Marktbericht: So wichtig ist jetzt die 19.000-Punkte-Marke | ABC-Z
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Kurseinbrüche an den chinesischen Börsen drücken die Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Der DAX ist verhalten in den Handel gestartet. Sein weiteres Schicksal wird nun an der 19.000-Punkte-Marke entschieden.
Der DAX ist angesichts gemischter Vorgaben von den Überseebörsen verhalten in den Handel zur Wochenmitte gestartet. Zur XETRA-Eröffnung liegen die deutschen Standardwerte bei 19.065 Punkten und damit quasi auf Vortagesniveau: Tags zuvor hatten sie 0,2 Prozent auf 19.066 Stellen eingebüßt.
Für die Käufer am deutschen Aktienmarkt gilt es weiterhin, die 19.000-Punkte-Marke zu verteidigen. Wie wichtig diese runde Marke ist, haben die vergangenen Handelstage gezeigt. Gestern hatten die Bären den DAX abermals unter die runde Marke gedrückt. Erneut konnten die Bullen jedoch kontern und das deutsche Börsenbarometer bis zum Handelsschluss über die 19.000 Punkte hieven.
“An der Frankfurter Börse klopfen die Anleger im Deutschen Aktienindex die 19.000er Marke weiter auf ihre Stabilität hin ab”, bemerkt Jochen Stanzl, Chefanalyst CMC Markets. “Noch liegen die Käufer vorn und hoffen auf für sie passende Inflationsdaten am morgigen Donnerstag aus den USA. Spätestens dann dürfte der Kampf um die runde Marke zunächst entschieden werden.”
Ein kleiner Lichtblick kam am Morgen von deutschen Konjunkturdaten: Auch im August haben deutsche Unternehmen mehr Waren ins Ausland exportiert. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte, nahmen die Ausfuhren saison- und kalenderbereinigt im Vergleich zum Juli um 1,3 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu. Analysten waren im Schnitt von einem Rückgang um 1,0 Prozent ausgegangen.
An der Wall Street verzeichneten gestern Abend vor allem Technologiewerte kräftige Kursgewinne. So zog der technologielastige Nasdaq 100 um 1,6 Prozent an auf 20.107 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gewann 1,0 Prozent auf 5.751 Zähler.
Es waren vor allem die sogenannten “Glorreichen Sieben”, die für Schwung sorgten: zuvorderst KI-Liebling Nvidia, gefolgt von Apple, Tesla, Meta, Microsoft, Amazon und Alphabet. Der überwiegend mit Standardwerten bestückte Dow Jones Industrial hatte das Nachsehen; er legte nur um 0,3 Prozent auf 42.080 Stellen zu.
Negative Impulse kommen dagegen aus China: Nach der jüngsten Kursrally sind die chinesischen Märkte zur Wochenmitte unter Druck geraten. Anleger zeigten sich enttäuscht über fehlende Details zu den Konjunkturmaßnahmen in China und dämpften ihre Erwartungen an eine rasche wirtschaftliche Erholung des Landes. Die Börse in Shanghai brach um 6,6 Prozent ein.
Die Märkte in Japan trotzten derweil der Schwäche in China: Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 0,9 Prozent höher bei 39.278 Punkten.
Im frühen Devisenhandel zeigt der Dollar leichte Stärke. Parallel dazu gibt der Euro um 0,1 Prozent nach auf 1,0966 Dollar. Die Feinunze Gold fällt um 0,4 Prozent auf 2.611 Dollar. Das gelbe Edelmetall entfernt sich damit immer weiter von seinem Rekordhoch bei 2.685 Dollar.
Die Ölpreise haben nach den gestrigen deutlichen Verlusten heute Morgen wieder leicht angezogen. Aktuell wird das Barrel (159 Liter) Brent-Öl aus der Nordsee 0,5 Prozent höher bei 77,53 Dollar gehandelt.
Die Continental-Aktie ist mit einem Plus von über drei Prozent der größte Gewinner im frühen DAX-Handel. Der Autozulieferer und Reifenhersteller habe signalisiert, dass die Jahresziele bei einem guten vierten Quartal noch erreichbar seien, schrieb Bernstein-Analyst Harry Martin nach einem letzten Analysten-Briefing vor dem Quartalsbericht. Es drohe also keine Gewinnwarnung, was für einen Kurssprung ausreichen könnte.
Bei der Commerzbank schwelt weiter die Übernahmefantasie. Am Markt herumgereicht wurde ein Pressebericht, in dem die Rede davon ist, dass die Deutsche Bank die Beauftragung von Beratern erwäge, um sich im Gerangel um den Konkurrenten zu positionieren. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass die Deutsche Bank der UniCredit bei der Commerzbank dazwischenfunken könnte.
Im MDAX ziehen die Papiere von Nordex merklich an. Der Windturbinenbauer verzeichnete im dritten Quartal ein geringeres Neugeschäft, jedoch zu merklich höheren Preisen: Im dritten Quartal lag der durchschnittliche Verkaufspreis pro Megawatt Leistung bei 0,92 Millionen Euro nach 0,79 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Der Essener Industriekonzern thyssenkrupp hat einem Medienbericht zufolge mit der Bundesregierung vereinbart, staatliche Gelder an seine Stahl-Tochter für die Umstellung auf grünen Stahl zurückzuzahlen, sollte das Projekt nicht realisiert werden. Dies berichtete das Handelsblatt unter Verweis auf Unternehmens- und Regierungskreise. Hintergrund der Abmachung ist der anstehende Verkauf des Tochterunternehmens.
Am Aktienmarkt steht die Alphabet-Aktie im Fokus. Die US-Regierung erwägt, vor Gericht die Zerschlagung von Google zu fordern. Das US-Justizministerium erwähnte in einem Zwischenbericht zu seinen Überlegungen mögliche “strukturelle Maßnahmen” – also eine erzwungene Trennung von Unternehmensteilen. Die US-Regierung muss bis zum 20. November über ihre Empfehlung in einem seit Jahren laufenden Wettbewerbsverfahren entscheiden.
Der Marketing-Experte Stefano Cantino soll die Sanierung der wichtigsten Marke des Modekonzerns Kering, Gucci, künftig als Chef voranbringen. Cantino wird den aktuellen Mann an der Spitze, Jean-François Palus, zum ersten Januar 2025 ablösen. Der Manager kam im Mai 2024 als stellvertretender Unternehmenslenker zu Gucci – nach mehreren Jahren bei Louis Vuitton.
Der Bergbaukonzern Rio Tinto hat sich mit dem Lithiumproduzenten Arcadium Lithium aus Australien auf eine Übernahme geeinigt. Pro Arcadium-Aktie sollen 5,85 US-Dollar bar gezahlt werden, teilte Rio Tinto mit. Der Preis entspreche einer Prämie von 90 Prozent zum Schlusskurs vom 4. Oktober. Arcadium Lithium wird damit mit rund 6,7 Milliarden Dollar bewertet.