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Meisterlöwe Kohlhäufl gratuliert Jimmy Hartwig zum 70. Geburtstag | ABC-Z

München – Satte 138 Spiele hat William Georg Hartwig-Almer seine Knochen hingehalten für die Löwen, doch kaum ein Fan wird sich noch an (alle) diese Namen erinnern: Für die Sechzger war es nur der „Jimmy“, der da aufgelaufen ist. Am Samstag wird Ex-Löwe Jimmy Hartwig 70 Jahre alt.

„Lieber Jimmy, als dein damaliger Mannschaftskapitän möchte ich herzlich zum runden Geburtstag gratulieren. Ich wünsche viel Gesundheit, dass es Dir gutgeht und eine schöne Feier“, sagt Meisterlöwe Alfred Kohlhäufl im Gespräch mit der AZ.

Jimmy Hartwig im Löwen-Trikot. Er bestritt 138 Pflichtspiele für den TSV 1860, erzielte dabei 30 Tore.
© imago/Sportfoto Rudel
Jimmy Hartwig im Löwen-Trikot. Er bestritt 138 Pflichtspiele für den TSV 1860, erzielte dabei 30 Tore.

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TSV 1860 München: „Wenn ihn die Fans angefeuert haben, ist er marschiert ohne Ende“: Kohlhäufl über Hartwig

Die beiden Spieler haben viele Schlachten zusammen geschlagen: Hartwig wechselte 1974 von den Offenbacher Kickers nach Giesing, vier Jahre später zog es ihn für eine Ablöse von gut einer halben Million D-Mark weiter zum HSV, wo er drei Mal Meister wurde und es bis zum (zweimalige) Nationalspieler brachte.

„Als er bei uns war, war er noch ein ziemlicher Jungspund“, erinnert sich Kohlhäufl (1965/66 und 1974 bis 1979 bei 1860) und beschreibt den Rechtsaußen und Mittelfeld-Motor als „dynamischen Spieler“, der auch mal heißlaufen konnte: „Wenn ihn die Fans angefeuert haben, ist er marschiert ohne Ende. Er war ein Kämpfer und Lieblingskind unseres Trainers Heinz Lucas.“

Kohlhäufl erinnert sich an ein Duell, in dem für ihn, Coach Lucas und Youngster Hartwig Himmel und Hölle ganz nahe beieinander lagen: „1977 haben wir in der Aufstiegsrunde gegen Arminia Bielefeld gespielt. Hartwig musste es mit Ewald Lienen aufnehmen und hat wie wir alle nicht besonders gut ausgesehen, wir haben 0:4 verloren.“

Ein taktischer Kniff mit Hartwig sei entscheidend gewesen: „Lucas hat etwas umgestellt und ihn ins Mittelfeld versetzt. Dann hat der Jimmy im Rückspiel und im Wiederholungsspiel getroffen.“ Das legendäre Ende der Geschichte ist bekannt: 1860 erzwang durch ein 4:0 das Entscheidungsspiel, gewann mit 2:0 und stieg doch noch in die Bundesliga auf. Trotz eines überraschenden 3:1-Derbysieges gegen den FC Bayern musste 1860 sofort wieder runter.

Alfred Kohlhäufl (li.) und Jimmy Hartwig in der Saison 1977/1978 beim TSV 1860
Alfred Kohlhäufl (li.) und Jimmy Hartwig in der Saison 1977/1978 beim TSV 1860
© imago sportfotodienst
Alfred Kohlhäufl (li.) und Jimmy Hartwig in der Saison 1977/1978 beim TSV 1860

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Jimmy Hartwig privat: Zwei gescheiterte Ehen, finanzielle Schwierigkeiten und Krebs

Privat musste Hartwig ebenfalls schon früh zum Kämpfer werden: Der Sohn eines amerikanischen Soldaten, dessen Schwiegervater diesen nicht akzeptiert hatte, wuchs als farbiger, unehelicher und armer Junge auf. Der Fußball schien eine Art Ausflucht zu sein und verhalf ihm zu einer großen Karriere.

Hartwig sollte auch nach seiner Laufbahn und Trainer kämpfen müssen, unter anderem aufgrund zweier gescheiterter Ehen, finanzieller Pleite und einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung. Der gebürtige Offenbacher gibt nie auf, entdeckt seine Leidenschaft für Schauspielerei und stellt sich als Integrationsbeauftragter des DFB jener Diskriminierung entgegen, die er als farbiger Nationalspieler selbst erleben musste.

„Ich gehe gern voran, gebe den Leitwolf für die Fußballer der Welt. Beschimpfen können sie mich – ich hab‘ ein dickes Fell. Ich bin mein Leben lang beschimpft worden“, sagte Hartwig 2020 im AZ-Interview und fordert, mehr als nur Schilder gegen Rassismus hochzuheben. Alles Gute, (Löwen-)Kämpfer.

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