Marktbericht: KI-Geschäfte treiben die Nasdaq | ABC-Z

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Das Megathema KI bewegte auch zum Wochenstart die Wall Street. Andere Börsennachrichten werden derzeit nur am Rand wahrgenommen. Eine Entwicklung, die Risiken birgt.
Die US-Aktienmärkte sind ohne klare Richtung in den Monat November gestartet. Während der Dow Jones an der Wall Street nachgab, setzten die Technologiewerte an der Nasdaq – angetrieben vom Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) – ihren Höhenflug fort.
Der Dow Jones fiel zuletzt um 0,44 Prozent auf 47.351 Punkte. Der S&P 500 gewann leicht auf 6.851 Zähler, 0,17 Prozent über dem Schlusskursniveau vom Freitag. Für den technologielastigen Nasdaq-Index ging es 0,46 Prozent bergauf auf 23.834 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,44 Prozent auf 25.972 Punkte nach oben, das Tageshoch lag bei 26.132 Punkten. Damit ist der Index nur noch wenig von seinem Rekordhoch aus der Vorwoche bei 26.182 Punkten entfernt.
Nachdem nun auch in den USA die Uhren am Wochenende auf die Winterzeit umgestellt wurden, findet der Handel an der Wall Street wieder zur hierzulande üblichen Zeit von 15.30 Uhr bis 22.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit statt.
Das Trendthema Künstliche Intelligenz stand auch heute besonders im Fokus – mit immer neuen Deals, die die großen US-Konzerne international abschließen. Dies setzt sich fort mit einer Partnerschaft von Microsoft und dem australischen Rechenzentrum-Anbieter Iren. In diesem Zuge kauft der Softwareriese Cloud-Kapazitäten im Wert von 9,7 Milliarden Dollar.
ChatGPT-Entwickler OpenAI schließt derweil auf der Suche nach mehr Computerleistung für sein KI-Angebot einen Vertrag mit dem Rechenzentren-Bereich AWS von Amazon. Das insgesamt 38 Milliarden Dollar schwere Geschäft gewährt OpenAI für zunächst sieben Jahre Zugang zu “hunderttausenden” Chipsystemen des Halbleiterkonzerns Nvidia, die auf den Betrieb Künstlicher Intelligenz zugeschnitten sind. Die Aktien von Amazon erklommen ein Rekordhoch und notierten zuletzt 4,0 Prozent im Plus. Die Anteilscheine von Nvidia legten um 2,2 Prozent zu.
Laut Christine Romar vom Broker CMC Markets “ist die Welt in Ordnung”, solange Investoren bereit sind, die hohen Bewertungen bei den Tech-Aktien zu bezahlen. “Gefährlich wird es erst, sollte sich eines Tages herausstellen, dass viele dieser Nachrichten nur heiße Luft erzeugten und sich die Monetarisierung der Investitionen immer weiter hinauszögert.” Ein wichtiger Test für die Industrie sei in diesem Zusammenhang der mögliche Börsengang von OpenAI im kommenden Jahr.
Ganz anders sah es heute bei den Standardwerten aus, wo der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, nachgab. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte am Mittwoch die Zinsen zwar wie erwartet gesenkt, jedoch dämpfte Notenbankchef Jerome Powell die Hoffnung auf eine weitere Lockerung in diesem Jahr. “Die Zinsenttäuschung aus der vergangenen Handelswoche scheint offensichtlich noch nicht ganz verdaut”, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
Die Märkte rechnen derzeit fest mit einem weiteren Zinsschritt im Dezember, was vor allem für die hochbewerteten Technologiekatien wichtig wäre. Wasser in den Zinswein schüttete US-Währungshüter Austan Goolsbee, der Chef des Notenbankbezirks Chicago. Goolsbee sieht angesichts anhaltender Inflationsgefahr keine Eile für Zinssenkungen. Mit Blick auf die bevorstehende Sitzung der Federal Reserve im Dezember sagte er gegenüber Yahoo Finance: “Die Inflationsentwicklung bereitet mir Sorgen. Seit viereinhalb Jahren liegt sie über dem Zielwert und entwickelt sich in die falsche Richtung.”
Die US-Verbraucherpreise kletterten im September um 3,0 Prozent zum Vorjahresmonat, nach einer Teuerungsrate von 2,9 Prozent im August. Die Fed strebt einen Wert von 2,0 Prozent an.
Heißt das Zauberwort im Tech-Sektor KI, geht es in der Pharmabranche um den Megatrend Abnehmpille. Der US-Pharmariese Eli Lilly will dazu die Produktionskapazitäten für seine Abnehmpille Orforglipron ausweiten und will dafür für drei Milliarden Dollar ein neues Werk in den Niederlanden bauen. Orforglipron befindet sich noch in der Entwicklung und soll voraussichtlich ab Ende 2025 zur Zulassung eingereicht werden. Eli-Aktien kletterten an der Wall Street heute um 3,9 Prozent auf 896,53 Dollar und erreichten im Verlauf bei 935,63 Dollar ein neues Rekordhoch.
Der US-Konsumgüterkonzern Kimberly-Clark will den Konkurrenten Kenvue übernehmen und damit einen neuen Riesen im Geschäft mit Gesundheits- und Pflegeprodukten schmieden. Bei dem Deal wird Kenvue mit rund 48,7 Milliarden Dollar bewertet, wie beide Unternehmen heute mitteilten.
Zu Kimberly-Clark gehören Marken wie Kleenex-Taschentücher und Huggies-Windeln. Kenvue, die frühere Konsumgütersparte von Johnson & Johnson, ist für Produkte wie Listerine-Mundspülung, Neutrogena-Hautpflege und o.b.-Tampons bekannt.
Um ein Abnehmprodukt ging es auch im milliardenschweren Rechtsstreit zwischen dem dänischen Marktführer Novo Nordisk und Pfizer. Die Dänen hatten ein von Pfizer abgegebenes Übernahmeangebot für das US-Biotechunternehmen Metsera über 7,3 Milliarden Dollar zuletzt überboten und werden nun von Pfizer verklagt.
Pfizer verfügt derzeit über kein eigenes Medikament zur Gewichtsreduktion und will mit der Übernahme von Metsera in den 150 Milliarden Dollar schweren Adipositas-Markt einsteigen. Der Konzern will damit auch sinkende Einnahmen aus dem Covid-Geschäft und auslaufende Patente ausgleichen. Metsera entwickelt Therapien, die nach Einschätzung von Analysten einen Umsatz von fünf Milliarden Dollar erzielen könnten.
Nach der schwachen Vorwoche ist der neue Börsenmonat für den deutschen Leitindex DAX heute mit Zuwächsen gestartet. Der Index schloss unter Tageshoch um 0,73 Prozent höher bei 24.132 Punkten und bewegte sich dabei in einer Bandbreite zwischen 23.982 und 24.248 Punkten.
Markttechnisch bedeutet der Schlussstand wieder über der Marke von 24.000 Punkten zumindest eine Stabilisierung. Zu mehr scheint es derzeit aber nicht zu reichen, denn die Börsenrichtung wird derzeit ganz vom KI-Boom der Wall Street bestimmt – und da kann der export- und industrielastige DAX mit seinen klassischen Branchen nicht mithalten. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 0,28 Prozent auf 29.838 Zähler.
Rückenwind könnte aber von der Saisonalität kommen, die an der Börse eine wichtige Rolle spielt. Denn mit dem November haben die statistisch besten sechs Monate an der Börse begonnen. In den Monaten November bis einschließlich April stehen die Chancen für Kursgewinne an den Aktienmärkten besonders gut, so dass regelmäßig Hoffnungen auf eine Jahresendrally aufkommen.
Börsenexperte Christoph Geyer schrieb von der “besten statistischen Lage des Jahres”. Der DAX könne zum Jahresende hin eine Rally starten. Das setze allerdings voraus, dass es “keine neuen Störfeuer von der ‘Zoll-Front’ gibt”.
Dabei ist die US-Handelspolitik nicht der einzige mögliche Belastungsfaktor für den DAX. Andere Börsenexperten verweisen auch auf den andauernden “Government Shutdown” in den USA, den starken Euro und die schwache Konjunktur.
Trotzdem kann sich die bisherige Jahresbilanz im DAX bereits sehen lassen: Bislang stehen für das laufende Börsenjahr Gewinne von gut 21 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 verzeichnete das deutsche Börsenbarometer ein Plus von 18,9 Prozent; 2023 waren es 20,3 Prozent.
Autoaktien gehören heute zu den größten Kursgewinnern im DAX. Die Autobauer profitieren Analysten zufolge von einer Entspannung im Streit um Halbleiter-Lieferungen aus China. Der niederländische Chiphersteller Nexperia teilte gestern mit, dass Hindernisse für die Lieferung seiner Halbleiter beseitigt worden seien.
Auch die Regierung in Peking, die bei Nexperia letztlich entscheidet, stellt die Ausfuhr dringend benötigter Halbleiter in Aussicht. In der Mitteilung des chinesischen Handelsministeriums hieß es, man bitte Firmen, die Probleme hätten, das Ministerium zu kontaktieren. Die Behörde werde sich die Lage jener Unternehmen ansehen und Exporte zulassen, welche die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten.
Ob das den Firmen nun mehr Sicherheit gibt, bleibt abzuwarten. Viele Fragen in dem Fall ließ die Behörde nämlich offen. Peking machte keine detaillierten Angaben, ob sich nur chinesische Firmen beim Handelsministerium melden sollen oder auch ausländische Unternehmen. Zudem bleibt offen, welche Voraussetzungen gelten müssen, damit die Behörde den Export von Chips prüft und genehmigt. Wie gefährlich die Lage für die deutsche Schlüsselindustrie ist zeigt die Entscheidung des Zulieferers Bosch, wegen Chipmangels in seinem Werk in Salzgitter Kurzarbeit anzumelden.
“Nexperia hat eine Schlüsselrolle in der Automobilproduktion, da in einem Fahrzeug bis zu 500 seiner Chips verbaut werden”, erläutern die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg.
Im Devisenhandel hielt sich der Dollar in der Nähe eines Drei-Monats-Hochs. Grund dafür sind weiterhin Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Dieser hatte nach der Zinssitzung in der vergangenen Woche gesagt, eine Zinssenkung im Dezember sei “keine ausgemachte Sache”. Der Euro büßte im US-Handel zuletzt gut 0,1 Prozent ein auf 1,1521 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1514 (Freitag: 1,1554) Dollar fest.
Die US-Industrie hat ihre Talfahrt im Oktober überraschend beschleunigt. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor sank auf 48,7 Punkte, nach 49,1 Zählern im Vormonat, wie das private Institute for Supply Management (ISM) heute zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte.
Befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg auf 49,5 Zähler gerechnet. Das Barometer blieb damit den achten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Auf das Verarbeitende Gewerbe entfallen gut zehn Prozent der Wirtschaftsleistung der USA. “Insgesamt bleibt die Perspektive des Sektors getrübt”, meint Helaba-Experte Ralf Umlauf.
Am Rohstoffmarkt tendiert der Ölpreis nach einer zwischenzeitlichen Schwäche wieder stabil im Plus. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 0,6 Prozent mehr, für die US-Leichtölsorte WTI werden 0,7 Prozent mehr bezahlt.
Zuvor hatten sich die in der Gruppe OPEC+ zusammengeschlossenen Ölproduzenten für Dezember auf eine weitere leichte Anhebung ihrer Förderziele geeinigt. Im ersten Quartal 2026 werde die Produktion dann nicht weiter erhöht, teilte die Gruppe nach ihrem gestrigen Treffen mit. Grund der Vorsicht seien Sorgen vor einem wachsenden Überangebot auf dem Weltmarkt.
Unter den Einzelwerten im DAX erreichten die Papiere von Siemens Energy zu Wochenbeginn in der Spitze ein neues Rekordhoch bei 113,90 Euro. Das Jahresplus summiert sich nun auf rund 120 Prozent, womit sie im DAX hinter Rheinmetall der zweitbeste Wert sind. Einer der Treiber der Kursgewinne von Siemens Energy ist der hohe Energieverbrauch von Rechenzentren, welche vor allem US-Technologiekonzerne benötigen.
Für die Analysten von Morgan Stanley bleibt Siemens Energy ein “Top Pick”. Sie sind für die bevorstehenden Geschäftszahlen zuversichtlich und erwarten positive Kommentare zur Preisbildung und zu den Margen. Ihr Kursziel hoben die Experten von 112 auf 120 Euro an. Bei höheren Konsensschätzungen gebe es noch Spielraum nach oben.
Im DAX standen Rheinmetall an der Spitze. Im Vorfeld der für Donnerstag angekündigten Quartalszahlen äußerten Analysten zwar die Erwartung, dass das Wachstum im dritten Quartal nachlassen dürfte. Sie gehen aber davon aus, dass der Konzern auf einem guten Weg zu seinen Jahreszielen ist.
Insgesamt profitiert Rheinmetall nach wie vor vom Ukraine-Krieg. Friedensbemühungen unter anderem von US-Präsident Donald Trump waren bislang erfolglos geblieben. Mehrere Verletzungen des Nato-Luftraums durch russische Drohnen in den vergangenen Wochen lassen eine Deeskalation unwahrscheinlich erscheinen. Derweil baut der Rüstungskonzern sein Portfolio neben dem Kerngeschäft rund um Panzer und Munition auch in den Bereichen Marine und Weltraum weiter aus.
Ein Erholungsversuch der T-Aktie am Vormittag ist heute gescheitert. Das Papier verlor am Ende rund 0,8 Prozent und setzte damit seinen jüngsten Ausverkauf ohne neue Nachrichten fort.
Der ungewöhnlich heftige Abstieg begann nach den Quartalszahlen der US-Tochter T Mobile US, in denen das Unternehmen eine Erhöhung der Investitionsausgaben in Aussicht stellte. Dies schürte Sorgen um die Dividende, wovon auch die Bonner Muttergesellschaft negativ beeinflusst wurde. Zudem will der Erzrivale Verizon im hart umkämpften US-Markt wieder Marktanteile zurückgewinnen, die er an T Mobil zuvor verloren hatte. Für die T-Aktie im DAX haben die meisten Analysten deutlich höhere Kursziele ausgegeben.
Die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Bristol-Myers Squibb (BMS) bringt Biontech reichlich Geld für die weitere Entwicklung von Krebsmedikamenten. BioNTech verbuchte im dritten Quartal 700 Millionen Dollar aus der 1,5 Milliarden Dollar schweren Vorauszahlung von Bristol Myers. Im Zuge dessen konnten die Mainzer im dritten Quartal den Nettoverlust verringern: Er belief sich auf 28,7 Millionen Euro nach 198,1 Millionen im Vorjahresquartal, wie Biontech mitteilte.
Die irische Billig-Airline Ryanair hat im zweiten Quartal ihres Geschäftsjahres einen deutlich höheren Gewinn verzeichnet. 1,72 Milliarden Euro in den Monaten von Juli bis September bedeuteten einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Grund waren spürbar höhere Ticketpreise.
Der weltweit tätige Spirituosenkonzern Campari ist ins Visier der italienischen Steuerfahndung geraten. Die Finanzpolizei beschlagnahmte Aktien des Traditionsunternehmens aus Mailand im Wert von annähernd 1,3 Milliarden Euro. Hintergrund sind Vorwürfe, dass in den vergangenen Jahren nach Milliardengewinnen in großem Stil Steuern hinterzogen wurden.





















