Marktbericht: Und wieder ein Allzeithoch | ABC-Z

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Während die Wall Street derzeit eher auf der Stelle tritt, jagt der DAX derzeit von Rekord zu Rekord. Selbst die schwache Konjunktur bremst die Anleger nicht. Jetzt warten die Anleger auf den Zinsentscheid der EZB.
Der DAX hat heute erstmals die Marke von 21.700 Punkten übersprungen und bewegt sich auf Rekordterrain. Aktuell liegt das Plus bei 0,4 Prozent auf 21.723 Zählern. Selbst die Marke von 22.000 Punkten rückt immer mehr in Reichweite.
Gestern hatte der deutsche Leitindex ein Plus von einem Prozent auf 21.637 Zähler verbucht und bei 21.671 Punkten ein Allzeithoch erreicht. Im zu Ende gehenden Monat Januar steht nun schon ein Anstieg um rund neun Prozent zu Buche. Damit dürfte der Januar der stärkste Börsenmonat des DAX seit November 2023 werden.
Derzeit fließe das Kapital vor allem auf das Frankfurter Börsenparkett, kommentiert Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG Markets. „Auf Sicht der letzten drei Monate konnte der DAX den mächtigen S&P zu Beginn des neuen Börsenjahres überholen. Die jüngsten DeepSeek-Verwerfungen dürften eine Rolle gespielt haben“, so Henke. Im deutschen Leitindex suche man vergebens nach Tech-Aktien, geschweige KI-Papieren, deshalb zeigte sich der DAX von dem DeepSeek-Schock kaum beeindruckt.
Nun stellt sich den Marktteilnehmern hierzulande aber die Frage, wie lange die Outperformance gegenüber der Wall Street anhalten wird. In der Regel sei diese nicht von langer Dauer, lautet die Einschätzung des Fachmanns.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets bleibt trotz der Gewinne vorsichtig: Aus psychologischer Sicht locke nun zwar die nächste runde Marke von 22.000 Punkten, „der Weg dahin aber dürfte kein leichter werden“, schrieb er.
Aber noch stehen die Chancen für weitere Kursgewinne nicht schlecht: „Die im Hinblick auf Zinssenkungen zögerliche Fed scheint die Stimmung an den Aktienmärkten nicht trüben zu können“, schreiben die Fachleute der Helaba. Gestern hatte die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins unverändert belassen.
„Die zuletzt im Dezember veröffentlichten Projektionen der Fed-Offiziellen sehen immerhin zwei weitere Zinssenkungen im laufenden Jahr vor. Und vermutlich wird es zu diesen auch kommen“, meint Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. „Gerade die Kerninflationsrate könnte in den kommenden Monaten nach unten gehen. Es gibt durchaus Luft für weitere Zinssenkungen.“
Risiko gehe weiterhin von etwaigen Strafzöllen der USA gegenüber wichtigen Handelspartnern aus, so Gitzel. Abhängig von ihrer Höhe würden Zölle zu einem sprunghaften Anstieg der Konsumentenpreise führen können.
Spannend wird sein, wie die Aktienmärkte auf den Zinsentscheid der EZB reagieren werden. Die Notenbank dürfte vom Kurs der Fed abweichen. Bei der heutigen Ratssitzung rechnen Marktteilnehmer damit, dass der Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent gesenkt wird. Es wäre die fünfte Zinssenkung im Euroraum seit Mitte 2024. Der Beschluss wird um 14.15 Uhr verkündet, besonders die anschließende Pressekonferenz ist für die Investoren von Interesse.
Eine noch deutlichere Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte wird von der EZB nicht erwartet. Nach Einschätzung des Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner sei diese frühestens im März möglich. Dann gebe es mehr Klarheit für die konkrete Politik von US-Präsident Donald Trump und die möglichen Auswirkungen auf den Euroraum.
Von Konjunkturseite erhält der Aktienmarkt keine Unterstützung. Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat vor der Jahreswende auch wegen der Schwäche Deutschlands stagniert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verharrte von Oktober bis Dezember 2024 auf dem Niveau des Vorquartals, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat heute mitteilte. Im Sommerquartal war noch ein Wachstum von 0,4 Prozent herausgesprungen. Im Gesamtjahr ergab sich damit ein Plus von 0,7 Prozent in der Währungsunion.
Die deutsche Wirtschaft gab im Schlussquartal des vorigen Jahres um 0,2 Prozent nach. „Ab dem Frühjahr zeichnet sich allenfalls eine blutleere Aufwärtsbewegung ab“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Die tiefe Strukturkrise in der Industrie und Trumps Zolldrohungen ziehen alles nach unten.“
Der Münchner Technologiekonzern Siemens macht weitere Fortschritte beim Ausstieg aus der ehemaligen Energietechnik-Tochter Siemens Energy. Die Beteiligung von Siemens ist inzwischen auf 14,96 Prozent abgeschmolzen, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Im Geschäftsbericht für 2023/24 hatte Siemens noch einen Anteil von 17,1 Prozent gemeldet. Die seither verkauften Aktien haben zum heutigen Börsenkurs einen Wert von knapp einer Milliarde Euro.
Die Entschädigung früherer Postbank-Aktionäre hat der Deutschen Bank im vergangenen Jahr einen weiteren Gewinnrückgang eingebrockt. Vor Steuern verdiente der DAX-Konzern knapp 5,3 Milliarden Euro und damit sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das war weniger als von Analysten erwartet. Unter dem Strich brach der Gewinn sogar um 36 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein, nachdem die Deutsche Bank im Vorjahr von einem milliardenschweren Steuereffekt profitiert hatte.
Tesla hat mit den Zahlen zum vergangenen Quartal die Erwartungen der Wall Street verfehlt. Der Umsatz des Elektroauto-Herstellers legte im Jahresvergleich zwar um zwei Prozent auf 25,7 Milliarden Dollar zu. Doch Analysten hatte im Schnitt eher mit rund 27,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der Quartalsgewinn fiel um 71 Prozent auf gut 2,3 Milliarden Dollar.
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) bei Online-Anzeigen hat Meta ein überraschend starkes Wachstum beschert. Der Konzernumsatz sei im abgelaufenen Quartal um 21 Prozent auf 48,39 Milliarden Dollar gestiegen. Analysten hatten lediglich mit rund 47 Milliarden Dollar gerechnet. Die wichtigen Werbeeinnahmen hätten mit 46,78 Milliarden Dollar die Markterwartungen ebenfalls übertroffen. Der Ausblick für das laufende Quartal enttäuschte allerdings. Hier peilt das Unternehmen Konzernerlöse von 39,5 bis 41,8 Milliarden Dollar an.
Unterdessen zahlt Meta 25 Millionen Dollar an Donald Trump, um eine Klage wegen der Account-Sperrung des heutigen US-Präsidenten aus der Welt zu schaffen. Davon sollen 22 Millionen Dollar in den Fonds für Trumps Präsidentenbibliothek fließen, schrieb das Wall Street Journal. Mit dem Rest würden unter anderem Anwaltskosten bezahlt. Meta bestätigte wenig später den Bericht ohne weitere Details.
Der Softwarehersteller Microsoft legt dank der hohen Nachfrage nach Produkten mit Künstlicher Intelligenz (KI) weiter stark zu. Umsatz und Gewinn zogen im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 deutlich an. Allerdings blieb das Wachstum mit Cloud-Produkten hinter den Erwartungen der Experten zurück.
In den drei Monaten bis Ende Dezember kletterte der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresabschnitt um zwölf Prozent auf 69,6 Milliarden Dollar. Operativ verdiente der Konzern fast 32 Milliarden Dollar und damit 17 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Der Gewinn des britischen Ölkonzerns Shell hat sich im vierten Quartal halbiert. Der bereinigte Gewinn sank auf 3,66 Milliarden Dollar von 7,31 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Belastend wirkten die niedrigeren Raffineriemargen und der Rückgang im Handel mit Flüssigerdgas. Der Ölriese kündigte zudem eine um vier Prozent höhere Dividende an.