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Marktbericht: Unsicherheit lässt US-Börsen fallen | ABC-Z


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Stand: 07.08.2025 22:12 Uhr

Erst beflügelte die Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand in der Ukraine, doch dann haben die US-Anleger kalte Füße bekommen. So bremsten Bedenken über die Unabhängigkeit der Notenbank die Anleger.

Es sah zunächst so aus, als könnten die US-Börsen an ihren gestern gestarteten Erholungsversuch anknüpfen, teils sogar mit kräftigen Gewinnen. Doch schließlich überwog die Unsicherheit, die vor allem bezüglich der künftigen Unabhängigkeit der amerikanischen Notenbank Federal Reserve besteht.

“Es herrscht eine große Unsicherheit darüber, wer die Fed leiten wird. Nicht nur, weil wir jetzt neu bestimmen müssen, wer diese neue Person ist, sondern auch, ob sie in der Lage sein wird, uns durch dieses (aktuelle Szenario) zu navigieren”, sagte David Lundgren, Portfoliomanager bei Little Harbor Advisors. Die Agentur Bloomberg berichtete, Fed-Gouverneur Christopher Waller sei der aktuelle Top-Kandidat von Präsident Donald Trump für den Vorsitz der Zentralbank. Er wurde in Trumps erster Amtszeit vom US-Präsidenten als Gouverneur der Fed nominiert.

Die Spekulationen über einen möglichen Nachfolger des aktuellen Fed-Chef Jerome Powell sorgten für Unruhe an der Wall Street. Am Ende ging der Dow-Jones-Index der Standardwerte mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 43.968 Punkte aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 schloss 0,1 Prozent tiefer bei 6.340 Stellen.

Immerhin etwas besser lief es an der Nasdaq: Der technologielastige Index rückte 0,3 Prozent auf 21.242 Zähler vor. Er wurde besonders von möglichen Ausnahmen in den Plänen von Trump für 100-prozentige Zölle auf Halbleiter beflügelt. So avisiert der US-Präsident zwar Zölle von 100 Prozent auf Chip-Importe, teilte aber zugleich mit, dass diese umgangen werden könnten. Erforderlich sei dafür eine Entscheidung für mehr Investitionen in den Vereinigten Staaten oder der Baubeginn für Fabriken zur Chipproduktion, wie er während einer Pressekonferenz mit Apple-Chef Tim Cook sagte.

Die Apple-Aktien hatten bereits am Vortag von Nachrichten zu höheren Investitionen des iPhone-Konzerns in den USA mit einem deutlichen Kurszuwachs profitiert. Analysten sehen Apple dadurch mit Blick auf drohende Import-Zölle in einer vorteilhafteren Position. Am Donnerstag kletterten die Aktien zeitweise auf den höchsten Stand seit Anfang April.

Für eine grundsätzlich gute Stimmung hatten seit Tagen Spekulationen auf eine Zinssenkung der Fed im September gesorgt – ein positiver Faktor für den Aktienmarkt. Neel Kashkari, Chef der regionalen Fed von Minneapolis, erklärte, dass für ihn alles auf Zinssenkungen in den kommenden Monaten hinauslaufe. “Die Konjunktur verlangsamt sich, und das bedeutet, dass es in naher Zukunft angebracht sein könnte, mit Anpassungen zu beginnen”, sagte er dem Sender CNBC. Zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt bis zum Jahresende erscheinen aus seiner Sicht “angemessen”.

Dafür spricht auch die heute veröffentlichte Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA, die zuletzt erneut gestiegen ist. In der vergangenen Woche stellten 226.000 US-Amerikaner einen Antrag auf staatliche Unterstützung, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Dieser Anstieg gilt jedoch noch nicht als Grund zur Sorge. Kritisch wird es erst ab einer Zahl von rund 270.000, die Experten als Signal für eine negative Trendwende am Jobmarkt gilt.

Eine Zinssenkung gab es derweil bereits heute: Die Notenbank in London hat den Leitzins gesenkt. Die Bank of England (BoE) entschied, ihn um einen Viertelpunkt auf 4,00 Prozent herunterzusetzen. Sie hatte die geldpolitischen Zügel bereits im Februar und Mai gelockert. Manche Ökonomen gehen davon aus, dass der erklärtermaßen schrittweise Ansatz der BoE bei Zinssenkungen noch vorsichtiger wird, da sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet erweisen könne.

Neue Hoffnungen auf einen baldigen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg haben besonders am deutschen Aktienmarkt für Kauflaune gesorgt. Im Anlegerfokus stand auch die Berichtssaison mit zahlreichen Unternehmenszahlen, wobei besonders die Allianz bei Anlegern mit ihren Zahlen punkten konnte, während Rheinmetall abgestraft wurde.

Der DAX überwand die runde Marke von 24.000 Punkten deutlich, den höchsten Stand des Tages markierte er bei 24.392 Zählern – an den beiden Vortagen war der deutsche Leitindex noch knapp daran gescheitert. Aus dem Handel ging der DAX schließlich mit einem Plus von 1,1 Prozent bei 24.192 Punkten.

Besonders positiv wurde heute die Nachricht aufgenommen, dass es zu einem Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Putin und US-Präsident Trump kommen soll. Trump will den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach fast dreieinhalb Jahren durch zwei Gipfeltreffen beenden. Dafür könnte er sich möglicherweise mit Putin treffen, dann soll daraus ein Dreiertreffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj werden. Tag und Ort des ersten Treffens stehen aber bislang nicht fest.

Vor diesem Hintergrund tritt die US-Handelspolitik, die immer wieder für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen kann, aktuell zurück. Die neuen US-Zölle auf europäische Produkte traten heute in Kraft. Auch andere Staaten wie Kanada, Brasilien, Indien und die Schweiz sind betroffen.

Zumindest im Juni hielten sich die Auswirkungen des Handelsstreits aber in Grenzen. Die deutschen Exporte sind trotz eines zollbedingt erneut schrumpfenden US-Geschäfts gestiegen. Sie wuchsen um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die steigende Nachfrage aus der EU und China machte dabei den Rückgang bei den US-Ausfuhren mehr als wett. Der Anstieg folgt nach zuvor zwei Rückgängen in Folge.

“Nach zwei Monaten mit dickem Minus hilft der Zuwachs beim Durchatmen”, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Wegen der US-Zölle wird der Sektor vorerst kaum zu einer höheren Dynamik finden.”

Der Euro hat seine jüngsten Kursgewinne weitgehend verteidigt. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,1639 Dollar. Das war etwas weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1643 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8588 Euro.

Das US-Unternehmen Lyten will alle verbliebenen Standorte des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt übernehmen, auch die im Bau befindliche Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein. Das teilte das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen mit.

Der Konsumgüterkonzern Henkel senkt wegen der derzeitigen Konsumflaute seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Nichtsdestotrotz erwarten die Düsseldorfer eine höhere Profitabilität als bislang. Der Konzern hob das untere Ende der Margenprognose um 0,5 Prozentpunkte an und erwartet nun eine bereinigte Umsatzrendite von 14,5 bis 15,5 Prozent. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Umsatz zwar um 3,8 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Bereinigt um Währungseffekte und Verkäufe lag er organisch aber auf Höhe des Vorjahres, im zweiten Quartal legte er sogar um knapp ein Prozent zu.

Der Sportartikelkonzern Adidas will die Gehälter für seine Mitarbeiter künftig ohne Gewerkschafter aushandeln. Das Unternehmen steigt mitten im Tarifstreit mit der Gewerkschaft IGBCE aus der Tarifbindung aus, wie eine Adidas-Sprecherin heute bestätigte. Adidas begründete den Schritt mit mangelnder Flexibilität im Tarifgefüge. Die Gewerkschaft kritisierte die Entscheidung und kündigte Widerstand an.

Rheinmetall eilt wegen des internationalen Rüstungsbooms weiter von Rekord zu Rekord. Der Gesamtumsatz legte im Halbjahr um 24 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu, das Geschäft rund um Munition erreichte dabei einen Rekordumsatz von 1,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg im Konzern um 18 Prozent auf 475 Millionen Euro. Da das Wachstum im zweiten Quartal aber weniger rasant ausfiel, als erwartet, kamen die Zahlen an der Börse nicht gut an, die Aktie gehört mit einem Minus von fast acht Prozent zu den klaren Verlierern.

Die Allianz sieht sich mit einem starken Gewinnplus im zweiten Quartal auf Kurs zu seinem Jahresziel. Das operative Ergebnis stieg um 12,2 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Der bereinigte Überschuss der Anteilseigner kletterte um 17,3 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro. Die Allianz bekräftigte das Ziel eines operativen Gewinns von 15 bis 17 Milliarden Euro im Gesamtjahr. Die Anleger freute das, die Papiere stiegen um gut vier Prozent und gehörten heute zu den Gewinnern im DAX.

Allen Verwerfungen der Weltwirtschaft zum Trotz verdient Siemens mehr. Der Gewinn stieg im dritten Geschäftsquartal, das beim Münchner Konzern von April bis Juni läuft, um fünf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, der Umsatz ebenfalls leicht auf 19,4 Milliarden. Der Auftragseingang legte sogar um ein sattes Viertel auf 24,7 Milliarden Euro zu – vor allem dank Großaufträgen bei der Bahntechnik-Sparte Mobility. 

Gestützt auf ein überraschend starkes Quartalsergebnis hat die Deutsche Telekom ihre Jahresziele zum zweiten Mal binnen weniger Monate leicht angehoben. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um vier Prozent auf 28,7 Milliarden Euro, der bereinigte operative Gewinn um fünf Prozent auf elf Milliarden Euro.

Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA kämpft mit Gegenwind durch negative Währungseffekte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank im zweiten Quartal um drei Prozent auf 1,46 Milliarden Euro, der Umsatz um knapp zwei Prozent auf 5,25 Milliarden Euro.

Der Münchner Industriezulieferer Knorr Bremse will laut Münchner Merkur mindestens 700 Stellen streichen. Der Hersteller von Zug- und Lkw-Bremsen wolle im Rahmen seines Sparprogramms rund 13 Prozent der deutschen Belegschaft abbauen. Mitarbeiter würden bereits darauf angesprochen, in Altersteilzeit zu gehen oder Aufhebungsverträge zu unterschreiben. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen habe Pläne zum Stellenabbau bestätigt, aber keine Gesamtzahl genannt, so die Zeitung.

Der verstaatlichte Energiekonzern Uniper hat im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient und will nun 400 Planstellen abbauen. Der Konzernüberschuss schrumpfte auf 267 Millionen Euro nach zuletzt 903 Millionen Euro. Der Abbau von 400 Planstellen sei ein erster Schritt, die Personalplanung anzupassen. Dies soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden.

Der ChatGPT-Entwickler OpenAI bringt mit GPT-5 die nächste Generation seiner Software an den Start. GPT-5 sei wie ein “Experte für jedes Thema mit einem Doktortitel”, versprach OpenAI-Chef Sam Altman. Der Chatbot ChatGPT wird künftig auch für Nutzer der kostenlosen Version mit GPT-5 laufen. Einen besonderen Fokus legt OpenAI darauf, dass die neue Generation gut darin sei, Software zu programmiere.

Der US-Pharmakonzern hat seine Prognose für das laufende Jahr erhöht und erwartet nun Erlöse von 60 bis 62 Milliarden Dollar. Im abgelaufenen zweiten Quartal schnellten die Erlöse im Jahresvergleich um 38 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar nach oben. Der Nettogewinn verdoppelte sich sogar fast auf 5,7 Milliarden Dollar.

Gleichzeitig enttäuschte eine mit Spannung erwartete Studie zu einem neuen Abnehmmittel. So lag die durchschnittliche Gewichtsabnahme nach Einnahme der Pille von gut elf Prozent in der höchsten Dosierung etwas unter der Spritze Wegovy des Konkurrenten Novo Nordisk. Die Aktien von Eli Lilly fielen zum Handelsstart deutlich.

Apple erhöht unter Druck durch die Politik Donald Trumps die Zusage für Investitionen in den USA um 100 Milliarden Dollar. Mit dem Geld soll in den kommenden vier Jahren vor allem die Produktion von Bauteilen im Land ausgebaut werden. Apple kündigte ferner an, dass der Konzern in den kommenden Jahren 20.000 Mitarbeiter in den USA neu einstellen werde, vor allem in Forschung und Entwicklung.

US-Präsident Donald Trump hat die sofortige Ablösung des Intel-Chefs Lip-Bu Tan gefordert. Der Manager sei “hochgradig konfliktbehaftet”, schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. “Es gibt keine andere Lösung für dieses Problem.” Die Aktien des Chip-Herstellers rutschten zum Handelsstart in den USA ab. Tan steht wegen Verbindungen zu chinesischen Firmen und wegen eines Strafverfahrens gegen seinen früheren Arbeitgeber Cadence Design in der Kritik.

Der japanische Autokonzern Toyota rechnet wegen der US-Importzölle mit Belastungen in Höhe von acht Milliarden Euro und hat seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Der weltweit größte Autobauer erwartet damit einen deutlich höheren Effekt als die Konkurrenz. Der Betriebsgewinn soll in dem bis Ende März 2026 laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich bei umgerechnet 18,8 Milliarden Euro liegen, 16 Prozent weniger als bisher erwartet.

Im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal (per Ende Juni) steigerte Sony den operativen Gewinn um 36,5 Prozent auf 340 Milliarden Yen. Der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony hob heute zugleich die Prognose für den operativen Gewinn im laufenden Geschäftsjahr um vier Prozent auf 1,33 Billionen Yen (rund 9,0 Milliarden Dollar) an.

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