Mehr als 50 000 Besucher beim Dießener Töpfermarkt – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Der Dießener Töpfermarkt, einer der größten und renommiertesten Keramikmärkte in Europa, hat in diesem Jahr ein Jubiläum gefeiert. Seit 25 Jahren wird das Keramikfestival in den Seeanlagen am Ufer des Ammersees abgehalten. An dem viertägigen Event, das am Sonntag zu Ende ging, beteiligten sich 168 Keramiker aus zwölf Ländern. Sie boten den Besuchern ein großes Sortiment von Gebrauchskeramik für Haus und Garten bis zu allerlei gegenständlichen und abstrakten Kunstwerken. Viele waren sehr zufrieden mit dem Umsatz. Die Zahl der Besucher schätzten die Veranstalter auf 50 000 bis 60 000. Schirmherr war der „Haindling“-Star Hans-Jürgen Buchner, ein gelernter Keramikermeister.
Erstmals wurde beim Töpfermarkt der mit 2500 Euro dotierte „Förderpreis junge Keramik“ vergeben, gestiftet von der Firma Andrea Wolbring GmbH, die Glasuren und Farben herstellt. Insgesamt 42 Keramikkünstlerinnen und -künstler aus zehn Ländern hatten sich für diesen offenen Wettbewerb beworben, die meisten sind an Kunsthochschulen tätig. „Das ist ein Blick in die Zukunft“, sagte Bürgermeisterin Sandra Perzul bei der Preisverleihung. „Wir wollen auch in den kommenden 25 Jahren einen Töpfermarkt veranstalten.“
Schirmherr Buchner schwärmte von dem Beruf, den er vor seiner Musikerkarriere ausgeübt hat. „In der Keramik kann man unendlich viel machen“, sagte er. „Wunderbar, dass es junge Leute gibt, die sich damit beschäftigen.“ Den Förderpreis erhielt Nora Arrieta für ihr Werk „Stille Feuer“. Die fragile Skulptur erinnert an einen vielarmigen Leuchter, auf dem zahlreiche Feuerzeuge stecken. „Es ist derb und romantisch zugleich“, sagte die Künstlerin.
Diesjährige Keramikpreisträgerin ist Elke Sada aus Leizpig. Sie wurde bereits mit dem Ceramic Review Initiative Award in London sowie dem Preis der Jury bei der fünften World Ceramic Biennale in Südkorea ausgezeichnet und war 2011 schon einmal Trägerin des von der Brennofenfirma Rohde gestifteten Dießener Preises. Sadas „Spielplatz“ mit farbigen Tonstreifen, die an Papier erinnern, passte zum Thema „Farbspiele“ und wurde aus 65 Bewerbungen ausgewählt. Das durchbrochene Objekt wirkt leicht, im Inneren sind Bögen und kleine Arkaden, die vielfältige Assoziationen erlauben. „Es ist ein Spielplatz der Farben, Formen und Gefühle“, heißt es in der Begründung der fünfköpfigen Jury.
Werkstätten aus Belgien, England, Estland, Italien, den Niederlanden, Slowenien und Spanien waren in den Seeanlagen vertreten. Die meisten ausländischen Aussteller kamen aus Frankreich, auch Ilkum Bobomurodov aus Usbekistan war wieder dabei.
Marktleiter Wolfgang Lösche freute sich zudem darüber, dass erstmals seit dem Brexit wieder ein Keramiker aus England an den Ammersee gekommen war. Er habe keine großen Probleme mit dem Zoll gehabt, der Papierkram sei zu bewältigen gewesen, sagte Tom Knowles Jackson. Der Keramiker aus der Gegend von Bristol präsentierte vor allem Geschirr – und bedauerte den Verlust an Esskultur zugunsten von Fertiggerichten und Fast Food.
„Mir geht es um die Zeremonie von Essen und Trinken“, sagte Knowles. „Ich möchte, dass die Menschen wieder zurück an den Tisch kommen, um miteinander zu teilen.“ Lösche erklärte, dass der Dießener Töpfermarkt immer noch vor allem Geschirr biete und damit in der Tradition der Haferlmärkte stehe, auf denen die Menschen sich früher versorgten. Die künstlerischen Keramik-Objekte hätten sich daraus entwickelt.

Im Trend liegen laut dem Marktleiter aktuell bunte Farben und Glasuren sowie Malereien, dazu bildhauerisch-plastische Arbeiten von jüngeren Künstlern. Keramische Oberflächen leben vom Farbspiel. Durch die Flammen und Aschen des Brennofens, den Rauchbrand, durch Glasur und Malerei, Kristallglasuren, Salze, Lüster und Oxide auf Irdenware, Steinzeug oder Porzellan erhalten sie ihre typische Farbwirkung.
Susanne Altzweig hat diese Entwicklung schon vor Jahrzehnten vorweggenommen. Sie stammt aus Hör-Grenzhausen, einer Kleinstadt im Westerwald, die als Mekka der Keramik und keramischen Industrie gilt, und stellt farbenfrohes Geschirr her, in Serie oder als Einzelstück, dazu auch Kunstobjekte. „Farben haben mir immer schon viel bedeutet“, sagte sie. Bunt sei derzeit auch deshalb gefragt, weil es inzwischen viele Farben und Glasuren gebe, die nicht giftig seien.

Zu den künstlerischen Arbeiten zählten die Stücke von Maria Pohlkemper aus Billerbeck bei Münster. Sie produziert handwerklich aufwendige Objekte aus Bone China-Porzellan. Dazu verarbeitet sie flüssiges Porzellan zu dünnen Platten, die sie in Teile zuschneidet und zu Objekten verklebt. Entscheidend sei das Brennen, denn dabei verformen sich die Objekte nochmal, erzählte sie. Pohlkemper wurde für ihr Werk 2021 mit dem nordrhein-westfälischen Staatspreis Kunsthandwerk ausgezeichnet.
Eine uralte Tradition setzt Giorgos Tziligkakis aus Margarites auf Kreta fort. Er formte große Töpfe und Amphoren am großen Stand der Familie, wo auch griechischer Kaffee serviert wurde, immer ein Anziehungspunkt auf dem Markt. Die Technik gehe zurück bis auf die minoische Kultur auf der Mittelmeerinsel vor viertausend Jahren, sagte er; er selbst habe das Handwerk von seinem Großvater gelernt, der jahrelang auf dem Dießener Markt seine Fertigkeiten vorführte.

Die Besucher konnten außerdem Ausstellungen im Kulturforum Blaues Haus, sowie im Traidtcasten und im Taubenturm neben dem Dießener Marienmünster besuchen. Die beeindruckenden Skulpturen der preisgekrönten japanischen Keramikkünstlerin Ayaka Terajima sind noch von 7. bis 9. Juni jeweils von 14 bis 18 Uhr im Taubenturm zu sehen.