Motorsport-Hochburg Moosburg: 100 Jahre Concordia-Rennbahn – Freising | ABC-Z

Überfüllte Züge aus Richtung Freising und Landshut, Kolonnen von Autos, Motorrädern und Fahrrädern sowie verstopfte Straßen: Solche Szenen gibt es nicht erst heute in Moosburg. Die Stadt war einst, zumindest für kurze Zeit, ein Rennsport-Eldorado. Zur Eröffnung der neuen Betonbahn am 10. Mai 1925 stürmten 6000 Besucherinnen und Besucher in das damals 4200 Einwohner zählende Moosburg. Die Menschen waren Rennsport-begeistert, Fußball spielte in der öffentlichen Wahrnehmung noch keine Rolle.
Die Geschichte beginnt, wie in vielen anderen Orten auch, mit der Gründung eines Radsportvereins 1886. Vor der Jahrhundertwende war dieses Freizeitvergnügen dem gehobenen Bürgertum vorbehalten, „das Fahrrad war ein Luxusobjekt“, erzählt Michael Kerscher, Leiter des Heimatmuseums Moosburg, bei einem Rundgang. Bald aber wurde das Rad zum Alltagsgegenstand. Anfang der Zwanzigerjahre wuchs das Interesse an Motorrädern. Die Rennveranstaltungen wurden für das Publikum zum beliebten Freizeitvergnügen. Kerscher hat eine kleine, aber informative Ausstellung über dieses Kapital der Stadthistorie zusammengestellt.
Zwei Jahre lang haben die Recherchen und Vorbereitungen gedauert. Sogar er als gebürtiger Moosburger habe noch Neues erfahren, sagt Bürgermeister Josef Dollinger. Die Ausstellungsmacher stoßen ebenfalls auf immer neue Details. Zum Beispiel, dass die alte Soyer SAC aus dem Jahr 1931, die zusammen mit zwei anderen Motorrädern als Leihgabe in der Schau zu sehen ist, tatsächlich einmal auf der Rennbahn in Moosburg gestartet ist.
Radrennen fanden in Moosburg bereits in den Jahren 1886 bis 1902 statt, vermutlich auf dem Viehmarktplatz. Der Rennsport schlummerte in den Folgejahren etwas vor sich hin, bis sich der Optiker Konrad Dorn in Moosburg niederließ. Er belebte den Fahrrad-Club 1886 Moosburg neu und übernahm 1922 den Vorstand – und er plante Großes. In Moosburg sollte die größte Radrennbahn Süddeutschlands entstehen. Sogar Münchner Vereine wie der Motorsportclub „Sturmvogel“ trugen hier Veranstaltungen aus.

Die Moosburger gingen das Bauprojekt schnell an. Im April 1922 unterschrieb man den Pachtvertrag für ein Grundstück nördlich der Stadt. Mit viel Eigenleistung entstand 1924 eine Erdbahn, in erster Linie für Radrennen. Renntage waren Festtage mit Frühschoppen, Musik und teils sogar mit Feuerwerk.
Für die in Mode kommenden Motorradrennen aber war die Bahn kaum geeignet. Schon im November 1924 beschloss der Verein die Namensänderung in „Rad- und Motorradfahrer-Club 1886 Moosburg“. Und auch eine neue Bahn sollte her. Bald war klar, dass die angestrebte Holzbahn mit Kosten von 75 000 Reichsmark zu teuer würde. Innerhalb weniger Wochen wurde deshalb der bestehende Kurs mit 1000 Zentner Beton ausgebaut. Die Bahn war 500 Meter lang, sieben Meter breit und hatte eine beeindruckende Kurvenüberhöhung von 4,2 Meter. Das Stadion fasste 3000 Zuschauer.



Bekannte Rennsportler wie Europameister Josef Giggenbach oder Hans Soenius starteten auf der Concordia-Bahn. Auch die Stadt Moosburg brachte erfolgreiche Fahrer hervor. Karl Kolmsperger, Jahrgang 1894, fuhr international zahlreiche Siege ein, in den Ergebnislisten seiner Heimatstadt taucht er allerdings nicht auf. Er starb 1928 nach einem Sturz auf einer Fünf-Länder-Fahrt in der damaligen Tschechoslowakei. Unumstrittener Lokalmatador war Anton Deliano (1897–1978) mit 25 Siegen und zahlreichen zweiten und dritten Plätzen. Mit ihm schließt sich ein Kreis: Er gewann sowohl das erste als auch das letzte Motorradrennen auf der Zementbahn. Auch Deutsche Radmeisterschaften wurden hier ausgetragen.
Schwere Unfälle blieben die Ausnahme. Am 11. Oktober 1931 allerdings starb ein sechsjähriger Bub aus Freising, als bei einer Kollision eine Holzlatte der Bahnumrandung herausgerissen wurde. Die Blütezeit der Rennbahn war schnell vorbei. Am 1. April 1934 fand das letzte Rennen statt, im gleichen Jahr musste der Verein Konkurs anmelden. Die Zuschauer blieben aus, es gab mehr Konkurrenz, die Kosten stiegen. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise waren deutlich zu spüren.
Nach dem Krieg erwarb der Unternehmer Erich Döring das Grundstück und baute dort die Firma Normstahl-Garagentore auf. Reste der alten Tribüne sind in einer noch existierenden Halle verbaut.
Die Sonderausstellung „100 Jahre Concordia-Rennbahn – Mit Vollgas in die Pleite“ im Heimatmuseum Moosburg, Kastulusplatz, dauert bis zum 28. September. Geöffnet ist Samstag von 10.30 bis 17 Uhr, Sonntag von 13 bis 17.30 Uhr. Führungen außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage.