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Meer: Die dramatischen Bilder der toten Korallen vom Great Barrier Reef |ABC-Z

Beim Great Barrier Reef denkt man an bunte Korallen. Doch das Naturwunder ist fragil. Daten belegen, dass das Riff zuletzt so schnell abgestorben ist wie in 40 Jahren zuvor nicht. Fotos belegen den Zerfall eindrücklich.

Die Korallenbleiche im Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens hat ein Rekord-Ausmaß erreicht. Forscher hätten die „großflächigste“ Bleiche seit Beginn der Messungen vor knapp 40 Jahren verzeichnet, heißt es in Studie des Australischen Instituts für Meereswissenschaft (AIMS). Grund seien hohe Wassertemperaturen im vergangenen Jahr, die bei den Korallen für „beispiellosen Hitzestress“ gesorgt hätten.

Bei steigenden Wassertemperaturen stoßen die Korallen die auf ihnen lebenden Algen ab, um zu überleben. Diese Algen sind bunt und mikroskopisch klein. Bleiben die Wassertemperaturen hoch, werden die Korallen weiß und sterben. In den vergangenen zwei Jahren waren auf diese Weise mehr als 80 Prozent aller Korallenriffe weltweit abgestorben.

„Hauptgrund ist der Klimawandel“, sagte der leitende Forscher des Instituts, Mike Emslie, der Nachrichtenagentur AFP. „Daran gibt es keinen Zweifel.“ Die Korallen leiden auch unter den Folgen tropischer Wirbelstürme. Außerdem verbreitet sich der Dornenkronen-Seestern, eine invasive Art, die sich bevorzugt von Steinkorallen ernährt. Wenn diese Tiere in großer Zahl auftreten, können sie ganze Riffabschnitte innerhalb kürzester Zeit kahl fressen.

Am stärksten von den Verlusten betroffen war der südliche Abschnitt des Riffs zwischen Proserpine und Gladstone, wo die Hartkorallenbedeckung um fast ein Drittel sank. In der nördlichen Region (Cape York bis Cooktown) betrug der Rückgang rund ein Viertel, im zentralen Abschnitt (Cooktown bis Proserpine) immerhin noch knapp 14 Prozent.

Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte Emslie. „Wir beobachten seit rund 15 Jahren eine zunehmende Volatilität beim Korallenbewuchs.“ Der WWF-Meeresexperte Richard Leck verglich den schwankenden Zustand des Great Barrier Reef gar mit einer „Achterbahn“. „Das ist ein Zeichen dafür, dass dieses Ökosystem unter unglaublichem Stress steht“, erklärte er der Nachrichtenagentur AFP. „Riff-Wissenschaftler sind zutiefst beunruhigt, wenn sich das Riff nicht mehr so erholt, wie es das bisher getan hat.“

Für den Bericht wurden Beobachtungen an 124 Korallenriffen zwischen August 2024 und Mai 2025 ausgewertet. Untersucht wurde der Bewuchs der Riffoberfläche mit Korallen. Auf den meisten (77) lag der Korallenbewuchs zwischen 10 und 30 Prozent, 33 Riffe wiesen zwischen 30 und 50 Prozent auf. Nur zwei Riffe erreichten Werte von über 75 Prozent, zwei weitere lagen unter 10 Prozent.

Besonders betroffen seien Arten der Gattung Acropora, hieß es in dem Bericht. Diese würden zwar schnell wachsen, seien aber extrem anfällig für äußere Einflüsse. So hatten sich diese Korallen zwischen 2017 und 2024 in vielen Riffen zunächst erholt – nun zählen sie zu den am stärksten geschädigten Blumentieren. Das Riff werde Jahre brauchen, um sich von der Rekord-Bleiche zu erholen – wenn überhaupt, warnen die Forscher. Voraussetzung für eine Erholung seien ein schnelles Wachstum der Korallen und nur minimale Störungen der Umwelt.

Die Bleiche 2024 sei Teil eines globalen Massenkorallensterbens gewesen, das bereits 2023 in der Nordhalbkugel begonnen habe, sagte AIMS-Chefin Selina Stead. Erstmals habe ein einziges Bleiche-Ereignis nahezu alle Korallenriffe in Australien betroffen – auch die in Westaustralien. Gleichzeitig handele es sich um die fünfte großflächige Korallenbleiche am Great Barrier Reef seit 2016 – und um die mit der bislang größten Ausdehnung. Für die Forscher ist das ein düsterer Meilenstein.

Besonders besorgniserregend ist Stead zufolge, dass die Abstände zwischen solchen Ereignissen kürzer würden. 2024 und 2025 sei das Riff zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts in zwei aufeinanderfolgenden Jahren massiv betroffen gewesen.

Das Great Barrier Reef ist ein Naturwunder von gigantischem Ausmaß: Mit mehr als 2300 Kilometern Länge und über 3000 Einzelriffen ist es das größte Korallenriffsystem der Erde. Es erstreckt sich entlang der Küste von Queensland und ist Heimat für rund 400 Korallenarten, etwa 1500 Fischarten und zahllose weitere Meereslebewesen.

Seit 1981 zählt das Riff zum UNESCO-Weltnaturerbe. Schon lange warnen Experten, dass das empfindliche Ökosystem durch den Klimawandel, aber auch durch Umweltverschmutzung und Massentourismus bedroht ist. „Es lohnt sich weiter, dafür zu kämpfen“, sagte Meeresforscher Emslie. „Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken und aufgeben.“

mit dpa/AFP

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