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Militao, Grifo, Messi: Fußball-Geschichten vom Wochenende – Sport | ABC-Z

Lauter Kreuzbänder

Es gelingt nicht jedem Fußballer, beim Debüt für Real Madrid im Bernabéu-Stadion mit Sprechchören gefeiert zu werden, doch Raúl Asencio, 21, war das am Samstag vergönnt. Der Grund: Er entstammt der Fábrica, wie Reals Nachwuchsabteilung genannt wird. Dass er auflaufen durfte, war allerdings tragischen Umständen geschuldet: Verteidiger Eder Militão, neulich erst von einem Kreuzbandriss am linken Knie genesen, riss sich nun das rechte – und fällt für den Rest der Saison aus. Asencio kam, weil der frühere Frankfurter Jesús Vallejo nicht dem Gusto von Trainer Carlo Ancelotti entspricht, und weil der frühere FC-Bayern-Profi David Alaba (Kreuzbandriss) immer noch nicht fit ist. Es sind nicht Ancelottis einzige Personalsorgen: Neben Militão verletzte sich Stürmer Rodrygo, vermisst wird auch Rechtsverteidiger Dani Carvajal, der im Oktober einen Totalschaden im Knie erlitt (Kreuz-, Innenband-, Kniesehnenriss). All das ergibt nun die Chance für Raul Asencio, den sie in Madrid „Raúls Kaiser“ nennen. Weil er in der Fábrica von Schalkes Fiebertraum Raúl González Blanco trainiert wird – und weil er Pässe über 50 Meter schlägt. Javier Cáceres

Keiner für RB?

Tim Kleindienst (dunkles Trikot), hier im Zweikampf mit Leipzigs WIlli Orban. (Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Tim Kleindienst ist ein Stürmer, der niemals bei RB Leipzig gelandet wäre, weil er so gar nicht den Transferkriterien des RB-Universums entspricht. Diese noch von Ralf Rangnick etablierten Grundsätze besagen, Zugänge müssten jung und entwicklungsfähig sein. Jemanden wie Kleindienst, der mit Mitte 20 noch tief in der zweiten Liga steckte, den würde der RB-Computer wohl noch nicht einmal anzeigen. Nun ist Kleindienst Nationalstürmer und zeigte gerade in der ersten Halbzeit beim Spiel seiner Gladbacher in Leipzig, warum das kein Unfall der Geschichte ist. Er arbeitete umtriebig, agierte ballsicher, verpasste das 1:0 nur, weil Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi mal wieder glänzend agierte. Leipzig, das ist die Ironie des Spiels, hätte einen Kleindienst ganz gut gebrauchen können. Denn die den RB-Kriterien mehr als entsprechenden Offensivkräfte Lois Openda, Christoph Baumgartner und Benjamin Sesko verwandelten die Überlegenheit der Sachsen in Halbzeit zwei nicht in Tore, es blieb beim 0:0. Nur 15 RB-Treffer in zehn Spielen sind für ein Spitzenteam keine gute Ausbeute. Kleindiensts Gladbacher schossen genauso viele. Martin Schneider

Falsch gedacht

Vincenzo Grifo. (Foto: Ryan Sleiman/Eibner/Imago)

Bei der Ausführung von Elfmetern geht es nicht nur um das entsprechende Hand- bzw. Fußwerk. Es handelt sich hierbei auch um eine Art Denksport, weil Schütze und Torwart einander in die Hirne zu schauen versuchen. Wenn der Schütze denkt, dass der Torwart weiß, wohin er zu zielen gedenkt und der Torwart weiß, dass der Schütze das auch weiß, weshalb der Schütze denkt, dass der Torwart denkt … dann kann es passieren, dass der Freiburger Vincenzo Grifo am Union-Torwart Frederik Rönnow scheitert. „Er wechselt die Ecke manchmal“, sagte Rönnow nach dem 0:0 über Grifo, der die Ecke tatsächlich gewechselt hatte – und dabei genauso verschoss wie kürzlich gegen St. Pauli. Die Denksportler müssen nun umdenken, weil Grifo, ein ehemals sicherer Schütze, ab sofort als unsicherer Schütze gilt. Elfmeterlogisch betrachtet wäre der sicherste gehaltene Elfmeter also, wenn Grifo (trifft nix mehr) gegen Oliver Baumann (hält alles) antritt. Der sicherste verwandelte wäre Harry Kane (trifft alles) gegen Alexander Nübel (hält nix). Wobei: Stimmt das überhaupt, wenn Kane ja gegen alle trifft? Darüber müsste man noch mal nachdenken. Christof Kneer

Späte Kopfnüsse

Oliver Burke (links) jubelt mit Felix Agu, Romano Schmid und Niklas Stark. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

In den Achtzigern spielte bei Werder Bremen der Mittelfeldspieler Norbert Meier, den Nachgeborene aber nur noch als den Trainer kennen, der nach der sog. Kopfnuss-Affäre gesperrt wurde. Eine gespaltene Persönlichkeit war dieser Meier schon immer, weshalb er in den Achtzigern vom Trainer Otto Rehhagel den Spitznamen „Heimspiel-Meier“ verpasst bekam – weil er im Weserstadion zu glänzen pflegte, während er auswärts mitunter spielte, als sei er lieber gesperrt. Am Wochenende haben die Bremer nun wieder einer gespaltenen Persönlichkeit zugejubelt, dem Schotten Oliver Burke, den Rehhagel vielleicht „Schlussphasen-Burke“ nennen würde. Vor zwei Jahren ließ der Angreifer die Werder-Fans nach Toren gegen Stuttgart und Dortmund jubeln (jeweils 90+5), diesmal gelang ihm das Siegtor gegen Kiel in Minute 89. In den zwei Jahren dazwischen haben Werder und Burke einander schon aufgegeben, Burke wurde verliehen, kam zurück, fand keinen neuen Klub. Inzwischen sollten die Bremer aber wissen, wie nützlich es sein kann, einen Spieler auf der Bank zu haben, der dem Gegner in der Schlussphase eine Kopfnuss verpasst. Christof Kneer

Geschlagen zur Klub-WM

Lionel Messi. (Foto: Sam Navarro/USA Today Sports via Reuters Con)

Man kann Gianni Infantino wirklich nur gratulieren: Der Fifa-Boss hat exakt den richtigen Zeitpunkt gefunden, um Lionel Messi – Pardon, Inter Miami – das Ticket zur Klub-WM zu überreichen. Eigentlich hatte sowieso niemand einen Zweifel daran, dass die „Wild Card“, die sich der Weltfußballverband offenhielt, an den Klub des mehrmaligen Weltfußballers gehen würde. Aber es war schon lustig, als die Fifa verkündete, dass Inter Miami den Platz im Starterfeld bekomme, weil sie nach der regulären Saison auf Platz eins stehen. Dazu muss man wissen: Für europäische Ohren klingt das normal, in den USA ist die reguläre Saison eine Art Vorrunde, entscheidend sind die Playoffs. Und in diesen sind Miami und Messi nun prompt in der ersten Runde gegen Atlanta United ausgeschieden. Das Playoff-Finale findet übrigens am 4. Dezember statt, es wäre kein Problem gewesen, den Sieger abzuwarten und ihm das Ticket für die Klub-WM zu geben. Aber das Risiko, dass das nicht Messi sein könnte, war der Fifa viel zu groß. Denn dann hätte sich ein Klub einfach nur sportlich qualifiziert – und nicht der mit dem größten Vermarktungspotenzial. Martin Schneider

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