„Mega-Erdbeben“ droht – Behörden rechnen mit Hunderttausenden Toten | ABC-Z

Berlin. Ein Manga befeuert die Sorge vor einem riesigen Erdbeben. Die Gefahr ist real: Seit Ende Juni wurden vor Japan 900 Beben registriert.
Japan hat die Vorbereitungen auf ein mögliches „Mega-Beben“ noch einmal verstärkt. Laut japanischen Behörden könnten fast 300.000 Menschen durch das Erdbeben sterben. Unter anderem soll der Bau von Deichen beschleunigt werden, die vor möglichen Tsunami-Wellen schützen können. Auch Notunterkünfte zur Evakuierung sollen schneller gebaut werden. Laut Behörden-Angaben vom Mittwoch wurden auf den abgelegenen Tokara-Inseln in den vergangenen zwölf Tagen mehr als 900 Beben registriert. Die Insel-Bewohner trauen sich demnach nicht mehr zu schlafen.
Shigeru Ishiba, der Ministerpräsident von Japan, sagte laut Medienberichten bei einer Kabinettssitzung am Mittwoch zu dem befürchteten „Mega-Beben“: „Es ist notwendig, dass der Staat, die lokalen Behörden, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen ihre Kräfte bündeln, um so viele Leben wie möglich zu retten.“
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„Mega-Beben“ in Japan erwartet: Besonders gefährlich ist der Nankai-Graben
Menschen in Japan sind Erdbeben-erprobt: Etwa 1500 Erdbeben erlebt die Region pro Jahr. Der Inselstaat liegt auf mehreren großen Erdplatten, die sich verschieben können und so Beben auslösen. Viele sind allerdings so schwach, dass sie kaum spürbar sind. Die Behörden in Japan sorgen sich vor allem darum, dass am sogenannten Nankai-Graben ein „Mega-Beben“ entsteht: Dieser ist etwa 800 Kilometer lang und verläuft vor der südöstlichen Küste Japans im Pazifik. Dort treffen zwei tektonische Platten aufeinander. Starke Erdbeben ereignen sich dort etwa alle 100 bis 200 Jahre; das bisher letzte war im Jahr 1946.
In den vergangenen Monaten wurde die Sorge vor einem „Mega-Erdbeben“ immer größer. Im Januar hatte ein Regierungsgremium erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit eines starken Erdbebens in der Region innerhalb der nächsten 30 Jahre bei 75 bis 82 Prozent liege. Im März veröffentlichte die Regierung dann eine neue Schätzung, wonach ein solches Erdbeben – gefolgt von einem Tsunami – bis zu 298.000 Todesopfer bedeuten könnte.
Sorge vor „Mega-Beben“: In sozialen Netzwerken verbreitet sich Manga von japanischer Künstlerin
Befeuert wurden die Ängste aber auch durch Videos und Beiträge in sozialen Netzwerken wie TikTok. Dort verbreitete sich erneut der Manga „The Future I Saw“ („Die Zukunft, die ich sah“) der Künstlerin Ryo Tatsuki aus dem Jahr 1999. Die Japanerin sagte darin einen verheerenden Vorfall im März 2011 voraus – und behielt Recht.
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Am 11. März 2011 kam es an der japanischen Ostküste zu einem Erdbeben der Stärke 9,0, das auch einen Tsunami auslöste. Die Naturkatastrophe forderte 18.000 Todesopfer. Der Tsunami traf zusätzlich das Atomkraftwerk Fukushima und führte dort zu gewaltigen Explosionen und zur Kernschmelze in drei Reaktoren. Es war das weltweit schwerste Atomunglück seit dem GAU in Tschernobyl 1986. Seitdem schreiben einige Menschen in Japan Tatsuki hellseherische Fähigkeiten zu. Auch Wahrsager und Feng-Shui-Meister behaupteten immer wieder, es werde bald zu einem großen Erdbeben in Japan kommen – mit Folgen für den Tourismus.
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„Mega-Beben“ am 5. Juli 2025? Japanische Künstlerin sagt Katastrophe voraus
In einem neuen Manga aus dem Jahr 2021 sagte Tatsuki eine weitere große Katastrophe voraus: für den 5. Juli 2025. Es sei mit Flutwellen zu rechnen, dreimal so hoch wie damals vor der Küste Fukushimas. Dass es nun auf den abgelegenen Tokara-Inseln im Süden Japans tatsächlich vermehrt zu Erdstößen kommt, beunruhigt Teile der Bevölkerung. „Es fühlt sich an, als würde es die ganze Zeit wackeln“, sagte einer der rund 700 Bewohner der Inselgruppe dem Lokalfernsehen. „Wir haben Angst und trauen uns nicht zu schlafen.“
Am Mittwochnachmittag wurde in der Region der Inselgruppe nach Angaben der zuständigen Wetterbehörde Japans ein Beben der Stärke 5,5 registriert. Die Erdstöße hätten am 21. Juni begonnen, berichtete Behördenvertreter Ayataka Ebita auf einer Pressekonferenz. „Ihre Zahl hat die 900 überstiegen.“ Es gebe zwar bisher keine großen Schäden, aber ein Ende sei auch nicht in Sicht.
Die Sorge in Japan ist auch deshalb so groß, weil es unmöglich ist, den exakten Zeitpunkt für ein Erdbeben vorauszusagen. Expertinnen und Experten können lediglich die Wahrscheinlichkeit für Erdbeben errechnen und besonders gefährdete Regionen ausweisen. Menschen können im Ernstfall erst gewarnt werden, wenn die Beben schon losgebrochen sind. Um exakte Vorhersagen zu treffen, bräuchte es an den großen Erdbeben-Hotspots weltweit Messungen im Meeresboden direkt an den tektonischen Platten – doch diese Technik würde hunderte Millionen Euro kosten.
mit AFP