Milliardenfaktor Museum: Wie viele Deutsche das Angebot wirklich nutzen | ABC-Z

Museen erhalten jedes Jahr Milliarden Euro Fördergeld vom Staat. Doch die Besucherzahlen haben sich von der Corona-Krise immer noch nicht erholt. Welches Bundesland die höchste Museumsdichte hat – und welcher Trend Hoffnung macht.
Sie ziehen jährlich Millionen Besucher an, zeigen Gemälde und Skulpturen, Alte Meister und Performance-Kunst, Designobjekte und technische Errungenschaften: Museen. Rund 6700 von ihnen gibt es nach Angaben des Instituts für Museumsforschung in Deutschland, im Jahr 2023 verzeichneten sie rund 100,9 Millionen Besuche.
Das ist zwar mehr als im Vorjahr, liegt aber unter dem Stand der Vor-Corona-Zeit 2019 mit damals 111,6 Millionen. Doch was die einen fasziniert, langweilt die anderen – und das betrifft nicht nur Teenager, die von ihren Eltern ins Museum mitgeschleppt werden.
Nur ein Drittel der Deutschen gibt einer Umfrage des Deutschen Museumsbunds zufolge an, überhaupt einmal pro Jahr ein Museum zu besuchen. Neue Ausstellungskonzepte sind für den Museumsbereich daher eine große Hoffnung.
So ziehen mittlerweile sogenannte immersive Ausstellungen zahlreiche Besucher an, die möglicherweise sonst nicht in ein Museum gegangen wären. Mehr als 120.000 Menschen besuchten etwa allein in Berlin die Ausstellung „Monets Garten“, bei der sie mithilfe von Multimediatechnik in die Seerosenpanoramen des Impressionisten eintauchen konnten. Die Schau umfasste keine Gemälde, sondern Projektionen der Bilder auf große Leinwandflächen oder Angebote wie „Male deine eigene Seerose“.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr besuchten etwas mehr als doppelt so viele Menschen (303.000) eine deutschlandweit beworbene Ausstellung mit den – physischen – Werken des populären Romantik-Malers Caspar David Friedrich auf der Berliner Museumsinsel.
Klassische Museen sähen sich bereits zu Veränderungen bewegt, wie der Bundesverband Museumspädagogik mitteilt. „Gesellschaftliche und politische Erwartungen werden an die Museen herangetragen“, heißt es bei dem Verband.
„Wollen sie relevant bleiben, greifen sie Impulse auf.“ Aktuell verstehe man darunter etwa, ein „diverses und aktiv mitwirkendes Publikum“ anzusprechen, und wolle vermehrt auf „Bildungs- und Vermittlungsarbeit“ setzen.
Umfangreiche finanzielle Unterstützung erfahren die Häuser in Deutschland – anders als in anderen Ländern wie den USA – vom Staat. Dessen Zuschüsse für Museen lagen im Jahr 2023 bei 5,6 Milliarden Euro, wie Zahlen des Instituts für Museumsforschung (IfM) zeigen.
51 Prozent der Museen in Deutschland werden von staatlichen Stellen getragen, die Gelder machten dabei laut IfM 60 Prozent ihrer Einnahmen aus. Es handle sich hierbei jedoch um Investitionen, betont das Institut: „Im Jahr 2023 trug der Museumssektor direkt und indirekt fast 9,4 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt und 106.000 Stellen zum Arbeitsmarkt bei.“
Häuser, die sich der Orts- und Regionalgeschichte, Heimatkunde oder europäischen Ethnologie widmen, machen laut Institut für Museumsforschung mit 43 Prozent den größten Teil aller Museen hierzulande aus. Den geringsten Anteil nehmen mit jeweils vier Prozent die naturkundlichen Museen sowie Schlösser und Burgen ein.
Knapp elf Prozent widmen sich der Kunst. Ihnen habe 2023 jeder fünfte Besuch gegolten, so das Institut.
Auf 100.000 Einwohner kommen in Deutschland übrigens im Schnitt 8,1 Museen. Im größten Flächenstaat Nordrhein-Westfalen ist die Museumsdichte mit 4,4 Häusern auf 100.000 Einwohner niedriger als im Bundesdurchschnitt. Die höchste Rate weist Mecklenburg-Vorpommern mit 13,9 auf.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.
Felix Seifert ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Innovation. Er schreibt unter anderem über die Themen Karriere, Verbraucher, Mittelstand und Immobilien. Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit „Business Insider“.





















