Missbrauchsprozess: Sean Combs in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen | ABC-Z

Der US-Rapper Sean “Diddy” Combs ist im Prozess um mehrere Sexualstraftaten in zwei Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. In drei anderen Anklagepunkten sprach die Jury ihn frei. Einen Freispruch verkündete die Jury in Bezug auf die am schwersten wiegenden Vorwürfe Sexhandel und organisierte Kriminalität. Schuldig gesprochen wurde er in zwei Fällen wegen Nötigung von Frauen zur Prostitution.
Für den Rapper ist der Freispruch in den schwerwiegendsten Anklagepunkten ein Erfolg: Bei einem Schuldspruch etwa in den beiden Fällen von Sexhandel hätte das Strafmaß eine Freiheitsstrafe von mindestens 15 Jahren vorgesehen. Die beiden Anklagepunkte, wonach Combs Frauen zur Teilnahme an Prostitution über Grenzen von US-Bundesstaaten hinweg gebracht haben soll, können jeweils eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren für ihn bedeuten.
Die Anklage hatte dem Rapper vorgeworfen, Frauen
mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys
gezwungen zu haben. Die Geschworenen sprachen ihn lediglich
schuldig, seine Ex-Freundin Casandra “Cassie” Ventura sowie eine andere
Klägerin zu Prostitution genötigt zu haben. Combs hatte alle Vorwürfe im Prozess zurückgewiesen.
Jury bestand überwiegend aus Männern
Die Jury hatte mehr als 13 Stunden über die Urteile beraten.
Sie bestand aus acht Männern und vier Frauen. Das Strafmaß wird – wie in den USA
üblich – zu einem späteren Zeitpunkt von Richter Arun Subramanian bekannt gegeben. Ob er
bis zur Strafmaßverkündung im Gefängnis bleiben muss, soll noch an diesem
Mittwoch entschieden werden.
Bei der Entscheidung über das Strafmaß verfügt der zuständige Richter über einen großen Ermessensspielraum. Sowohl Verteidigung als auch Anklage gingen von einer deutlich niedrigeren Haftstrafe als der Höchststrafe von 10 Jahren aus. Combs’ Anwälte sagten, dass er gemäß den Bundesrichtlinien für Strafmaße wahrscheinlich 21 bis 27 Monate bekommen würde. Die Staatsanwaltschaft führte Combs’ Gewalttätigkeit und andere erschwerende Faktoren an und teilte mit, ihm würden wahrscheinlich 51 bis 63 Monate Gefängnis drohen. Seit seiner Verhaftung im vergangenen September hat er bereits neun Monate im Gefängnis verbracht.
Combs bedankte sich bei der Jury und zeigte sich der New York Times zufolge im Gerichtssaal
erleichtert. Das Gericht ist nun vertagt, während der Richter darüber
entscheidet, ob Combs bereits freigelassen wird. Sein Anwalt Marc
Agnifilo sagte der Zeitung zufolge, die Jury habe Combs sein Leben zurückgegeben. Staatsanwältin
Maurene Comey forderte hingegen, der Rapper müsse weiterhin in Haft bleiben. Sie warf der Verteidigung vor, die Schwere der Verurteilung
herunterzuspielen.
Der Anwalt von Ventura sagte der Zeitung zufolge vor dem Gerichtsgebäude, er sei erfreut, dass Combs zur Rechenschaft gezogen werde. Er werde endlich für zwei Verbrechen zur Verantwortung gezogen – etwas, womit er in seinem Leben bisher nie konfrontiert worden sei.
Auf Combs warten zahlreiche Zivilklagen
Die Sängerin hatte den Musiker und Produzenten bereits 2023 wegen
jahrelanger Misshandlungen und Vergewaltigung verklagt. Beide einigten
sich damals auf einen außergerichtlichen Vergleich: Ventura bekam
20 Millionen Dollar (17 Millionen Euro) zugesprochen.
Auf den Rapper warten nach dem Urteil in dem Strafprozess mehr als 60
Zivilklagen mit Vorwürfen, die von Missbrauch bis Vergewaltigung
reichen. Unter den Klägern sind sowohl Frauen als auch Männer, einige
sind jünger als 25 Jahre alt.