Stil

Melania Trump in Großbritannien: Für kein Gelb der Welt | ABC-Z

Das muss man Melania Trump lassen: Mit ihrer modischen Selbstdarstellung war sie am Mittwoch beim Staatsbesuch in Großbritannien in der Lage, sich zu steigern. Erst war ihr Auftritt schlimm, dann wurde er schlimmer.

Dabei hatte der Trip nach London gut begonnen. Am Dienstagabend stieg die First Lady mit ihrem Mann Donald Trump am Flughafen Stansted aus der Air Force One. Sie trug einen knöchellangen Trenchcoat von Burberry, und als sie die Gangway hinab kam, wippte ein Zipfel des sandfarbenen Mantels so sehr, dass das typische Karo im Futter die Marke offenbarte. Besser als in Burberry kann man sich in Britannien nicht kleiden. Es wirkte wie ein netter Wink: Hallo, London, hier bin ich!

Der Look passte zu ihr, weil sie sich als ehemaliges Model der Wirkung von Mode bewusst ist. Schon oft hat sie gezeigt, dass sie Anlassmode beherrscht, etwa mit dem hochgeschlossenen hellblauen Ralph-Lauren-Mantel zur ersten Amtseinführung ihres Mannes im bitterkalten Januar 2017: Mit dem „all american designer“ machte sie Werbung für den amerikanischsten aller amerikanischen Präsidenten.

Ein solcher Hut ist ein guter Abstandhalter

Leider hat sie fast genauso oft bewiesen, dass sie mit ihrer Kleiderwahl auch danebenliegen kann. Nur ein Beispiel: Als sie im Sommer 2018 auf dem Weg nach Texas war, zu einem Treffen mit Flüchtlingskindern, trug sie einen Parka mit der Rückenaufschrift „I really don’t care – do u?“ Auch bei der zweiten Amtseinführung ihres Mannes im Januar wunderten sich viele Beobachter über ihren Look – vor allem über den breitkrempigen Hut, hinter dem sie ihr Gesicht verbarg. Ihr Mann, frisch vereidigt, schaffte es nicht mal, ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, es blieb beim „air kiss“. Ein solcher Hut ist eben auch ein guter Abstandhalter.

Im Zeugenschutzprogramm? Melania Trump mit Hut und ihrem Mann, dem Präsidenten Donald Trump, in Windsor CastleAFP

Der Fünfundfünfzigjährigen selbst scheint das Versteckspiel gefallen zu haben. Denn ihre mimischen Reaktionen, die gerne als Beweis dafür angeführt werden, dass sie ihrem Mann nicht mehr viel abgewinnt, kann sie hinter der tief gezogenen Krempe gut verbergen. Was also anziehen, um die Ausstellung der „Royal Collection“ im Green Drawing Room im Schloss von Windsor neutral anzuschauen und nicht etwa mit gelangweiltem Augenrollen in die Presse zu kommen? Genau, einen riesigen Hut, in einem dunklen Pflaumen-Ton, der besonders abweisend wirkte. Als sie sich mit ihrem Mann und dem Königspaar ein paar Ausstellungsstücke anschaute und der Blick nach unten ging, sah man von ihrem Kopf nur ihren Hut – als wäre ein bedrohliches Ufo aus einer düsteren Galaxie auf ihrem hochgeschlossenen Kostüm gelandet. Diplomatic Dressing? Eher undiplomatic. Die Arme hängen trostlos herab, ein trauriges, ein erschütterndes Bild.

Dieser Aufzug am ersten Tag des so wichtigen Staatsbesuchs wirkte nicht nur unhöflich – er bot auch Gelegenheiten für böse Memes, vor denen sie ein guter Stylist bewahrt hätte. In den sozialen Medien sah man es sportlich. Einer fragte: „Wurde Melania ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen?“ Sie sehe aus wie ein Mantel auf einem Kleiderständer, meinten Andere, wie eine Lampe ohne Glühbirne, wie ein Kopfgeldjäger aus „Star Wars“. Einer schrieb: „Ihr letzter Fluchtversuch, getarnt als Lampenschirm.“

Schwierige Farbe: Melania in einem schulterfreien, gelben Kleid von Carolina Herrera
Schwierige Farbe: Melania in einem schulterfreien, gelben Kleid von Carolina HerreraReuters

Wie der Moderator Piers Morgan auf die Idee kommt, Melania Trump als „echte Modeikone“ zu sehen, „auf Augenhöhe mit Jackie Kennedy“ – das muss nach diesem Auftritt sein Geheimnis bleiben. Ja, auf den schwarzen Pumps bewegte sie sich so souverän wie Prinzessin Catherine, die ebenfalls auf Zwölf-Zentimeter-Absätzen über den Rasen von Windsor stöckelte. Und ja, das schwarze Dior-Kostüm mit dem wadenlangen Rock und der ausgestellten Hüfte entsprach wie Catherines kastanienbraunes Mantelkleid von Emilia Wickstead der Etikette. Aber der Hut setzte dem Look nicht die Krone auf.

Das alteuropäische Protokoll ist vielen Amerikanern ein Fremdwort

Das war noch nicht alles. Der Auftritt beim Staatsbankett am Mittwochabend ging ebenfalls daneben. Sogar Donald Trump selbst war passend im Frack gekleidet. Und Camilla, immerhin 78 Jahre alt, sah in ihrem langen blauen Abendkleid passabel aus. Melania hingegen passte mit ihrem gelben Kleid mit blassrosafarbenem Gürtel und hohem Beinschlitz nicht ins Bild. Schon aus Gründen der Solidarität mit der um 23 Jahre älteren Königin war es unhöflich von der First Lady, ein schulterfreies Abendkleid zu tragen und sie auch noch mit einer leuchtenden Farbe zu überstrahlen.

Außerdem handelte es sich um ein Staatsbankett mit allem Pomp. Da war ein simples bodenlanges Kleid der amerikanischen Marke Carolina Herrera in einer Farbe, die kaum jemandem steht, nicht die beste Wahl. Aber vielen Amerikanern ist das alteuropäische Protokoll ohnehin ein Fremdwort. Wieder einmal machte Prinzessin Catherine mit einem langen Spitzenkleid vor, wie es geht.

Immerhin glaubten wohlmeinende Beobachter, das Blau von Camilla und das Gelb von Melania seien als Unterstützung der Ukraine in ihrem Freiheitskampf gegen Russland zu sehen. Weil sich die Stylistinnen zu solchen Anlässen meist vorher absprechen, könnte das sogar die Lösung der gelben Frage sein. So wäre der schlimme Auftritt dann doch noch politisch gerechtfertigt, also ethisch, nicht ästhetisch. Dann wäre dieses Kleid doch noch tragbar.

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