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Johanneskirche Moosburg: Offizielle Eröffnung nach Sanierung – Freising | ABC-Z

Acht Jahre lang war die Johanneskirche in Moosburg gesperrt. Im Frühjahr 2017  bestand die Gefahr, dass Teile der Decke herunterbrechen. Die Mängel im Dachstuhl sind nun behoben, auch der Innenraum ist in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert worden. Nach der Segnung vor wenigen Wochen wird St. Johannes am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 14. September, offiziell eröffnet. Der hell strahlende Kirchenraum wird viele Besucherinnen und Besucher überraschen, die noch die düsteren, verrußten Wände vor Augen haben. „Es ist ein Traum, dass man wieder reinkommt“, sagt Kirchenpflegerin Claudia John.

St. Johannes steht im wahrsten Sinne des Wortes im Schatten des kunsthistorisch bedeutenderen Kastulusmünsters. In der Stadtsilhouette wird ihr Turm meist der bekannteren Nachbarkirche zugeordnet, dabei ist er mit 53,99 Metern sogar einige Zentimeter höher als der des Münsters. Beide Türme erhielten 1850 den „Freisinger Look“, wie Herbert Neumaier, Verwaltungsleiter des Pfarrverbands, es nennt. Vorbild war der Mariendom.

Nicht nur das Kastulusmünster, sondern auch die kleinere Johanneskirche ist einen Abstecher wert. Ihre Geschichte ist durchaus kurios. 1803 galt sie im Zuge der Säkularisation als überflüssig und verkam zu einem Stroh- und Holzlager. 1811 erwarb Zimmerermeister Michael Semmler das Bauwerk für 164 Gulden, um es abzureißen. Als dann auch die Glocken verkauft werden sollten, reichte es der Bierbrauer-Gattin Maria Klara Liabel und der Lederer-Gattin Eva Fuchs endgültig. Sie stellten das Geld zur Auslöse von Sankt Johannes zur Verfügung, erzählt Michael Kerscher, Leiter des Heimatmuseums bei einem Rundgang.

1813 erwarb die Stadt die Kirche für 60 Gulden. Der Turm gehört ihr noch immer. Das Kirchenschiff übergab sie 1970 als Schenkung an die katholische Pfarrgemeinde. Erbaut worden war das Gotteshaus in mehreren Phasen von circa 1175 bis 1533. Zuvor stand dort vermutlich schon eine kleinere Kirche.

Verwaltungsleiter Herbert Neumaier freut sich, dass der Kirchenraum wieder zugänglich ist. (Foto: Marco Einfeldt)
Hell und freundlich präsentiert sich das renovierte Kirchenschiff, nachdem Schmutz und Ruß entfernt worden sind.
Hell und freundlich präsentiert sich das renovierte Kirchenschiff, nachdem Schmutz und Ruß entfernt worden sind. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Aufwand, St. Johannes über die Jahrhunderte zu erhalten, war enorm, immer wieder waren größere Eingriffe notwendig. 1729 fielen Trümmer vom Turm, wie eine von Kerscher zusammengestellte Chronik zeigt. 1730 musste das Dach repariert werden, weil die meisten Dachlatten verfault waren. Nach 1715 schlug im Jahr 1800 erneut ein Blitz ein. Der damalige städtische Bruckmeister Georg Hellmair stieg am Steigbaum im Inneren des Dachstuhls hinauf und erstickte das noch kleine Feuer mit seinem Hut. Mit dieser beherzten Aktion rettete er Turm und Kirche – bevor sie nur wenige Jahre später eigentlich abgerissen werden sollte.

Ein großer Schritt für den Erhalt von St. Johannes war nach Jahren fehlender Wertschätzung die grundlegende Sanierung von 1884 bis 1889. Damals bekam das Gotteshaus neue Altäre und eine Orgel. Davor stand sie „in äußerster Dürftigkeit da“, wie es in einem alten Bericht heißt.

Der uralte Dachstuhl ist ein Kunstwerk für sich.
Der uralte Dachstuhl ist ein Kunstwerk für sich. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Reste alter Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert konnten in der Johanneskirche erhalten werden.
Die Reste alter Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert konnten in der Johanneskirche erhalten werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Bereits seit 2009 war klar, dass die Kirche erneut grundlegend renoviert werden muss. Nach einer ersten Kostenschätzung 2013 über drei Millionen Euro seien die Planungen ins Stocken geraten, erzählt Herbert Neumaier. Kernproblem war der feuchte Dachstuhl. Man habe versucht, so viel wie möglich von den handgehauenen Balken zu erhalten. Sie stammen vermutlich aus dem 15. Jahrhundert, ein Stahlgerüst stabilisiert jetzt das Kirchenschiff.

Außerdem wurden die Außenwände trockengelegt, der Innenraum gereinigt, Bilder und Inschriften retuschiert. Eine automatische Lüftung reduziert nun die Luftfeuchtigkeit, mit Schlupfwespen wird der Holzwurm bekämpft. Optisch viel bewirkt hat vor allem die Reinigung des Innenraums, „das macht zwei Drittel des Effekts aus“, sagt Neumaier. Die Kosten lagen anders als bei der ersten Schätzung bei zwei Millionen Euro.

Die heutige Ausstattung stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, über der Tür sind Reste von Malereien aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, damals wurden die Seitenschiffe angebaut. Nicht nur im Kastulusmünster, sondern auch in St. Johannes befand sich einmal ein Leinberger-Altar von 1517. Erhalten sind lediglich zwei Tafeln, eine zeigt die Taufe Christi, sie befindet sich in den Staatlichen Museen in Berlin, eine zweite mit der Predigt von Johannes dem Täufer im Freisinger Diözesanmuseum. Laut einer früheren Inschrift war 1724 ein neuer Hochaltar aufgebaut worden.

Im Turmzimmer zeigt Historiker Michael Kerscher Kirchenpflegerin Claudia John ein Dokument aus der Turmkapsel von 1953.
Im Turmzimmer zeigt Historiker Michael Kerscher Kirchenpflegerin Claudia John ein Dokument aus der Turmkapsel von 1953. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Ausstattung der Johanneskirche, hier der Hochaltar, stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert.
Die Ausstattung der Johanneskirche, hier der Hochaltar, stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. (Foto: Marco Einfeldt)

Noch erhalten ist das Turmzimmer in der Johanneskirche. 168 Stufen führen über eine steile Holztreppe nach oben. Nach Bränden in der Stadt in den Jahren 1848 und 1851 wurde dort eine ständige Feuerwache eingerichtet, sie wurde 1924 aufgelöst. Ein schöner Fund für Historiker Michael Kerscher ist eine nicht ganz so alte Urkunde aus dem Jahr 1953, die sich einst in der Turmkapsel befand. Diese war erneuert worden, weil ihre 100 Jahre alte Vorgängerin beim Einmarsch der Amerikaner 1945 durchlöchert worden war. Auf dem Pergament entdeckte Kerscher die Unterschrift seines Großvaters Erwin, der damals Stadtrat war.

Tag des offenen Denkmals

Am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 14. September, wird die Kirche St. Johannes nach der Sonntagsmesse um 11.30 Uhr von Bürgermeister Josef Dollinger offiziell eröffnet. Um 11.45, 14.30 und 15.30 Uhr finden Führungen statt. Der Turmdurchgang ist von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet, dort gibt es eine Videoinstallation mit Drohnenaufnahmen der Fassade. Im Kastulusmünster werden von 13.30 bis 16.30 Uhr Turmführungen angeboten mit je maximal zehn Personen. Im Klostergarten gibt es Kaffee und Kuchen. Rundgänge gibt es auch im ehemaligen Kriegesgefangenenlager Stalag VII A, weitere Infos unter https://stalag-moosburg.de/, sowie im Heimatmuseum zur Sonderausstellung „100 Jahre Concordia-Rennbahn“, www.moosburg.de/heimatmuseum.

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