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Modellprojekt Dekoloniale wird beendet: Kein Raum für Erinnerungskultur | ABC-Z

Berlin taz | Rausschmiss trotz Zahlungsfähigkeit. Dieses Schicksal droht jetzt dem Modellprojekt „Dekoloniale“, welches aus der Perspektive von Betroffenen an den deutschen Kolonialismus erinnert. Das Projekt läuft Ende Dezember zwar planmäßig aus – doch die beteiligten Initiativen hatten darauf gehofft, ihren Projektraum in der Wilhelmstraße 92 weiter nutzen zu können.

Für die „Dekoloniale“ hatten die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, Each One Teach One, Berlin Postkolonial und die Stiftung Stadtmuseum Berlin fünf Jahre zusammengearbeitet. Für die Initiativen ist es nämlich nicht irgendein Büro-Raum. „Es ist vor allem deshalb wirklich schade, da dieser Raum einen besonderen historischen Bezug hat“, sagt eine Sprecherin des Stadtmuseums der taz.

Denn das Modellprojekt hatte seine „Zentrale“ genau an dem Standort aufgemacht, an dem von 1884 bis 1885 die sogenannte „Afrika-Konferenz“ stattfand. An diesem Ort hatten die damaligen selbsternannten „Kolonial-Mächte“ bei der genannten Konferenz den afrikanischen Kontinent regelrecht unter sich aufgeteilt.

Das Stadtmuseum hatte sogar die Mittel für die weitere Anmietung der Räumlichkeiten in der Wilhelmstraße vom Senat zugesagt bekommen. Auch Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte sich im April noch dafür ausgesprochen, das Projekt langfristig sichern zu wollen.

Kein Grund für die Nicht-Verlängerung genannt

Am Montag war die Kulturverwaltung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. „Wir sind auch vom Kultursenator enttäuscht, denn nach seinem mehrmaligen Bekenntnis zur Sicherung des Projektraumes hatten wir von ihm Unterstützung im Kampf für seinen Erhalt erwartet“, sagt Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial.

Einen Grund für die Nicht-Verlängerung des Mietvertrags habe die Immobilienfirma B.Ä.R.A.N.O. Gesellschaft für Grundbesitz Berlin GmbH & Co. KG nicht genannt. Die Nachricht, dass der Mietvertrag nicht verlängert werde, hatten die Be­trei­be­r:in­nen vor sechs Wochen erhalten.

Zwischenzeitlich hatte das Gestaltungsbüro Visual Intelligence versucht, die Räumlichkeiten anzumieten, und zunächst positive Resonanz vom Eigentümer erhalten. Doch dann kam an sie ebenfalls eine Absage – nach Angaben der Initiative sei die erfolgt, als die Verbindung zur „Dekoloniale“ deutlich wurde.

Aktuell gibt es eine Ausstellung, die man im Vorbeilaufen wie in einem Schaufenster sehen kann. Diese wurde vor erst vier Wochen installiert – und sollte langfristig bleiben. „Hätten wir das gewusst, wäre die Ausstellung natürlich nicht angebracht worden“, sagt die Sprecherin vom Stadtmuseum.

Mit der Aufgabe des „Dekoloniale“-Projektraumes gehe ein wichtiger Knotenpunkt im dünnen Netz der postkolonialen Erinnerungsorte Orte der Stadt verloren, von dem aus sich der seit Jahrzehnten geforderte zentrale Lern- und Erinnerungsort Berlins konzipieren und denken ließe, beklagen die Projekte.

Kampf für den Weitererhalt

„Vor ein paar Wochen besuchte eine Delegation des Auswärtigen Amts die Ausstellung. Die Teilnehmer:innen, die hauptsächlich aus Ver­tre­te­r:in­nen der ehemals kolonialisierten Ländern kamen, bewunderten die Dekoloniale und wünschten sich eine Verlängerung“, so die Sprecherin.

Workshops, Ausstellungen und Führungen – das alles ist nun Geschichte. „Das Stadtmuseum Berlin und ihre Ko­ope­ra­ti­ons­part­ne­r*in­nen aus den afrikanischen und Schwarzen Communities verlieren damit die Möglichkeit, an dem Symbolort für Europas koloniale Unrechtsherrschaft in Afrika zugängliche und wirkungsvolle historisch-politische Bildungsarbeit zu leisten“, kritisiert Berlin Postkolonial.

Die Ma­che­r:in­nen der „Dekoloniale“ selbst hatten bei der Eröffnung ihrer Abschluss-Ausstellung Mitte November deutlich gemacht, dass sie gern weitermachen und ihre Arbeit auch auf bundesweit ausdehnen würden.

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