Marktbericht: US-Anleger wagen sich wieder vor | ABC-Z

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Nach schwachem Start haben sich die US-Börsen im Verlauf erholt. Neben guten Zahlen aus dem Bankensektor war ein alter Bekannter für den Stimmungswandel verantwortlich.
Nachdem es an der Wall Street zum Handelsstart noch deutlich bergab gegangen war, drehte sich die Tendenz im Handelsverlauf. Sorgen über den anhaltenden Handelsstreit zwischen den USA und China hatten die drei Börsenbarometer zuvor zeitweise um 1,3 bis 2,1 Prozent ins Minus gedrückt.
Auslöser dafür, dass die US-Anleger die jüngsten Zollängste in Richtung China in den Hintergrund schoben, waren Äußerungen von Notenbankpräsident Jerome Powell.
“Auf Grundlage der uns vorliegenden Daten lässt sich sagen, dass sich der Ausblick für Beschäftigung und Inflation seit unserer Sitzung im September vor vier Wochen nicht wesentlich verändert hat”, hieß es in Powells vorbereiteten Bemerkungen für eine Konferenz der National Association for Business Economics. Dies schürte Hoffnungen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik noch im Oktober: Die US-Notenbank Fed hatte bei ihrer September-Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones war der Gewinner des heutigen Tages. Er legte 0,44 Prozent auf 46.270 Punkte zu und schaffte in der Spitze eine Tagesschwankung von über 1.000 Punkten. Das Tagestief lag im frühen Geschäft bei 45.452 Punkten, das Hoch bei 46.522 Zählern.
Auch der breit gefasste S&P 500 drehte zwischenzeitlich in die Pluszone und ging am Ende bei 6.644 Punkten um 0,16 Prozent leicht tiefer aus dem Handel. Auch die Technologiebörse Nasdaq, die anfangs über zwei Prozent im Minus war, holte auf und schloss am Ende 0,76 Prozent im Minus. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gab um noch 0,69 Prozent nach.
Trotz der Erholung bleibt der Handelsstreit zwischen den USA und China im Fokus der Anleger, der wieder mit härteren Bandagen ausgefochten wird. Obwohl laut US-Finanzminister Scott Bessent ein Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping Ende Oktober in Südkorea weiterhin geplant sei, kann von Entspannung im Zollstreit keine Rede sein.
Denn mittlerweile teilt auch China aus und bekräftigte die Absicht, den Handelsstreit bis zum Ende auszufechten. Das Handelsministerium in Peking teilte mit, die Volksrepublik bleibe im “Handels- und Zollkrieg” konsequent bei ihrer Position: Sollte “gekämpft” werden, werde man dies bis zum Ende tun. Seitens China stehe die Tür für Verhandlungen aber offen.
Seit heute erheben die USA und China zudem Hafengebühren auf Frachtschiffe, die von Spielzeug bis zu Rohöl alles transportieren. Damit weitet sich der Konflikt der beiden größten Volkswirtschaften auf die Seeschifffahrt aus. “Beide Seiten signalisieren zwar Gesprächsbereitschaft, im Augenblick scheint aber keine Seite klein beigeben zu wollen”, merkt Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets an. “Damit dürfte der Handelsstreit vorerst das zentrale Thema an den Finanzmärkten bleiben.”
Auch der gelungene Start der Berichtssaison mit starken Bankergebnissen ändert daran nichts. Denn im Ausblick blieben die Geldhäuser nicht zuletzt wegen der globalen Unsicherheiten eher vorsichtig. Dabei lief es vor allem im Investmentbanking für die US-Geldhäuser im saisonal eher schwachen dritten Quartal glänzend.
Nach den Gewinnen des Vortages zeigten sich die heimischen Anlegerinnen und Anleger heute wieder risikoscheuer. Zwar grenzte der DAX im zweiten Sitzungsteil im Zuge einer etwas stabileren Wall Street seine Verluste noch ein, die Anleger bleiben aber verunsichert. Dies, nachdem US-Präsident Trump am Wochenende nach bekanntem Muster überraschend einen neuen Zollkonflikt mit China vom Zaun gebrochen hatte und damit auch den jüngsten Aufwärtstrend im DAX beendete. Noch am Donnerstag hatte der deutsche Leitindex bei 24.771 Punkten ein Rekordhoch erreicht.
“Die Befürchtung ist eine sich weiter zuspitzende Spirale eskalierender handelspolitischer Schritte, die die Investoren verunsichert”, sagte Frank Sohlleder, Analyst bei ActivTrades. Dem können sich auch DAX & Co. auf dem ohnehin sehr hohem Niveau nicht entziehen. Viel Raum für größere Rückschläge besteht nicht.
Der DAX verlor letztlich 0,62 Prozent auf 24.236 Punkte. Am Vortag hatte der Index noch 0,6 Prozent zugelegt. Das Tagestief lag bei 23.986 Zählern knapp unter der runden Marke von 24.000 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte fiel deutlicher um 1,22 Prozent auf 30.074 Punkte. Im Verlauf hatte der Index die Marke von 30.000 Punkten schon unterschritten.
Derweil veröffentlichte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine neuen Konjunkturprognosen. Die Weltwirtschaft kühlt sich danach weiter ab, die negativen Folgen des von den USA angezettelten Handelsstreits sind allerdings nicht so stark wie zunächst befürchtet.
“Die Gegenmaßnahmen der amerikanischen Handelspartner sind begrenzt, der effektive Zollsatz auf US-Exporte hat sich kaum verändert”, heißt es im neuen Weltwirtschaftsausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF), der heute in Washington zu Beginn der IWF-Herbsttagung veröffentlicht wurde. Die globale Wirtschaftsleistung dürfte dieses Jahr um 3,2 Prozent zulegen, 2026 dann um 3,1 Prozent. Zum Vergleich: 2024 waren es noch 3,3 Prozent.
Deutschland dürfte sich weiter schwächer entwickeln als viele andere Industrienationen. Die höheren Investitionen in Deutschland kurbelten aber das Wachstum in Europa an, lobte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas.
Die globalen Aussichten seien kurz- und auch langfristig recht düster, teilte der IWF weiter mit. In den 20 Jahren vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie war die Weltwirtschaft im Schnitt noch um 3,7 Prozent gewachsen. In den Jahren 2027 bis 2030 dürfte es dagegen im Schnitt nur zu 3,2 Prozent reichen. Ein Grund dafür sei die Unsicherheit, die mit dem Handelsstreit einhergehe. US-Präsident Donald Trump hat die Zollsätze für die wichtigsten Handelspartner deutlich erhöht, so auch für Importe aus der EU. Zudem dürften sich die negativen Auswirkungen protektionistischer Maßnahmen erst mit der Zeit voll entfalten.
Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW stieg derweil gegenüber dem Vormonat um zwei Punkte auf 39,3 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 41,1 Punkte gerechnet. “Die Hoffnung auf einen mittelfristigen Aufschwung bleibt bestehen”, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Trübe bewerten die Befragten jedoch weiterhin die aktuelle Lage.
Der Euro reagierte zunächst kaum, legte aber im Verlauf zu. Im US-Handel wurden zuletzt 1,1603 Dollar bezahlt. Dies nicht nur wegen der Äußerungen von Fed-Chef Powell am Abend, sondern auch, weil Frankreichs Regierungschef Sébastien Lecornu die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron aussetzt. Damit entspricht er einer zentralen Forderung der Sozialisten, von denen die Verabschiedung des Haushalts und das politische Überleben der Regierung abhängt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1553 (Montag: 1,1569) Dollar fest.
Der Goldpreis steigt weiter in hohem Tempo von Rekord zu Rekord, und Silber ist inzwischen auch so teuer wie noch nie. Heute kletterte der Preis für eine Feinunze Gold (etwa 31,1 Gramm) auf knapp 4.180 Dollar, zuletzt stand er etwas darunter.
Mit dem neuen Rekord baute das Edelmetall die jüngste Gewinnserie aus. In den vergangenen zwölf Handelstagen erreichte der Preis für eine Unze Gold bereits das achte Mal einen Rekordwert. In der Zeit legte der Goldpreis um mehr als 400 Dollar oder rund elf Prozent zu.
Unter den US-Einzelwerten standen die Banken heute im Fokus. Ein florierendes Geschäft mit Übernahmen und Börsengängen hat dabei der führenden US-Investmentbank Goldman Sachs einen Gewinnsprung beschert. Der Gewinn kletterte im dritten Quartal um mehr als 37 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar, wie das Finanzinstitut vor Börsenstart mitteilte. Die Gebühren im Investmentbanking stiegen auf 2,66 Milliarden Dollar von 1,87 Milliarden Dollar im Vorjahr, angetrieben von einem Zuwachs bei den Beratungsgebühren um 60 Prozent. Auch der heimische Rivale JPMorgan hatte zuvor robuste Zahlen aus diesem Bereich veröffentlicht.
Mit dem Ergebnis bestätigte Goldman Sachs die Prognose seines Chefs David Solomon für ein starkes Jahr im Deal-Geschäft, weil Unternehmen wieder verstärkt Pläne für Fusionen und Börsengänge umsetzen. Auch die Händler der Bank profitierten von regen Geschäften: Die Erträge im Aktienhandel stiegen um sieben Prozent auf 3,74 Milliarden Dollar. Der Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen legte um 17 Prozent auf 3,47 Milliarden Dollar zu.
Die Anlegerinnen und Anleger hatten aber wohl mehr erwartet und schickten die Aktie zur Eröffnung zunächst über vier Prozent auf Talfahrt, zuletzt lag das Minus noch bei gut 2,0 Prozent bei 770,76 Dollar. Zuletzt war das Papier aus dem Leitindex Dow Jones sehr gut gelaufen, erst im September wurde bei 825,25 Dollar ein neues Rekordhoch erreicht.
Die US-Großbanken JPMorgan und Wells Fargo haben dank eines boomenden Investmentbankings und höherer Zinseinnahmen ihre Gewinne gesteigert. Der Gewinn von JPMorgan, dessen Aktie im Dow Jones enthalten ist, kletterte im dritten Quartal auf 14,39 Milliarden Dollar nach 12,9 Milliarden im Vorjahr, wie die größte US-Bank vor Börsenstart in New York mitteilte. Die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking legten um 16 Prozent zu.
Bei Wells Fargo stieg der Nettogewinn auf 5,59 von 5,11 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Aktie legte deutlich um 7,1 Prozent zu. Die US-Wirtschaft sei im Allgemeinen widerstandsfähig geblieben, auch wenn es einige Anzeichen für eine Abschwächung gebe, erklärte JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Er warnte jedoch vor einer erhöhten Unsicherheit aufgrund von Zöllen, der geopolitischen Lage, hoher Vermögenspreise und dem Risiko einer hartnäckigen Inflation.
Rekordhohe Einnahmen in fast allen Bereichen haben auch der US-Großbank Citigroup im dritten Quartal einen Gewinnanstieg beschert. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus 3,75 Milliarden US-Dollar (rund 3,2 Mrd Euro) und damit 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie es am Dienstag in New York mitteilte. Gleich mehrere Sparten lieferten so hohe Erträge ab wie noch nie in einem dritten Quartal. Damit machten sie einen Anstieg der Kosten wett, zu dem neben höheren Personalausgaben vor allem der Verkauf des Privatkundengeschäfts in Mexiko beitrug.
Konzernweit stiegen die Erträge der Bank im Jahresvergleich um neun Prozent auf rund 22,1 Milliarden Dollar. Allein der Handel mit Anleihen und Aktien warf mit 5,6 Milliarden Dollar 15 Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor. Die Aktie legte deutlich um 3,9 Prozent zu.
Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock hat dank der Rally an den globalen Märkten im dritten Quartal einen höheren Gewinn erzielt. Wie das Unternehmen heute mitteilte, stieg das bereinigte Ergebnis auf 1,91 (Vorjahr: 1,72) Milliarden Dollar oder 11,55 (11,46) Dollar je Aktie. Das verwaltete Vermögen kletterte auf den Rekordwert von 13,46 Billionen Dollar nach 11,48 Billionen im Vorjahr. Die langfristigen Nettozuflüsse beliefen sich auf rund 171 Milliarden Dollar. Getragen wurde dies von der anhaltenden Stärke des Geschäfts mit börsengehandelten Fonds (ETFs). Die Aktie stieg an der NYSE deutlich um 3,36 Prozent auf 1.194 Dollar, in der Spitze ging es bis auf 1.209,82 Dollar, so hoch wie noch nie.
Eine Partnerschaft mit dem ChatGPT-Anbieter OpenAI gab den Aktien von Walmart Rückenwind. Die Papiere des US-Einzelhandelsriesen stiegen um fast fünf Prozent. Walmart, weltgrößter Einzelhändler, will seinen Kunden künftig ermöglichen, über die “Instant Checkout”-Funktion von ChatGPT einzukaufen. Die Mitteilung folgt auf die Ankündigung ähnlicher Partnerschaften von OpenAI mit den Onlinehändlern Etsy und Shopify, die die Aktien der beiden Unternehmen Ende September um rund 16 und 6 Prozent nach oben getrieben hatte.
Im DAX gehörte shooting-star Siemens Energy heute zu den größten Verlieren, ebenso der ehemalige Mutterkonzern Siemens. Tagesverlierer waren Conti, die unter schlechten Zahlen des französischen Konkurrenten Michelin litten, der gestern seine Prognosen einkassiert hatte. Die meisten der 40 DAX-Werte gaben nach. Gegen den Trend gewannen die volatilen Papiere des Online-Modehändlers Zalando nach einem positiven Analystenkommentar der Deutschen Bank.
Analyst von Deutsche Bank Research blickt optimistisch auf die anstehenden Quartalszahlen, die positiv überraschen könnten. Der Experte rechnet mit einem satten Anstieg des Warenkorbwerts in Deutschland und mit höherem Wachstum des Bruttowarenvolumens im Vergleich zum Vorquartal. Zalando sei aktuell ein klarer Gewinner im europäischen Textil-Onlinehandel.
Das Bundeskartellamt hat die geplante Milliardenübernahme des Tübinger Impfstoff-Entwicklers CureVac durch den Mainzer Konkurrenten BioNTech freigegeben. Eine Beschränkung des Wettbewerbs durch die Fusion sei nicht zu erwarten, begründete die Behörde heute ihre Entscheidung. “Die Forschungspipelines von BioNTech und CureVac für Arzneimittel weisen keine erheblichen Überschneidungen auf”, erklärte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.
Der Flughafenbetreiber Fraport hat im September von einer anhaltend hohen Reisenachfrage profitiert. Am größten deutschen Drehkreuz in Frankfurt am Main stieg die Zahl der Fluggäste um 2,2 Prozent auf sechs Millionen, wie Fraport mitteilte. Grund dafür waren die bis Mitte des Monats andauernden Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg, die die Nachfrage nach klassischen Urlaubszielen hochhielten. In den ersten neun Monaten des Jahres nutzten rund 47,6 Millionen Passagiere den Frankfurter Flughafen – ein Plus von 1,8 Prozent.
Der Stahlkonzern Salzgitter will sich mit einer Wandelanleihe frisches Geld verschaffen und einen Teil seiner Beteiligung am Kupferkonzern Aurubisabstoßen. Die Schuldverschreibungen sollen bis zum Jahr 2032 laufen und einen Nennbetrag von 500 Millionen Euro haben, wie Salzgitter überraschend am Dienstagabend mitteilte. Anleger sollen die Papiere unter bestimmten Bedingungen in Aurubis-Aktien umtauschen können, die anfänglich etwa 7,5 Prozent des Grundkapitals des Kupferkonzerns entsprechen. Salzgitter ist mit knapp 30 Prozent größter Aktionär.
Die Aktien von Aurubis sind im MDAX gelistet, dem Index der mittelgroßen Werte. Insgesamt wird der Konzern an der Börse mit rund fünf Milliarden Euro bewertet. Die Papiere von Salzgitter gehören dem Kleinwerte-Index SDAXan. Der Konzern kommt auf eine Marktkapitalisierung von etwa 1,7 Milliarden Euro.
Die jüngsten Geschäftszahlen von Samsung Electronics übertrafen die Erwartungen des Marktes deutlich. So geht der südkoreanische Elektronikriese von einem Betriebsgewinn für das dritte Jahresquartal von 12,1 Billionen Won (rund 7,3 Milliarden Euro) aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stellt dies einen deutlichen Anstieg von knapp 32 Prozent dar. Es handelt es sich zudem um den höchsten Betriebsgewinn von Samsung seit dem zweiten Quartal 2022.
Die Marine-Tochter von Thyssenkrupp soll vom kommenden Montag an als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen TKMS AG & Co. KGaA an der Frankfurter Börse gelistet werden. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Börsenprospekt hervor. Dann werden den Thyssenkrupp-Aktionären 49 Prozent der 63,52 Millionen TKMS-Aktien automatisch in ihre Depots gebucht, die Mehrheit von 51 Prozent bleibt bei der Muttergesellschaft. TKMS bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters.