Vorbild für Deutschland?: Doppelt so viele Fahrräder wie Autos: Londons erstaunliche Verkehrs-Revolution | ABC-Z

London zeigt, wie eine Abkehr vom Auto gelingen kann: Immer mehr Menschen in der britischen Hauptstadt steigen auf das Fahrrad um. Eine aktuelle Studie liefert erstaunliche Erkenntnisse zum Mobilitätswandel.
Still und heimlich hat sich in Großbritanniens Hauptstadt eine Revolution auf zwei Rädern ereignet. In London hat sich die Zahl der Radfahrer im Vergleich zu 2022 um satte 57 Prozent erhöht. Das geht aus einer Analyse der städtischen Verkehrszählungen aus dem Jahr 2024 hervor, die von der CIty of London unlängst veröffentlicht wurde. Damit machen Fahrräder inzwischen während der Hauptverkehrszeiten bis zu 56 Prozent des gesamten Straßenverkehrs aus.
Zahlen, die darauf hindeuten, dass immer mehr Londoner das Fahrrad als alltagstaugliche Alternative zum Auto entdecken. Schon in den nächsten zwei Jahren könnte der Radverkehr den motorisierten Individualverkehr zahlenmäßig überholen, sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen.
Der Leihrad-Boom
Die aktuelle Entwicklung lässt sich vor allem auf zwei Faktoren zurückführen: Zum einen hat sich die Zahl der stationslosen Leihräder gegenüber 2022 vervierfacht. Sie machen mittlerweile 17 Prozent aller in London gezählten Fahrräder aus. Die flexible, appbasierte Ausleihe scheint viele Menschen zum Umstieg aufs Rad zu motivieren. Zum anderen ist aber auch die Zahl der privat genutzten Fahrräder um mehr als ein Drittel gestiegen. Sie tragen 60 Prozent zum gesamten Wachstum des Radverkehrs seit 2022 bei.
Neben den Leihrädern dürften auch die massiv ausgebaute Radinfrastruktur mit geschützten Fahrradstreifen, die Sperrung von Verkehrswegen sowie die Einführung von Fahrradautobahnen ab 2015 einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Auch die Corona-Pandemie könnte das Mobilitätsverhalten der Bürger beeinflusst haben, heißt es in der Analyse.
Tagsüber dominiert das Rad
Eine erstaunliche Erkenntnis der Studie: Zwischen 7 und 19 Uhr sind fast doppelt so viele Fahrräder wie Autos und Mietwagen auf Londons Straßen unterwegs. Tagsüber machen Radler, Fußgänger und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel zusammen rund 75 Prozent des beobachteten Verkehrs aus. Zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und Abend steigt dieser Anteil sogar auf 85 Prozent.
Der Autoverkehr in London verharrt hingegen meist auf konstantem Niveau, mit einer Spitze um 18 Uhr. Davor jedoch gehört vor allem den Fahrradfahrern die Stadt.
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