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Montse Tomé – Das ist die Trainerin von Spaniens Frauen | ABC-Z

Stand: 19.07.2025 00:50 Uhr

Die Weltmeisterinnen aus Spanien stehen erstmals seit 28 Jahren wieder im EM-Halbfinale. Der Einzug ins Semifinale ist für Trainerin Montse Tomé auch ein Sieg über ihre Kritiker.

Die Erleichterung war Montse Tomé deutlich anzusehen – und ein Stück weit auch, welch großer Druck auf ihr lastet. In der 66. Minute wich diese Anspannung einer ersten Erleichterung. Die Trainerin der “Furia Roja” ballte die Fäuste und bejubelte – den Blick in Richtung der eigenen Bank gerichtet – ausgelassen das 1:0 ihres Teams gegen die Schweiz.

Am Ende stand ein zwar glanzloses, aber äußerst dominantes 2:0 (0:0) gegen die Gastgeberinnen aus der Schweiz. Die Weltmeisterinnen sind damit erstmals seit 28 Jahren wieder in einem EM-Halbfinale. “Es ist ein Privileg, diese Spielerinnen trainieren zu dürfen”, hatte Tomé bereits vor der Partie gegenüber der Sportschau gesagt.

Viele Erfolge unter Tomé

Der Halbfinaleinzug ist der nächste Erfolg in der noch gar nicht so langen Amtszeit Tomés. Die 43-Jährige hat die Nationalmannschaft im September 2023 übernommen und das Team seither zum Nations-League-Titel sowie ins Olympia-Halbfinale geführt. Nun streben die Ibererinnen sie den nächsten Titel an.

Obwohl sportlich über nahezu jeden Zweifel erhaben, gibt es in Spanien dennoch immer wieder Kritik an Tomé. Das hängt auch und gerade mit ihren Personalentscheidungen zusammen. Denn Tomé machte nach ihrer Amtsübernahme schnell klar, dass sie keinen Wert auf große Namen legt, sondern das Kollektiv für sie im Vordergrund steht.

Tomé umstritten für Personalentscheidungen

Im November 2024 etwa verzichtete sie in Jennifer Hermoso, Misa Rodriguez und Irene Paredes auf gleich drei renommierte Spielerinnen. Gerade das Nicht-Aufgebot von Hermoso und Paredes, die beide weit über 100 Länderspiele für Spanien absolviert haben, sorgte für Schlagzeilen.  

Zwar kehrte – auch weil sie Abwehrchefin Paredes für die EM zurück in den Kader holte – wieder ein wenig Ruhe ein, dennoch steht die frühere Assistentin des umstrittenen Weltmeister-Coaches Jorge Vilda weiter unter genauer Beobachtung. Das auch, weil sie als Trainerin auf Top-Niveau noch recht unerfahren ist und, so Analysen des Global Soccer Networks (GSN), “bislang wenig Risiko bei Systemwechseln” eingeht und ihr Team speziell “gegen physisch dominante Gegner” Probleme offenbart. Es ist ein Druck, dem sie mit Erfolgen den Wind aus den Segeln nehmen will.

Spanien ist ein Vorbild für offensives Spiel. Ich glaube, das ist es, was wir als Land empfinden.

Dabei stehe Tomé den GSN-Datenexperten im Vergleich mit Vilda durchaus für eine Weiterentwicklung, “für eine Fortentwicklung des bereits vorhandenen ‘Barça-Prinzips'” – einem dominanten, ballbesitzorientierten, offensiven Spielstil. Sie “bringt eine stärkere Flexibilität und strategische Klarheit ein”.

Die ehemalige Spielerin von Real Ovideo, UD Levante und dem FC Barcelona lässt meist im 4-3-3 oder 4-1-4-1 spielen und setzt stark auf Automatismen, Wiederholungen im Spielaufbau und strukturelle Raumkontrolle. Mit “flüssigen Positionsspiel mit Dreiecksbildungen” und “klar definierten Spielrollen sowie abgestimmten Staffelungen” dominiert die “Furia” aktuell viele Teams im Weltfußball. “Spanien ist ein Vorbild für offensives Spiel. Ich glaube, das ist es, was wir als Land empfinden”, sagte sie im Sportschau-Interview.

Spanien zeigt neue Qualität gegen die Schweiz: Geduld

Nach den phasenweise berauschenden Partien in der Vorrunde mit den Kantersiegen gegen Portugal (5:0) und Belgien (6:2) sowie dem 3:1-Erfolg einer B-Elf über Italien, mussten die Spanierinnen am Freitagabend in Bern gegen die Schweiz eine neue Qualität unter Beweis stellen: Gegen die über weite Strecken resolut und intensiv verteidigenden Eidgenossinen waren Ausdauer, Geduld und Leidensfähigkeit gefragt.

Und auch wenn sich Tomés Team lange schwer tat, brachten sie ihr Spiel mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung am Ende durch – und sich selbst verdientermaßen ins Semifinale. Wie groß die Erleichterung darüber war, zeigte sich bei den Spielerinnen auf dem Rasen – und bei Tomé ein erstes Mal bereits in jener 66. Minute.

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