gelindert werden. Seit 2022 ist in Europa das antivirale Medikament Tecovirimat zugelassen. Allerdings fehlt es nach WHO-Angaben noch an Erfahrung mit dem Mittel, zudem seien die Bestände klein. Daher wird es überwiegend bei schweren Fällen oder Risikopatienten wie HIV-Infizierten eingesetzt.
Wie sieht es mit Impfstoffen aus?
Gegen Mpox sind zwei Vakzine zugelassen, die ursprünglich gegen die menschliche Form der Pocken entwickelt worden, aber nach bisherigen Erkenntnissen auch gegen Mpox wirksam sind. Allerdings, so sagte es Brian Ferguson, Immunologe der University of Cambridge: „Es gibt nicht genügend Impfdosen, und sie gelangen nicht dorthin, wo sie gebraucht werden.“ Es forderte größere internationale Anstrengungen, um genug Vakzine verfügbar zu machen. Die Gesundheitsbehörde Africa CDC hatte die Zahl der benötigten Dosen für den Kontinent auf zehn Millionen geschätzt. Bisher hat sie 200 000 zur Verfügung.
Die WHO gibt an, dass derzeit 500 000 Impfdosen zum Kauf bereitstünden. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, sobald es verbindliche Aufträge gibt. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Staaten mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. Die EU hat bereits angekündigt, gut 175 000 Vakzin-Dosen zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40 000 Dosen spenden.
Mit Material von dpa und dem Science Media Center