Bezirke

München-Klinik: Krise durch Stellenabbau und Überbelastung – München | ABC-Z

Stellenabbau, Überbelastung und mangelnde Kommunikation: In einem Brandbrief an die Stadt, das Gesundheitsreferat und den Aufsichtsrat der kommunalen Kliniken beklagt der Betriebsrat der München Klinik (Mük) die Gefährdung der Patientensicherheit und eine „eklatante Gefährdung der ärztlichen Berufsgruppe“. Er fordert von den Führungskräften der Klinikleitung eine „Kurskorrektur“.

In der „Gefährdungsanzeige“, wie der Betriebsrat sein Schreiben nennt, das der SZ vorliegt, ist von einer „Vielzahl planlos wirkender Stellenstreichungen“ und „Nicht-mehr-Besetzungen“ die Rede. Sie rissen Lücken in die Fachabteilungen, die am Ende auch die Patienten zu spüren bekämen. Als Beispiel wird unter anderem die Situation in der Frauenklinik Harlaching und Neuperlach genannt. Durch die geplante Zusammenlegung beider Kliniken in Harlaching seien keine Stellen mehr nachbesetzt worden. Nun verzögere sich aber diese Zusammenlegung, weil der Neubau der Klinik bisher nicht fertig sei.

Mük-Geschäftsführer Götz Brodermann bestätigt in einem Pressegespräch am Montag, dass der groß angelegte Umzug für Dezember nicht haltbar sei, weil nach der Fertigstellung des Neubaus zum Jahresende im neuen Jahr eine monatelange Inbetriebnahme und Übungsphase folge. „Im Sommer hat sich herausgestellt, dass wir das nicht schaffen“, sagt Brodermann. Da man in Zukunft durch die Zusammenlegung mit weniger Personal auskommen könne, sei daher das Personal sukzessive zurückgefahren worden. Das führe jetzt zu Engpässen und einer „angespannten Situation“, die die Geschäftsführung auch wahrnehme.

Deswegen reagiert die Mük. Sie will mit der Gynäkologie und der Geburtsstation doch schon Mitte Dezember nach Harlaching ziehen – angestrebt ist der 15. Dezember. In Räumen des Altbaus sollen interimsweise Räume genutzt werden und Kreißsäle entstehen, ein Arbeiten also vollumfänglich möglich sein. Der Platz sei da, sagt Götz Brodermann.

In den Jahren nach Corona sei laut Brodermann tatsächlich auch „zu viel Personal“ eingestellt worden. Dabei sei man aber nicht auf den Stand der behandelten Patienten vor Corona gekommen. Momentan werden im Jahr in der Mük zwischen 105 000 und 115 000 Patienten stationär behandelt, dreimal so hoch sind die ambulanten Versorgungen. „Wir würden gerne wieder auf den Stand vor 2019 kommen, also an die 120 000 Patienten stationär versorgen“, sagt Brodermann.

Im Juni 2024 hat die München Klinik ein neues Konzept vorgestellt, das auch den steigenden Kosten entgegenwirken soll. Die Mük kämpft mit einem dreistelligen Millionen-Defizit. Derzeit sei auch der ärztliche Dienst „nicht refinanziert“, erklärt Brodermann. „Da haben wir eine Finanzierungslücke von 45 Millionen, die die Stadt München vorübergehend finanziert.“ Deshalb müssten Personalbedarf, aber auch Prozesse wie Arbeitsstrukturen und Arbeitsorganisation in der Mük auf den Prüfstand.

Betriebsbedingte Kündigungen wird es laut Klinikleitung nicht geben

Kommuniziert werde das laut Brodermann schon lange in der Mük. In einigen Fachabteilungen werde bereits auch schon  „ganz transparent“ über den ärztlichen Personalbedarf gesprochen. Auch soll laut Brodermann im Dezember ein externer Partner hinzugezogen werden, der den Personalbedarf für alle Fachabteilungen analysiert. In einer Mail an die Chefärztinnen und Chefärzte und in verschiedenen Veranstaltungen hat das die Mük bereits angekündigt. Regelmäßig sei man auch mit dem Betriebsrat im Austausch, so die Mük.

Betriebsbedingte Kündigungen wird es laut Mük nicht geben. Aber Ziel der Klinik ist es, 2026 mit 50 Ärzten weniger arbeiten zu können, „langfristig gehen wir von etwa 100 aus“, sagt Brodermann. Das soll vorwiegend durch neue Zusammenlegungen der Fachabteilungen, Strukturen und Arbeitsprozesse geschehen. Und durch natürliche Fluktuation. Wenn jemand zum Beispiel aus Altersgründen gehe, werde diese Stelle nicht mehr nachbesetzt.

Zusammengelegt werden beispielsweise nicht nur die Frauenkliniken Neuperlach und Harlaching, sondern auch die Palliativstationen in Schwabing und Harlaching. Die Notaufnahmen werden ausgebaut. Ein Beispiel nennt Brodermann schon einmal: Allein durch Strukturveränderungen müsste sich die Notaufnahme in Neuperlach sehr viel weniger „abmelden“ als vorher. Heißt: Der Rettungsdienst kann sie häufiger anfahren.

Das Konzept „Mük20 ++“ sieht zwei Maximalversorger, zwei Grundversorger, eine Notfallversorgung an allen vier Standorten, die Ausweitung der ambulanten Versorgung und der Telemedizin vor.  Was auch heißt, medizinische Expertise zu bündeln und Fachbereiche interdisziplinär zusammenzulegen. Das bedeutet laut Brodermann „Veränderungen“.  Da dürfte es noch mehr Brandbriefe vom Betriebsrat geben, denn „in allen Abteilungen müssten wir an den Strukturen arbeiten“, sagt der Geschäftsführer. „Die Mük ist in einer Umbruchphase.“

Back to top button