Merz bremst Waffenlieferungen: So reagiert Israel | ABC-Z

Jerusalem. Die Entscheidung Deutschlands, Waffenlieferungen nach Israel teilweise auszusetzen, sorgt in Israel für Unmut. Das sind die Reaktionen.
Die Entscheidung Deutschlands, die Waffenlieferungen nach Israel bis auf Weiteres teilweise auszusetzen, stößt in Israel auf Empörung. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte die Entscheidung am Freitag verkündet. Sie sei eine Reaktion auf Beschluss der israelischen Regierung, die Offensive in Gaza auszuweiten.
Zwar geht es nicht um sämtliche Waffenlieferungen, sondern nur um jene Teile, die im Gazakrieg eingesetzt werden könnten. Dennoch reagierten Israels Regierungsvertreter mit entschiedener Ablehnung.
Israels Ministerpräsident kritisiert Deutschland scharf
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte in einer Aussendung, er habe Merz in einem Telefongespräch seine „Enttäuschung ausgedrückt“. Deutschland „belohnt den Hamas-Terrorismus, indem es ein Waffenembargo über Israel verhängt“, anstatt den „gerechten Krieg gegen die Hamas, die die schrecklichste Attacke gegen das jüdische Volk seit dem Holocaust verübt hat“, zu unterstützen.
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Israels Verteidigungsminister Katz nahm Bezug auf die Judenverfolgung der Vergangenheit, als er schrieb: „Staaten in der Welt, die uns verurteilen und uns mit Sanktionen drohen, werden uns nicht einknicken lassen. Die Tage, in denen Juden sich nicht verteidigen, sind vergangen. Unsere Feinde werden uns als starke, vereinte Faust sehen, die sie mit voller Kraft schlagen.“
Steffen Seibert sorgt mit Post für negative israelische Reaktionen
Andere Minister reagierten noch nicht, da die Entscheidung wenige Stunden vor dem Beginn des jüdischen Ruhetags Schabbat verkündet wurde. Der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, bemühte sich, die Wogen zu glätten. Auf seinem offiziellen X-Account erklärte auf Englisch, was die Motive der deutschen Entscheidung sind. „Unsere Prioritäten: Freilassung der Geiseln, Waffenruhe, humanitäre Hilfe und keine zukünftige Rolle für die Hamas. Es ist unklar, wie eine ausgeweitete militärische Operation dazu beitragen kann, diese Ziele zu erreichen.“
The Chancellor explains why Germany until further notice won‘t approve the export of arms to Israel which may be used in Gaza. Our priorities: hostage release, ceasefire, humanitarian aid and no future role for Hamas. Unclear how intensified military op’s will help achieve them. https://t.co/kJ5CVGsIBH
— Steffen Seibert (@GerAmbTLV) August 8, 2025
Die israelischen Reaktionen auf Seiberts Tweet waren überwiegend negativ. „Na was ist denn dann dein Plan, Kumpel. Erzähl‘s uns.“, erwiderte der Startup-Unternehmer Ouriel Ohayon. „Mit Verbündeten wie diesen, wer braucht da noch Feinde?“, postete der User „Spirit“. Es gab aber auch Lob. „Danke Botschafter, machen Sie weiter Druck – wir sind nicht unsere Regierung“, schrieb User Shai Moses. „Ihr Kanzler hat Recht“, schrieb Managerin Ariella Dor.
In israelischen Medien wurde die Entscheidung Deutschlands als „politische Lawine“ bezeichnet.
Israelischer Militärhistoriker: Vertrauensvorschuss „verschwendet“
Der US-Korrespondent von I24-News Yigal Ravid sagte im Livegespräch auf die Frage, wie Deutschlands Entscheidung in den USA aufgenommen werde, er möchte anstatt der Antwort lieber persönlich eine Botschaft an Merz richten. Auf Deutsch sagte er: „Herr Bundeskanzler Friedrich Merz, Sie haben gesagt, dass wir auch Ihren Krieg kämpfen. Wie können Sie so etwas vergessen?“
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
Der prominente israelische Militärhistoriker Danny Orbach meinte: „Für die Entscheidung Deutschlands, Waffen zu liefern, die in Gaza verwendet werden könnten, müssen wir uns selbst die Schuld geben.“ Israel habe von der Regierung Olaf Scholz und bislang auch von der Regierung Merz einen Vertrauensvorschuss erhalten. „Wir haben das verschwendet.“ Die Beziehung zu Deutschland sei nicht zuletzt durch die „dumme Entscheidung“, die Hilfslieferungen zu stoppen, erschöpft worden.