Sport

Mathys Tel in der Premier League: Karrieresprung mit Risiko – Sport | ABC-Z

Mathys Tel wirkte nach seinem Einstand für Tottenham Hotspur in der Premier League entkräftet. Der junge Offensivspieler, der vor zwei Wochen auf Leihbasis bis Saisonende vom FC Bayern nach Nord-London gewechselt ist, lag nach dem Abpfiff der Partie gegen Manchester United am Sonntagabend rücklings auf dem Rasen. Ähnlich erging es auf der Gegenseite seinem in der Hocke sitzenden Angriffskollegen Joshua Zirkzee. Auch der Niederländer hatte bei den Bayern unter Vertrag gestanden, ehe er über eine Station beim FC Bologna für 42 Millionen Euro fest zu Manchester United übersiedelte. Beide müssen sich an das Spieltempo und die Intensität in der Eliteliga auf der Insel offensichtlich noch gewöhnen.

Sowohl Tel, 19, als auch Zirkzee, 23, sind von ihren stark kriselnden Vereinen verpflichtet worden, um mit Toren möglichst sofort die schlechten Bilanzen zu verbessern. Nach dem direkten Aufeinandertreffen der beiden jungen Torjäger lässt sich festhalten dass diese gewagte Kalkulation bisher nicht richtig aufgegangen ist. Mehrmals hatte der als Mittelstürmer agierende Tel die Gelegenheit, für die Spurs zu treffen, vergab aber seine Chancen – wie Zirkzee vor dem anderen Tor. Der Niederländer köpfelte den Ball in der zweiten Halbzeit nach einer Flanke frei aus kurzer Distanz am Ziel vorbei. Es war Manchester Uniteds beste Möglichkeit. „Den muss er machen!“, stöhnte Sky-Kommentator Gary Neville entnervt, der in seiner Profikarriere achtmal den Meistertitel mit United gewonnen hatte. Letztlich entschied das Match Routinier James Maddison – per Abstauber zum 1:0 für Tottenham in der 13. Minute.

Trotz des Bemühens von Tel und Zirkzee im Angriff zeigte das Spiel, vor welcher Herausforderung bei der Akklimatisation die beiden Hochbegabten in der Premier League stehen: Im jungen Alter fehlt es ihnen auf Spitzenniveau an Effektivität, Durchsetzungsvermögen und Robustheit. Sie taten sich schwer in den Zweikämpfen mit den gegnerischen Abwehrrecken. Und auch in der Defensive gelangen ihnen kaum Balleroberungen.

Unter den besten Torschützen der Insel ist nur Cole Palmer jünger als 24 Jahre

Die Situation der Talente findet ihren Ausdruck auch in der Rangordnung der englischen Torschützenliste. Unter den besten zehn Schützen findet sich zurzeit nur ein Profi unter 24 Jahren: der Ausnahmekicker Cole Palmer vom FC Chelsea. Alle anderen haben sich in den vergangenen Jahren schrittweise in der Premier League etabliert. In der Regel verpflichten die Großvereine der Insel auf dieser wichtigen Position bereits bewährte Kräfte: So war es zuletzt bei Spielern wie Erling Haaland (Manchester City), Alexander Isaak (Newcastle United) und Nicolas Jackson (FC Chelsea). Sie hatten jeweils schon bei anderen Klubs der europäischen Topligen beachtliche Torquoten erzielt. Dadurch verkleinerte sich für sie der Leistungssprung in die Premier League.

Im Vergleich dazu hat sich die Laufbahn von Tel und Zirkzee anders entwickelt. Für Tel ging es ohne nennenswerte Profierfahrung im Sommer 2022 direkt zum FC Bayern, dort kam er allenfalls als Ersatzmann zum Einsatz. Der Franzose war in München gewissermaßen der Nachfolger des einstigen Perspektivspielers Zirkzee, der sich trotz einiger Leihstationen und mehrerer Anläufe keinen Startelfplatz beim deutschen Rekordmeister hatte erspielen können. Um Spielpraxis zu sammeln, zog Zirkzee in die italienische Serie A weiter, wo er auch nur mäßige 13 Tore in 58 Pflichtspielen bewerkstelligte. Trotzdem holte ihn United, in der Hoffnung, er würde in England durchstarten.

Mit den frühen Wechseln zu Tottenham und Manchester könnten sich Tel und Zirkzee nicht unbedingt einen Gefallen getan haben. Ohne Stabilität in den eigenen Leistungen sind sie der Bürde ausgesetzt, sich bei Klubs in unruhigem Umfeld im Fokus des öffentlichen Interesses entwickeln zu müssen. Erschwerend kommt der interne Konkurrenzkampf hinzu, zudem ein bisweilen zu beobachtender Mangel an Geduld der Klubs mit den Spielern. Die Fallhöhe für Tel und Zirkzee ist daher gewaltig – wobei sie angesichts der Tabellenlage von Tottenham (Platz 12) und Manchester United (Platz 15) entgegenhalten könnten, dass beide Vereine gerade wie ein Sprungbrett für Talente anmuten.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"