Minus statt neuem Rekord: Merz’ Wahlschlappe schickt Dax auf Talfahrt | ABC-Z

Minus statt neuem Rekord
Merz’ Wahlschlappe schickt Dax auf Talfahrt
06.05.2025, 12:03 Uhr
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Das riesige Schuldenpaket der designierten Bundesregierung stärkt den Dax, bevor Trumps Zölle diesen ins Minus drücken. Mit der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler sollte es nun wieder aufwärtsgehen. Doch das Gegenteil tritt ein.
Der Rückschlag für CDU-Chef Friedrich Merz bei der Kanzlerwahl hat auch einen Rücksetzer am Aktienmarkt ausgelöst. Der Dax rutschte schon kurz nach dem Auftakt ins Minus und verstärkte diese Bewegung nach der Merz-Pleite im ersten Wahlgang. Am Vormittag notierte der Leitindex 1,9 Prozent im Minus und rutschte erneut unter die Grenze von 23.000 Punkten.
Merz erhielt in geheimer Abstimmung 310 von 621 abgegebenen Stimmen und damit 6 weniger als die nötige Mehrheit von 316. Die Nicht-Wahl von Merz sorgte unter Anlegern für Unsicherheit, hatten seine umfangreichen Investitionsvorhaben in Rüstung und Infrastruktur doch zuletzt als wichtiger Treiber dafür gegolten, dass sich der Dax dem Rekordniveau wieder annähern konnte. Im März hatte das historische Finanzpaket dem Dax in ersten Reaktionen seine bisherige Bestmarke beschert, bevor dann die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollkonflikte dazwischenfunkten.
“Verheerendes Signal” an die Wirtschaft
Es ist ein Novum: Noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler bei der Wahl im Bundestag gescheitert. Sinnbild der Unsicherheit von Investoren waren auch die Aktien aus dem Rüstungssektor, bei denen Anleger dazu übergingen, Gewinne mitzunehmen. Rheinmetall büßten zuletzt im Dax vom Rekordniveau kommend 2,4 Prozent an Wert ein. Renk und Hensoldt sackten im MDax um bis zu 3,1 Prozent ab.
“Dass Merz nun im ersten Wahlgang gescheitert ist, sendet ein verheerendes Signal in die Gesellschaft und in die Wirtschaft: Die Reihen sind nicht geschlossen”, kommentierte Ökonom Jens Südekum. “Auch in Zukunft muss mit Querschüssen gerechnet werden, wenn es um heikle Themen geht. Dabei brauchen der Wirtschaftsstandort und das gesamte Land vor allem eines – eine stabile Regierung, die planbare Politik betreibt”, so der Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Sollte Merz den Eindruck gewinnen, er könnte in einem zweiten Wahlgang mehr Erfolg haben als im ersten, kann es innerhalb einer zweiwöchigen Frist weitere Wahlgänge geben. Erst danach werden im nächsten Schritt die Anforderungen gesenkt, sodass dann für die Wahl die einfache Mehrheit reicht.