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Mitten in Ebersberg: Ebi sagt nix! – Ebersberg | ABC-Z

Es ist jetzt auch schon wieder eine Weile her, fast 28 Jahre um genau zu sein, da hieß es auf dem Debütalbum der Gruppe Elektrostar „The Future was Yesterday“. Das ist nun, in der Zukunft von 1997, auch schon ganz schön von gestern – und dennoch einigermaßen aktuell, oder wer würde widersprechen, dass die Zukunft früher auch schon mal besser ausgesehen hat? Dazu muss man jetzt nicht einmal die ganz großen Fässer aufmachen, manchmal reicht dazu schon ein Blick in die nähere Umgebung – oder auf die Homepage des Landratsamtes.

Dort wurde im Jahr 2018 – ob man das nun als gestern oder vorgestern empfindet, sei dahingestellt – eine zukunftsweisende Technologie implementiert. Oder um es einfacher auszudrücken: ein Chatbot freigeschaltet. Der trug nachvollziehbarerweise den Namen Ebi und sollte eine Art Wegweiser für den digitalen Behördenbesuch sein.

Seine Programmierung war eher – es war ja erst gestern oder sogar vorgestern – einfach. Im Grunde war Ebi eine Art aufgemotzte „Häufig-gestellte-Fragen“-Liste, also kein Vergleich zu den heutigen Chatbots, denen ihre Entwickler ja gerne Intelligenz unterstellen, obwohl sie vielleicht auch nur mit sehr viel längeren Listen aufgemotzte Ebis sind.

Doch im Gegensatz zu diesen löste der Ebersberger Chatbot damals nicht annähernd die Menge an Begeisterung – und anderen Befindlichkeiten – aus, die heute mit dem Thema verbunden ist. Das galt auch und besonders für diejenigen, die das Programm eigentlich nutzen sollten – aber nur sehr selten taten. Darum endete der kurze Ausflug in die Zukunft des Behördengangs bald, nach ein paar Monaten war Ebi nicht mehr erreichbar.

Das soll auch so bleiben, zumindest wenn es nach Landrat Robert Niedergesäß geht. Denn zwar wird in seiner Behörde munter weiter drauf los digitalisiert, im Bauamt kann man schon länger Anträge online einreichen, das Jobcenter ist neuerdings per Smartphone-App zu erreichen und erst im Dezember gab es einen mit 500 000 Euro dotierten Preis für das neue Energiemanagement der kreiseigenen Liegenschaften. Auch weitere Projekte sollen folgen – eines allerdings ausdrücklich nicht: Ein Ebi 2.0 sei nicht geplant, so der Landrat.

Da mag man im ersten Moment vielleicht doch daran denken, dass sich die Zukunft gestern wirklich mehr nach einer solchen angefühlt hat. Angesichts der auch nicht immer angenehmen digitalen Quasselei liegt der Chatbot-Verzicht aber vielleicht auch voll im Trend, Schweigen mit Ebi, Stichwort: Digital Detox. Dann gilt vielleicht auch irgendwann wieder, was der amerikanische Vizepräsident Dan Quayle vor mehr als 30 Jahren – also mindestens vorvorgestern – einmal gesagt haben soll: „The Future will be better tomorrow/Morgen wird die Zukunft besser sein.“

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