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Mehr als 1500 Jugendliche feiern beim Fünf-Sieben-Festival in Karlsfeld – Dachau | ABC-Z

Ritter Lean ist der Künstlername des 28-jährigen Musikers und Schauspielers Adrian Julius Tillmann – eine Anspielung auf das Arzneimittel Ritalin, das gegen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verschrieben wird.  Tillmann ist einer der Haupt-Acts auf dem Fünf-Sieben-Festival in Karlsfeld, das der Kreisjugendring (KJR) Dachau nach dem erfolgreichen Debüt im Mai 2024 nun zum zweiten Mal veranstaltet. Etwa 1800 Besucherinnen und Besucher sind gekommen, um den Musik-Acts zu lauschen und an verschiedenen Workshops teilzunehmen.

Neben dem Jugendhaus Karlsfeld stehen gegen halb sieben nur wenige Personen Schlange. Jugendliche in bunten Tops und langen weißen Röcken warten vor dem Festivalgelände. Ein Mädchen malt dem Security-Mitarbeiter Glitzer ins Gesicht. Vor einer Mauer stehen Spraydosen zum Ausprobieren bereit. Im Garten bedrucken Gäste T-Shirts: „57-Festival“ mit roter Farbe auf weißen Stoff. Ganz in der Nähe fahren Menschen auf Inlineskates umher.

Das Festivalgelände hat sich in diesem Jahr vergrößert: Erstmals gehört auch das Skate-Areal links neben dem Jugendhaus dazu. Auf der Fläche soll künftig ein Platz mit Pumptrack entstehen. „Den haben wir schon einmal beworben, weil wir jetzt mit einer Spendenaktion anfangen“, erzählt der Veranstaltungsleiter und Geschäftsführer des KJR Dachau, Ludwig Gasteiger. Vor der Asphaltfläche hängt ein Holzschild mit der gelben Aufschrift „Future Stage“, eine von drei Bühnen auf dem Festivalgelände. Dort legen nicht nur DJs auf, man kann auch skaten oder an Aktionen wie einem Tanzkurs teilnehmen.

Auch junge Graffiti-Künstler können sich beim Fünf-Sieben-Festival ausprobieren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch wenn es viele Mitmach-Angebote gibt: Der Hauptfokus des Tages liegt auf den Musik-Acts. Auf der „Youth“- und der „Main-Stage“ treten insgesamt neun Musikgruppen, Sänger und Sängerinnen auf. Sechs Nachwuchstalente bespielen bereits ab 14 die Youth-Stage. Dafür mussten sie sich gegen 42 weitere Bewerber durchsetzen.

Auf der Hauptbühne spielen JAS, Dani Lia und schließlich der klare Favorit und Publikumsmagnet. „Wir sind nur wegen Ritter Lean da“, sagt Besucher Niclas Gutsch mit einem Lächeln. Er sitzt mit vier weiteren Freunden ein Stück von der Main-Stage entfernt am Biertisch. Die Stimmung während der Auftritte ist ausgelassen. An der Barrikade tanzen, singen und schreien die Besucher im violetten Licht der Scheinwerfer.

Eine Besonderheit des Festivals liegt in der Organisation. Jugendliche haben die Veranstaltung selbst umgesetzt – und das großteils ehrenamtlich. So konnten die Tickets bereits ab 11,34 Euro angeboten werden. Außerdem sei das Konzept „sehr partizipativ“, sagt Gasteiger. Die jungen Leute konnten etwa bei der Auswahl der Acts für die Main-Stage mit abstimmen. Das Konzept kommt allgemein gut an. „Die wissen ja, was andere Jugendliche wollen“, sagt die Münchnerin Sarah.

Anna Theresa Schlechter, Ella Tischer und Elena Benderlein freuen sich über die jugendliche Handschrift des Festivals.
Anna Theresa Schlechter, Ella Tischer und Elena Benderlein freuen sich über die jugendliche Handschrift des Festivals. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Besucherin Resi findet, man merke, dass das Festival von Jugendlichen organisiert wurde. Das macht sie an dem veganen Essensangebot sowie dem präsenten „Awareness“-Team fest. Die 17-jährige Münchnerin bedruckt an einem Aktionsstand ihr eigenes T-Shirt. Ähnlich äußert sich auch Anna-Theresa Schlechter, die mit zwei Freundinnen etwas abseits sitzt. Vor allem niedrige Ticket-Preise, junge Moderation und Awareness-Team zeigten das Handwerk junger Leute.

Die Mitglieder des Awareness-Teams erkennt man an den violetten Luftballons, die sie an ihren Kleidern befestigt haben. Diese schweben weit sichtbar über der Menschenmenge in der Luft. „Wir sind emotionale Erste Hilfe“, sagt Luzi Kamitz. Das Awareness-Team sei ein „Wohlfühlfaktor“ für die Menschen. Wer etwa überfordert sei, Grenzüberschreitungen oder Diskriminierung erfahren habe, könne sich an sie wenden. „Es wird in Anspruch genommen.“

Osama Kezzo und Luzi Kamitz sind als Awareness-Team eine „emotionale Erste Hilfe“.
Osama Kezzo und Luzi Kamitz sind als Awareness-Team eine „emotionale Erste Hilfe“. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dass Jugendliche aus München in ihrer Freizeit nach Karlsfeld kommen, ist eher unüblich. Für gewöhnlich verhält sich das umgekehrt. „Man kann halt in München mehr machen“, sagt die 14-jährige Alice, während sie mit ihrer gleichaltrigen Freundin Julia vor der Main-Stage wartet. Die beiden Karlsfelderinnen sind durch Plakate auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. Grundsätzlich, findet Alice, gebe es hier schon einige Freizeit-Angebote. Früher war sie etwa bei „Mini-Karlsfeld“ dabei. Trotzdem sagt sie: „Mehr für Jugendliche wäre cool.“

Johannes Otte, Josy Tinapp, Niclas Gutsch, Jonas Schneider und Henrik Beck sitzen am 57-Festival bei einem Getränk zusammen.
Johannes Otte, Josy Tinapp, Niclas Gutsch, Jonas Schneider und Henrik Beck sitzen am 57-Festival bei einem Getränk zusammen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das hört man auf dem Festival oft, auch über Dachau. „Es ist richtig tote Hose hier“, sagt Josy. Die 21 -Jährige würde sich einen Club oder Bars mit längeren Öffnungszeiten wünschen. Dann müsse sie nicht immer nach München fahren. Das Fünf-Sieben-Festival wird Karlsfeld vermutlich erhalten bleiben.  Gasteiger jedenfalls würde es auch 2026 gerne wiederholen: „Ich glaube, wir wollen das auf jeden Fall weiterentwickeln“, sagt er.

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