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Metro-Chef schlägt Lebensmittel-Alarm: Grüne fordern Öko, Union mehr Produktion | ABC-Z

„Wir werden eine Situation erleben hier in Europa, wo wir gucken müssen, dass wir die Versorgungssicherheit gewährleisten“, sagte der Metro-Chef Steffen Greubel bei einer Pressekonferenz des Großhändlers vergangene Woche und sorgte damit für Aufsehen. Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln werde künftig eine größere Herausforderung darstellen als deren Preis. 

Greubels dringlicher Appell: die Politik müsse endlich entsprechende Maßnahmen ergreifen. Er fordert mehr Unterstützung für die landwirtschaftliche Produktion und die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung in Europa. Er macht insbesondere auf die Veränderungen und Verschiebungen in der Produktion von Fleisch, Obst und Gemüse aufmerksam.  

Diese Entwicklungen erfordern seiner Meinung nach Maßnahmen, um die Hersteller zu motivieren, weiterhin Produkte für den europäischen Markt zu liefern. Das Thema Versorgungssicherheit müsse deshalb oberste Priorität haben. 

FOCUS online hat aufgrund der Warnungen des Metro-CEO bei im Bundestag vertretenen Parteien nachgefragt, wie sie die Lage einschätzen, welche Faktoren aus ihrer Sicht die größte Gefahr beim Sicherstellen der Lebensmittelversorgung sind und welche Konzepte dazu auf den Tischen liegen. Die SPD wollte sich nicht äußern, die Antwort der FDP steht noch aus.

Grüne: “Wird zunehmend um die Frage gehen, wie wir an Lebensmittel gelangen“ 

„Greubel hat recht, wenn er sagt, dass wir uns stärker mit der Verfügbarkeit beschäftigen müssen, auch wenn aktuell für die Menschen die Preise im Vordergrund stehen“, sagt die Bundestagsabgeordnete Renate Künast, ehemalige Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft im Gespräch mit FOCUS online.

„Schon seit langer Zeit sage ich, wir müssen uns mehr mit Ernährungssicherung beschäftigen“, so die Grünen-Politikerin weiter. Es werde zunehmend um die Frage gehen, wie wir an Lebensmittel gelangen.

Aus Sicht der ehemaligen Ministerin beeinflussen die Faktoren Klima, Artenvielfalt, Hitze und Wasser die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und erschweren den Anbau. Hinzu kämen geopolitische Faktoren, wie die Präsenz von China und Russland in Afrika, die die Situation weiter verschärfen würden. „Wetterextreme und der Verlust von Böden tragen ebenfalls zur Problematik bei“, so Künast.

Sie fordert eine auf europäischer Ebene abgestimmte Agrarpolitik.

Das Ziel müsse es sein, das verfügbare Geld in der Landwirtschaft neu auszurichten, und ökologische Dienstleistungen zu belohnen, wie den Erhalt guter Böden und der Artenvielfalt. „Wir wollen, dass Landwirte ausreichendes Einkommen haben   nicht nur durch Landwirtschaft, sondern auch durch andere Tätigkeiten wie Energieproduktion, Tourismus und Hofläden. Dies setzt eine andere Ausbildung und Beratung voraus“, sagt Künast.

Union: „Beste Mittel gegen drohende Engpässe ist eine Steigerung der heimischen Produktion“

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Steffen Bilger, teilte gegenüber FOCUS online mit: „Die Ernährungssicherung muss politisch oberste Priorität bekommen. Das beste Mittel gegen möglicherweise drohende Engpässe ist eine Steigerung der heimischen Produktion von Lebensmitteln.“

Das müsse Teil einer Gesamtstrategie für die Wirtschaft sein: „Denn auch unsere landwirtschaftlichen Betriebe sind auf ein besseres wirtschaftliches Umfeld, weniger Bürokratie und eine niedrigere steuerliche Belastung angewiesen. Und beispielsweise ein von der Politik verordneter überzogener Mindestlohn, für den Olaf Scholz eintritt, würde dem heimischen Anbau von Obst und Gemüse massiv schaden und es noch schwieriger machen, im Wettbewerb gegen spanische oder außereuropäische Konkurrenten zu bestehen.“

Auch auf EU-Ebene brauche es laut Bilger ein neues Bewusstsein: „Wir müssen mehr Nahrungsmittel produzieren. Umwelt- und Klimaschutz müssen so klug gemacht werden, dass sie mit diesem Ziel vereinbar sind.“ Auch die europäische Politik müsse umsteuern und für weniger Bürokratie und Entlastung sorgen.

Ansonsten werde die Warnung von Greubel Realität werden. „Es droht ein böses Erwachen. Aus der Erfahrung mit der Abhängigkeit von Energie aus dem Ausland sollte Deutschland und Europa lernen“, so Bilger.

BSW: „Während der Metro-Konzern wächst, kämpfen viele Landwirte mit großen Problemen“ 

Auf Anfrage von FOCUS online teilt Amira Mohamed Ali, Co-Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht ( BSW ), mit: „Klimafaktoren wirken sich auf die Lebens- und Futtermittelproduktion stärker aus als in anderen Branchen. Politisch steuerbar sind dagegen Energie- oder Lebensmittelpreise.“ 

Spekulationen mit Lebensmitteln an der Börse halte sie für falsch. „Während der Metro-Konzern wächst, kämpfen viele Landwirte mit großen Problemen, wie dem Wegfall der Agrardieselsubventionen, dem Anstieg der Energiepreise, teurem Dünger, fehlender Regulierung ausländischer Importe, die in Deutschland genauso gut produziert werden können.“ 

Als wichtigste Faktoren zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung sieht die BSW-Politikerin „Regulation und politischer Wille“.  Politik müsse die Marktmacht von Konzernen begrenzen und systemrelevante Bereiche wie die Landwirtschaft, Energieversorgung, Wasser, Boden und den Wohnungsmarkt von der Börse fernhalten.  

„Regionale Kreisläufe sollten gefördert werden. Kurze Lieferketten und faire aber bezahlbare Preise müssen sichergestellt werden“, sagt Ali.  

Wie das gelingen soll? „Das BSW will die regionale Produktion von allen grundlegenden Bedarfsgütern stärken.“ Zudem müsse das Mercosur-Abkommen (Anm. D. Red.: Das Mercosur-Handelsabkommen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten soll Zölle abbauen und den Handel erleichtern) dringend gestoppt werden, damit landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht unsere eigenen Produkte aus dem Markt verdrängen. „Darüber hinaus brauchen wir niedrigere Energiepreise.“

AfD: „Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft wurde massiv geschwächt“ 

Bei der AfD teilt man die Einschätzung von Metro-Chef Greubel „voll und ganz“. Stephan Protschka, agrarpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, teilt auf Anfrage von FOCUS online mit, dass die AfD seit Jahren vor dieser Entwicklung warne.  

Die größte Gefahr sei laut Protschka „die falsche Agrarpolitik der vergangenen Jahre, die von staatlichen Eingriffen und einer ideologisch motivierten Überregulierung geprägt war“.  

Die Auswirkungen sehe man jetzt: „Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft wurde massiv geschwächt, und die landwirtschaftliche Produktion steht unter großem Druck.“  

Als Beispiel führt der AfD-Politiker den Bereich Pflanzenschutzmittel und Düngung an. Landwirtschaftliche Betriebe dürften heute vielfach nicht mehr bedarfsgerecht arbeiten. Die Konsequenz seien sinkende Erntemengen und -qualitäten. „Auch der Zustand der heimischen Nutztierhaltung ist dramatisch. Das alles ist alarmierend.“  

Protschka fordert eine grundlegende Reform der Agrarpolitik. „Notwendig sind vor allem mehr Eigenverantwortung, wettbewerbsfähige Strukturen und eine umfassende Deregulierung bürokratischer Hürden.“ Die Landwirtschaft müsse sich wieder stärker am Markt orientieren können. „Unsere Landwirte brauchen die Freiheit, selbst zu entscheiden, was für ihre Betriebe am besten ist.“ 

Der Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe sei weit mehr als nur eine Frage der Lebensmittelproduktion.

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