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Mediatorin verrät, wie Sie Lästigen Streit schnell und simpel hinter sich lassen | ABC-Z

Warum können wir solch lästigen oder gar ärgerlichen Begebenheit nicht einfach abstreifen und fertig? Warum schafft es der Konflikt und somit auch derjenige, der für den Ärger verantwortlich scheint unseren Alltag, bzw. Teile davon, zu beherrschen?

Wäre es nicht viel besser „Schwamm drüber“ und weiter geht’s mit einem neuen Thema, einem anderen Projekt oder auch einer anderen Vision? Statt dessen ist da oftmals dieser blöde Streit und der scheint unsere Gedanken zu beherrschen. Mitunter kann er sogar omnipräsent und sehr Leid bringend wirken.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie man solch lästige Situationen schnell hinter sich lassen kann, um dann möglichst unbefangen weiter machen zu können? Vielleicht so, wie die Kinder im Sandkasten, die sich kurz streiten um danach dann wieder friedlich miteinander oder nebeneinander spielen zu können. Die Kinder haben uns Erwachsenen etwas voraus: Sie sind noch unbelastet, haben folglich noch keine Strategien, wie sie eine schwierige Situation bewältigen können. Sie sind unbefangen und müssen erst lernen, welche Strategien und Muster ihnen dienlich sind.

Das könnte jedoch die Frage aufwerfen, ob uns unsere Strategien und Muster wirklich dienlich sind, oder ob wir sie „wieder einmal“ reflektieren sollten. Vielleicht gibt es besser Strategien, nämlich jene, die zu einem befriedigenden Ergebnis führen. Und nicht solche über die man sich ärgert und die die negativen Emotionen in Wallung bringen.

Stephanie Huber ist Gründerin und Geschäftsführerin der konSENSation GmbH. Sie arbeitet als Mediatorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement und hilft Firmen und Führungskräften, das Betriebsklima zu verbessern.

Unterschiedliche Streittypen treffen aufeinander

Dabei gibt es die unterschiedlichsten Streittypen – doch alle haben etwas gemeinsam, nämlich eine berechtigte (?) Motivation. Es gibt jene, die sich lieber in sich selbst zurück ziehen und gar nicht mehr sprechen. Im Gegensatz dazu gibt es auch diejenigen, die sich wort- und gestenreich versuchen auszudrücken. Dann gibt es noch die Souveränen und die Choleriker, den Rechthaber, den Nörgler und die streiten sich dann vielleicht mit den Analytikern oder der beleidigten Leberwurst.

Was all diese Streittypen gemeinsam haben, ist eine Motivation für den Streit. Auch, wenn Sie alle unterschiedlich agieren und streiten. Sie sitzen dennoch im selben Boot. Jede und jeder paddelt so stark er oder sie kann. Jeder gibt, was möglich ist.

Doch sie vergeuden dabei nur unnützerweise ihre eigene Energie und Ressourcen. Denn weder durch energiefressendes Paddeln als auch durch kämpferische Reaktionen auf den Gegenüber ist die Situation mit großer Wahrscheinlichkeit lösbar.

Streitende sitzen im selben Boot

Würden die Streitenden erkennen, dass Sie im selben Boot sitzen, jedoch in unterschiedliche Richtungen paddeln und sich somit nur im Kreise drehen, könnten sie unter Einsatz des klaren Verstandes besser und souveräner reagieren. Dann würden sie aufhören sich durch paddeln im Kreis zu drehen.

Dann würden sie sich nämlich umdrehen und zu dem Partner im Boot sagen: „Wie dämlich ist das eigentlich, was wir hier gerade tun? Wir werden Beide von unseren Emotionen angetrieben und vergeuden unnötige Energien.“

Wahrscheinlich würde dann die Gegenfrage kommen: „Würden wir unsere Kräfte bündeln anstatt sie gegeneinander einzusetzen, dann können wir vielleicht beide von uns gewünschten Ziele oder ein ganz neues Ziel erreichen?“

So einfach könnte die Lösung sein, wenn man beide Ziele nicht erreichen kann. Man einigt sich auf ein Drittes Ziel. Eines, welches möglichst gerecht für beide Parteien erscheint. Was jedoch wenig schlaur ist, ist sich bewusst zu sein, dass man in demselben Boot sitzt und „nur nicht bereit“ ist den ersten Schritt auf den Gegenüber zu zu machen. Also eine Brücke zum Gegenüber zu bauen. Dennoch ist diese Reaktion erklärbar.

Dem zu Grunde liegen in aller Regel viele Verletzungen und Angriffe. Doch diese erfolgen normalerweise nicht einseitig, sondern um einen wechselseitigen Austausch. Als Konfliktmanagerin und Mediatorin habe ich bei meiner langjährigen Arbeit festgestellt, dass in solchen Situationen die eine Seite der Anderen meist nichts schuldig bleibt.

Wenden wir uns weg vom Problem und hin zur Lösung:

Was können Sie tun, wenn Sie feststellen, dass Sie mit dem Gegenüber im selben Boot sitzen, doch in unterschiedliche Richtungen paddeln.

Lernen Sie Ihre Emotionen führen, sonst werden sie von ihnen geführt:

  1. Zuerst einmal sollten Sie anerkennen, dass Sie und Ihr Gegenüber im selben Boot sitzen. Das ist in aller Regel eine starke Verbindung.
  2. Dann akzeptieren Sie erst einmal den Status Quo. Die Situation ist, wie Sie ist. Punkt! – Wenn Sie das nicht schaffen, dann könnte Ihnen Ihre Emotionen und/oder Ihr Ego im Wege stehen. Prüfen Sie dies bitte, sonst geben Sie dem Gegenüber die Schuld – dabei gibt es keine Schuld. Schuldzuweisungen gibt es nur, wenn keine Eigenverantwortung übernommen wird.
  3. Und wenn Sie jetzt noch Eigenverantwortung für Ihren Anteil am Streit übernehmen, dann ist die Lösung bereits sehr nahe.
  4. Halt! Stop! Ich höre Sie bereits sagen oder denken: Aber der Gegenüber hat doch … oder ich habe mich doch nur gewehrt … NEIN, das verstehen ich nicht unter Eigenverantwortung. Sie haben mit gepaddelt und vielleicht das eine oder andere nicht so positive Wort verwendet? Wenn Sie sich diesen Part, nämlich den eigenen ansehen, dann werden Sie feststellen, dass es in einem Streit keine Unschuldslämmer gibt, außer die selbsternannten und jene zähle ich nicht zu Eigenverantwortung übernehmen.
  5. Nehmen Sie die Situation an. Vielleicht schaffen Sie es sogar eine möglichst neutrale Bestandsaufnahme zu machen. Darunter verstehe ich das Sie nicht nur Ihre Perspektive betrachten, sondern auch die Ihres Gegenübers.

Ein Beispiel aus einer Mediation: Ein Mediant fragte einen anderen: „Als ich deine Hilfe brauchte, hast du sie mir verweigert, warum?“ Die Antwort lautete ganz simpel: „Weil du mir zuvor auch deine Hilfe verweigert hattest, als ich dich darum bat!“ – Im Schach würde man es eine Pattsituation nennen.

  1. Unterbrechen Sie Situationen indem Sie sie durchschauen.
  2. Hören Sie auf, zurück zu schlagen, wenn Sie sich getroffen fühlen.
  3. Handeln Sie schlau und nicht emotional.
  4. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Emotionen und Gefühle. Denn Ihre Gefühle fühlen nur Sie alleine. Sie sind folglich Ihre eigene Angelegenheit. Der Gegenüber kann sie nur ausgelöst oder getriggert haben. Gehören tun Sie Ihnen.
  5. Ihre Gefühle gehören Ihnen – meine Gefühle gehören mir.

Wenn Sie lernen Ihre Gefühle und Emotionen zu führen und nicht von Ihnen geführt zu werden, dann lernen Sie automatisch auch Brücken hin zum Gegenüber zu bauen. Denn Brücken tragen nur auf einem starken Fundament. Und Eigenverantwortung für den Eigenanteil am Streit ist das stärkste Fundament, dass Sie sich vorstellen können.

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen viel Erfolg bei der Umsetzung. Und wenn es nicht auf Anhieb gelingt, dann machen Sie es wie die Kinder im Sandkasten. Klopfen Sie sich den Sand vom Hosenboden, lachen Sie dem Gegenüber zu und reichen Sie Ihre Hand als Unterstützung.

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