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Miniatur-Wunderland: Deutschlands beliebteste Sehenswürdigkeit? – Reise | ABC-Z

Good old Germany! Jetzt, wo deine Einwohner zum Großteil das Land verlassen haben, um irgendwo im Süden im eigenen Saft zu rösten, ist es an der Zeit, auch einmal zur Eloge anzusetzen. Zwei Meere im Norden und Berge im Süden, dazwischen Städtchen und Städte, Felder und Wälder, durch die tadellose Autobahnen führen, die allein schon als Sehenswürdigkeit gelten, weil es die weltweit einzigen sind, auf denen man noch nach Herzenslust auf die Tube drücken darf, herrlich! Und da haben wir das Weserbergland, die Lüneburger Heide und die Oberpfalz noch gar nicht genannt, wo es sich exzellent wandern und Bier trinken lässt. Zudem – schlechte Wirtschaftsdaten hin oder her – ist man hierzulande in diesem Jahr besonders in Feierlaune. Vom EM-Fußballfest über die Adele-Festwochen führt ein gerader Weg hin zur Theresienwiese, wo bald wieder beim German Beer Festival nach Herzenslust gekifft, nein, pardon: gealkoholikt werden darf.

Es ist also kein Wunder, dass die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), die unser schönes Land im Ausland bewirbt, gerade auch in Feierlaune ist, angesichts der vortrefflichen Zahlen: Allein im Juni verzeichnete die DZT 8,7 Millionen Übernachtungen von ausländischen Gästen in Hotels und Pensionen und damit um 15 Prozent mehr als im selben Monat vor einem Jahr. Von Januar bis Juni waren es satte 37,5 Millionen Übernachtungen.

Insbesondere die Fußballfans zeigten sich von Deutschland angetan, wenngleich viele doch überrascht waren vom Dauerchaos bei der Deutschen Bahn. Aber selbst das könnte in Sympathiepunkte umgemünzt worden sein, wenn der Schotte und die Rumänin zu Hause erzählen: „Ich dachte immer, die Deutschen sind so besserwisserische Perfektionisten, aber die können ja genauso wenig Bahn wie wir – coole Typen!“

Apropos Bahn. Hier nähern wir uns jetzt mit ziemlicher Verspätung dem eigentlichen Thema. Die DZT zählt nicht nur Übernachtungen, sondern sie fragt die Touristen auch immer wieder nach ihrer Meinung. Zum Beispiel, welche Sehenswürdigkeit sie als besonders empfehlenswert erachten. 25 000 Menschen haben online abgestimmt und, was soll man sagen, das Ergebnis erinnert an den Literaturnobelpreis, wo mal wieder die unbekannte Lyrikerin aus Albanien die höchsten Weihen bekam. And the winner is … nein, nicht Schloss Neuschwanstein! Auch nicht das Oktoberfest, die Elbphilharmonie, Weimar, das Brandenburger Tor.

Die beliebteste Sehenswürdigkeit ist eine Modelleisenbahn.

Genauer gesagt: das Miniatur-Wunderland in Hamburg. Dort fahren in der Speicherstadt real existierende Züge im Maßstab 1:87 durch passend kleine Städte und Landschaften. Nachgebaut sind so unterschiedliche Regionen wie Mitteldeutschland, Patagonien oder Venedig, dazu der Dauerbrenner Knuffingen, eine fiktive deutsche Stadt, in der es besonders knuffig zugeht. 1,5 Millionen Besucher waren es 2023! Neuschwanstein hatte nur 1,4 Millionen und lag in der Beliebtheit abgeschlagen auf Platz elf! Platz zwei und drei belegen mit dem Europapark Rust und dem Phantasialand in Brühl ebenfalls künstliche Welten. Erst dann folgt mehr oder weniger Reales wie der Nürburgring, Rothenburg und Berlin. Sollte uns das zu denken geben, wenn die Touristen an Deutschland am meisten Miniatur-Bahnen, Achterbahnen und Geisterbahnen lieben?

Hans Gasser saß zuletzt zweimal in pünktlichen, echten Zügen der Deutschen Bahn. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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