Mitten im Stadion: Billigstes Bier, beste Bratwurst und blaue Bahn – Freising | ABC-Z
Was ein gutes Stadion ausmacht, liegt natürlich im Auge des Betrachters. So wird die Dortmunder Bundesliga-Heimspielstätte – „gelbe Wand“ hin, tolle Stimmung her – aus Konfessionsgründen mit Sicherheit bei keinem Bayern- oder Schalke-Fan in irgendeinem Stadion-Ranking ganz oben erscheinen. Und wer bei einem Fußballspiel möglichst nah dran sein will am Geschehen, käme nie auf den Gedanken, das Berliner Olympia-Stadion auf Platz eins zu wählen. Das hat zwar eine hübsch anzuschauende blaue Tartanbahn, aber dadurch sitzen die Fans bei Spielen der Hertha auch hübsch weit weg vom Fußballfeld. Und wer es mit Union Berlin hält, dem wird das wiederum hübsch egal sein, weil die „Eisernen“ im ohnehin viel hübscheren Kultstadion an der Alten Försterei zu Hause sind.
Was an einem Stadion gut ist oder nicht und warum genau, darüber lässt sich also trefflich streiten. Dennoch ist es bereits seit Jahren guter Brauch, irgendwelche Studien zu veröffentlichen, in denen anhand mutmaßlich relevanter Kriterien die mutmaßlich besten Sportstätten eines Landes oder einer Liga ermittelt werden.
So erfuhr man dieser Tage, dass das beste Fußballstadion der englischen Premier League das altehrwürdige Old Trafford ist, in dem das Team von Manchester United seine Heimspiele austrägt. Unschlagbar war es in der Königskategorie eines jeden Fußballfans – beim Bierpreis. Gerade mal drei Pfund muss man im Old Trafford für einen Pint auf den Tresen legen. Im London Stadium, wo der deutsche Nationalspieler Niclas Füllkrug mit seinem neuen Klub West Ham United zu Hause ist, verlangen sie dafür stolze 6,30 Pfund. Wer den EM-Fan-Song „Füllkrug mit Bier“ von Aditotoro x Paulomuc aus dem vergangenen Sommer beim Wort nehmen will, muss da ganz schön in die Tasche greifen.
Bewertet wurden in der Studie auch Kriterien wie der Preis für ein „Stadium Pie“, quasi das Pendant zur deutschen Stadionwurst, oder die Nähe zur nächsten Zug- oder U-Bahn-Station. In letzterer Kategorie wäre übrigens das frühere, nun ja, „Stadion“ der damaligen SpVgg Moosburg unschlagbar gewesen. Deren Fußballplatz befand sich direkt am Bahnhof, wer zum Zug musste, brauchte nur einmal über die Straße zu fallen. In den Niederungen des Amateurfußballs mag das zwar nicht relevant sein, um die Fan-Massen nach der Partie problemlos nach Hause zu bringen. Sehr wohl aber für den einen oder anderen Spieler, der nach einer Niederlage möglicherweise seinen Frust im Vereinsheim runtergespült – Stichwort: „Füllkrug mit Bier“ – und nicht mehr Auto fahren darf.
In der nicht zur genannten Studie zählenden Kategorie „schönste Laufbahn“ hätte übrigens neben dem Berliner Olympia-Stadion auch das Erdinger Sepp-Brenninger-Stadion sicher weit vorn gelegen. Dort erstrahlt der Untergrund für die Leichtathleten ebenfalls in einem eher ungewohnten Blau, das sich wohltuend vom herkömmlich-eintönigen Tartanbahn-Rot der meisten anderen Stadien absetzt.
Die „beste Stadionwurst“ wiederum, so wurde angehenden Lokalsportreportern schon vor Jahrzehnten die sonntägliche Zusatzschicht auf dem Fußballplatz schmackhaft gemacht, gab es seinerzeit im Echinger Willi-Widhopf-Stadion. Vor allem war die einen halben Meter lang. Wenn das Spiel langweilig war, konnte man also viel Zeit mit Essen totschlagen. Nach dem Motto: Füll Bauch mit Wurst.