Mobilfunk in Deutschland: Nutzung von SIM-Karten und SMS – Wirtschaft | ABC-Z

Hallo, noch jemand ohne Handy da draußen? Aber ja. Zwar sind in Deutschland mittlerweile 215,6 Millionen SIM-Karten im Umlauf, so die jüngste Marktanalyse des Branchenverbandes VATM. Doch von Menschen genutzt wird nur die Hälfte davon, 107 Millionen. Das sind immer noch mehr SIM-Karten als Einwohner, aber viele haben etwa ein Dienst- und ein Privathandy gleichzeitig. Viele, vor allem ältere Menschen, nutzen nach wie vor kein Handy. Das Wachstum bei persönlich genutzten SIM-Karten stagniert, Wachstum gibt es dagegen bei solchen, die etwa Paketfahrer von ihrem Arbeitgeber bekommen, damit die Kunden stets nachverfolgen können, wo ihr Paket gerade ist.
Weil der Markt schon so gesättigt ist, tut sich auch nicht allzu viel bei den Marktanteilen der mittlerweile vier Netzbetreiber (Telekom, Vodafone, Telefónica/O2, 1&1) und einer Reihe von sogenannten virtuellen Netzbetreibern. Das sind solche, die kein eigenes Netz bauen, sondern den Zugang bei den Anbietern mit eigenem Netz anmieten, Unternehmen wie Freenet oder Angebote wie Aldi Talk.
Apropos Talk: Sprachverbindungen spielen bei Handys – fast ausschließlich sind das mittlerweile Smartphone – eine immer geringere Rolle. 2024 telefonierten die Deutschen noch 411 Millionen Minuten täglich mobil, 2025 werden es nur noch 407 Millionen Minuten sein, schätzt der VATM.
Telefonieren per Whatsapp oder Signal ist in
Wer nun kontert, viele würden doch quasi ständig mit irgendjemand über das Smartphone quasseln, liegt nicht falsch. Sie nutzen dafür aber oft nicht die Telefonfunktion, sondern sogenannte Over-the-top-Dienste, einfacher gesagt: Apps wie Whatsapp oder Signal. Die schicken das von den Mikrofonen des Smartphones aufgefangene Signal digital codiert übers Datennetz, und hier spielt mittlerweile die Musik.
565 Millionen Minuten pro Tag wird so telefoniert, dazu kommen noch einmal 533 Millionen Minuten, in denen dazu noch auch Videobilder übertragen werden. Auf diese Weise lässt sich übrigens auch mit Leuten im außereuropäischen Ausland telefonieren, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen, anders als beim Mobilfunk, wo die Anbieter noch immer saftige Gebühren kassieren.
Die logische Konsequenz: Die Menschen nutzen mehr und mehr mobiles Datenvolumen. Pro SIM-Karte sind das inzwischen schon 11,7 Gigabyte pro Monat. Das ist aber nichts im Vergleich zur Datennutzung im Festnetz. Im heimischen Netz sausen pro Haushalt und Monat 342,7 Gigabyte durch die Leitung. Das kommt vor allem durch Fernsehen übers Internet, das Streaming via Netflix, Amazon oder die Mediatheken der Öffis.
Während Telefonverbindungen auf dem Handy langsam abnehmen, spielt eine früher sehr gehypte Art der Kommunikation nur noch eine Nischenrolle: SMS. Der Short Message Service – dafür steht SMS – war mehr oder weniger zufällig zum Massen-Kommunikationsmittel geworden, und die Anbieter verdienten prächtig daran, obwohl sie die Dienstleistung nicht allzu viel kostete.
Doch Instant Messenger wie Whatsapp haben der SMS den Rang längst abgelaufen. 2,83 Milliarden solcher Nachrichten verschicken die Deutschen – pro Tag. Pro Einwohner sind das 34 Stück. Die SMS-Funktion nutzen die Deutschen dagegen nur noch sehr selten, etwa einmal pro Woche pro Einwohner. Viele SMS werden von automatisierten Diensten verschickt, etwa zur Paketnachverfolgung.
Deutsche Telekom bleibt Marktführer
Insgesamt macht die Mobilfunkbranche in Deutschland einen Umsatz von 27,7 Milliarden Euro. Das größte Stück von diesem Kuchen bekommt dabei die Deutsche Telekom (32 Prozent), gefolgt von Telefónica/O2 (27,2 Prozent) und Vodafone (22,5 Prozent). Mit Abstand folgen 1&1 (8,9 Prozent) und Freenet (8,0 Prozent).
Zu tun haben sie genug. Der Ausbau von 5G ist zwar schon sehr weit, mit ihren etwa 241 000 Mobilfunkstationen an rund 93 200 Standorten werden die Anbieter Ende des Jahres 2025 immerhin 95 der Fläche mit 5G versorgen können. Die Bundesnetzagentur hat den Anbietern im Gegenzug zum Verzicht auf eine neuerliche Milliarden-Auktion für auslaufende Funkfrequenzen zur Auflage gemacht, unversorgte Gebiete schleunigst mit Mobil- und Datenfunk zu erschließen. Die letzten Prozent sind aber immer die schwersten.