Menschenopfer? Forscher machen grausamen Fund in Grabhügel | ABC-Z
Berlin. In einem Grabhügel in Sibirien machen Archäologen eine grausame Entdeckung. Löst sie das Rätsel um ein mysteriöses Reitervolk?
Es ist mehr als ein Jahrtausend her, dass die Skythen auf dem Gebiet des heutigen Russlands und der heutigen Ukraine lebten. Doch damals waren sie gefürchtet: Noch vor den Hunnen und Mongolen sorgte das Reitervolk für Angst und Schrecken bei seinen Feinden. Vor allem durch ihre Fähigkeiten im berittenen Bogenschießen gelang es ihnen, ein mächtiges Reich zu errichten. Doch eine Frage konnten Archäologen bisher nicht klären: Woher stammten die Krieger ursprünglich?
Ein Fund in Sibirien könnte nun Licht ins Dunkel bringen. Gleichzeitig offenbart er ein grausames Ritual: Zur Zeit der Skythen gab es offenbar Menschenopfer. Darauf deutet zumindest hin, was Forscher in einem riesigen Grabhügel gefunden haben.
Wie die Wissenschaftler in einer Studie darstellen, fanden sie dort die Überreste von 18 Pferden und mindestens einem Menschen, die offenbar zu Ehren eines verstorbenen Mitglieds der Oberschicht geopfert wurden. Die Archäologen entdeckten in der Nähe der Knochen außerdem tierförmige Artefakte, wie sie in der Kultur der Skythen typisch waren. Das ungewöhnliche: Eigentlich lebten die Skythen später Tausende Kilometer weiter westlich. Liegt in Sibirien also der Ursprung dieser Kultur?
Archäologie: Fund in Sibirien ist „ein wahr gewordener Kindheitstraum“
„Die reitenden Skythen haben seit den Tagen Herodots die Fantasie der Menschen beflügelt“, zitiert ein Statement Dr. Gino Caspari vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie und der Universität Bern, den leitenden Autoren der Studie. „Doch die Ursprünge ihrer Kultur blieben lange Zeit in entlegenen Winkeln der eurasischen Steppe verborgen.“ Ihre Untersuchung der Bestattung veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Antiquity“.
Nach Jahren harter Feldforschung in Sibirien sei es „einfach wunderbar“, einige der „ältesten skythischen Tiergegenstände“ in Händen zu halten, erklärt Dr. Caspari im Statement. „Einige der frühesten Beweise für ein einzigartiges kulturelles Phänomen aufzudecken, ist ein Privileg und ein wahr gewordener Kindheitstraum.“
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Der Grabhügel aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. liegt in der südlichen sibirischen Provinz Tuva, die an die Mongolei grenzt. Der Fundort so weit im Osten sei ein beeindruckendes Zeugnis davon, wie mobil das Reitervolk war. Gleichzeitig deuten Ähnlichkeiten mit mongolischen Bestattungen der späten Bronzezeit daraufhin, dass die Kultur sogar noch weiter im Osten und Süden ihre Wurzeln hatte.
Menschenopfer waren gängige Praxis bei Bestattungen
Vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. herrschten die Skythen über weite Teile der eurasischen Steppen nördlich des Schwarzen Meers. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von dort bis nach Zentralasien. Sie galten als meisterhafte Kämpfer und Reiter. Besonders gefürchtet waren ihre Kompositbogen, die durch ihre kleine Größe ideal für den Gebrauch auf dem Pferd waren, aber gleichzeitig eine große Reichweite und hohe Durchschlagskraft besaßen. Ihre Fähigkeit, während des Reitens präzise zu schießen, verschaffte ihnen in Kämpfen einen entscheidenden Vorteil.
Doch die Skythen waren mehr als nur Krieger. Abseits des Schlatfels pflegten sie eine komplexe Kultur und trieben Handel mit anderen Völkern. Eine Klasse wohlhabender Adeliger hinterließ zudem luxuriöse Grabanlagen voller Gold, Bernstein und türkiser Perlen. Und auch Menschenopfer wurden immer wieder in skythischen Gräbern entdeckt.
os