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Marktbericht: Das nächste Rekordhoch im DAX | ABC-Z


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Stand: 17.10.2024 16:41 Uhr

Gute Unternehmensergebnisse und die wie erwartet ausgefallene Zinssenkung der EZB sorgen für gute Laune bei Anlegern. Der DAX erklimmt neue Höhen. Ein Wert im Leitindex fällt besonders auf.

Es ist eine brisante Mischung, die derzeit die Aktienkurse an der Börse stetig antreibt. Sinkende Zinsen bei gleichzeitig stabilen Unternehmensergebnissen ermutigen die Anleger, bei Aktien zuzugreifen. Ein Szenario, dass so auch auf die Weltleitbörse in New York zutrifft, die ebenfalls auf Rekordkurs ist und von dem der deutsche Leitindex DAX kräftig profitiert.

Konkret ist das, was sich schon am Vormittag abzeichnete, nach der wie erwartet ausgefallenen Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um einen Viertelpunkt eingetreten. Der DAX markierte bei bisher 19.674 Punkten ein neues Rekordhoch, die alte Bestmarke hatte bei 19.633 Zählern gelegen. Aktuell fällt der Index wieder zurück, steigt prozentual aber immer noch um gut 0,6 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen steigt am Nachmittag um rund 0,4 Prozent.

Es ist die zweite Zinssenkung der EZB innerhalb von nur fünf Wochen, so etwas hat es seit 13 Jahren nicht mehr gegeben. Der maßgeblicher Einlagensatz fällt damit von 3,5 auf 3,25 Prozent. Auf ihrer Pressekonferenz erklärte Zentralbankchefin Christine Lagarde, die Inflationsrisiken seien mehr abwärts als aufwärts gerichtet.

Zuvor gab es für die EZB gute Nachrichten im Kampf gegen die Inflation: Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im September im Euroraum nur noch um durchschnittlich 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Die Energiepreise sanken um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und sorgten mit dafür, dass die Teuerungsrate auf den niedrigsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gedrückt wurde.

Die Vorzugsaktie des Göttinger Pharma- und Laborzulieferers Sartorius ragt unter den Einzelwerten im DAX mit einem Kurssprung von über 16 Prozent heraus. Das Unternehmen sieht sieht nach einer Prognosesenkung zum Halbjahr Anzeichen der Besserung.

In den ersten neun Monaten sei der Umsatz um 2,8 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro gesunken, das operative Ergebnis (Ebitda) ging im aktuellen Berichtszeitraum um 6,4 Prozent auf 686 Millionen Euro zurück. Der Auftragseingang stieg Unternehmensangaben zufolge aber deutlich um 5,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Analystin Delphine Le Louet vom US-Analysehaus Bernstein Research urteilte: „Die Geschäfte von Sartorius haben sich im dritten Quartal stabilisiert. Und das ist, was wir von dem Unternehmen sehen wollten.“

Auch die Papiere des Darmstädter Merck-Konzerns legen kräftig um über sieben Prozent zu. Gleichzeitig profitieren sie dabei nach Händlerangaben auch von den Sartorius-Ergebnissen.

Mit Blick auf Merck ziehe neben den eher positiven Signalen seitens Sartorius wohl das Stichwort „Künstliche Intelligenz“ (KI), sagte der Händler weiter. Dass Merck nach zwei Studienflops mit wichtigen Medikamenten seine mittelfristigen Wachstumsambitionen für die Pharmasparte eindampfte, war laut den Experten des Analysehauses Jefferies zudem keine Überraschung.

Dagegen äußerte sich das Merck-Management beim Kapitalmarkttag zuversichtlich, mittelfristig wieder zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren zu können. Dabei dürfte Merck eigenen Angaben zufolge dank des Booms von KI-Anwendungen von einer beschleunigten Entwicklung in seiner Elektronik-Sparte mit Halbleitermaterialien profitieren. Für diesen Bereich hob Merck seine Mittelfristziele denn auch an. Dies sei angesichts des zuvor konservativen Ansatzes der Unternehmensleitung verständlich, schrieb Analyst Matthew Weston von der Schweizer Großbank UBS.

Unter der Führung der Chipaktien geht es zur Eröffnung in New York ebenfalls nach oben. Alle großen Aktien-Indizes liegen im Plus, dabei hat der marktbreite S&P-500-Index in den ersten Handelsminuten bei 5.879 Punkten eine neue Bestmarke aufgestellt. Der Leitindex Dow Jones gewinnt knapp 0,3 Prozent, die Nasdaq 0,5 Prozent. Die Märkte knüpfen damit an ihre Erholung vom Vortag an.

Neben der erfolgreich angelaufenen Berichtssaison sorgt der aufgehellte Ausblick der Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) für gute Laune im Sektor. Der Nettogewinn stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 54,2 Prozent auf 325,26 Milliarden Neue Taiwan-Dollar (9,31 Milliarden Euro), wie der Konzern mitteilte. Der Umsatz legte um 36 Prozent auf umgerechnet 21,65 Milliarden Euro zu.

TSMC sieht eine weiterhin hohe Nachfrage nach Chips für Anwendungen rund um KI und gab für das vierte Quartal höher als von Analysten erwartete Geschäftsziele aus. Auch die Papiere von Applied Materials und AMD eröffnen mit Gewinnen.

Platzhirsch Nvidia steht derweil nur noch einen Wimpernschlag unter seinem alten Rekordhoch von 140,76 Dollar und legt im frühen Geschäft 3,4 Prozent zu. Der zunehmende Optimismus von TSMC dürfte die Sorgen um die weltweite Chipnachfrage und die Nachhaltigkeit des Booms bei Künstlicher Intelligenz mildern.

Die europäische Gemeinschaftswährung fällt derweil am Nachmittag weiter zurück auf 1,0833 Dollar. Bereits am Vormittag hatte der Euro vor dem Zinsentscheid der EZB nachgegeben. Fundamentaler Gegenwind kam zudem aus Deutschland von den Auftragszahlen der deutschen Industrie. Auch die Rentenmärkte tendieren leichter.

Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist im August wegen der schwierigen Lage der Autobranche wieder dünner geworden. Die noch offenen Bestellungen fielen um 1,0 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Gemessen am Vorjahresmonat nahm der Auftragsbestand inflationsbereinigt um 4,7 Prozent ab, im Juli hatte es wegen Großaufträgen einen Zuwachs gegeben.

„Der Zuwachs im Vormonat war nur eine Eintagsfliege“, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die Entwicklung. „Die Auftragslage ist schwierig und die Stimmung mies. Kein Wunder, dass sich der Bestand nach Süden entwickelt.“ Ein Ende dieses negativen Trends sei kaum absehbar.

Nach dem jüngsten Rückgang haben sich die Preise am Ölmarkt stabilisiert. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee tendiert am Nachmittag nahezu unverändert, US-Öl der Sorte WTI kostet 0,1 Prozent mehr. Für schlechte Stimmung hatte jüngst die OPEC gesorgt, als sie vor allem wegen der schwächelnden Konjunktur in China ihre Bedarfsprognosen für 2024 und 2025 erneut gesenkt hatte.

Der Scheinwerfer-Hersteller Hella hat in einem schwierigen Marktumfeld die Erlöse stabil gehalten. In den ersten neun Monaten des Jahres stagnierten die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 5,9 Milliarden Euro, wie das im MDAX notierte Unternehmen heute auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Währungsbereinigt stiegen die Erlöse um 0,8 Prozent auf sechs Milliarden Euro.

Dank strikter Kostenkontrolle und besserer Geschäfte in ertragsstarken Märkten hat Nokia ein überraschend starkes Gewinnplus bekanntgegeben. Das Unternehmen steigerte das operative Ergebnis um neun Prozent auf 454 Millionen Euro, obwohl der Umsatz um acht Prozent auf 4,33 Milliarden Euro schrumpfte.

In China hat das finnische Unternehmen nach Angaben von Insidern derweil rund 2.000 Mitarbeiter entlassen, ein Fünftel der Mitarbeiter. In Europa wolle der finnische Telekom-Ausrüster weitere 350 Stellen abbauen. Dies bestätigte der Konzern: Gespräche über den Stellenabbau in Europa hätten begonnen. Eine Stellungnahme zu China lehnte Nokia jedoch ab. Die Kürzungen stehen nach Angaben der Insider im Zusammenhang mit den im vergangenen Jahr angekündigten Sparmaßnahmen.

Im Streit um Schummel-Software für Spielkonsolen kassiert der Playstation-Hersteller Sony eine Niederlage vor Europas höchstem Gericht. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied in Luxemburg, dass sogenannte Cheat-Software nicht grundsätzlich gegen Urheberrecht verstoße, solange sie lediglich vorübergehend Daten im Arbeitsspeicher einer Konsole verändere.

Im konkreten Fall geht es um ein Autorennspiel für eine inzwischen nicht mehr produzierte mobile Spielkonsole. Dank der zusätzlichen Funktionen durch Cheat-Software war es Spielern hier zum Beispiel möglich, den „Turbo“ unbeschränkt zu nutzen oder von Anfang an Fahrer auszuwählen, die eigentlich erst ab einem höheren Punktestand zur Verfügung stehen sollten. Der Playstation-Hersteller Sony forderte deswegen von den Entwicklern und Verkäufern der Cheat-Software Schadenersatz wegen einer Verletzung von Urheberrechten.

Der Nahrungsmittelriese Nestle schraubt seine Prognose erneut zurück. Der Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat peilt für das laufende Geschäftsjahr nun ein organisches Wachstum von rund zwei Prozent an, wie Nestle heute mitteilte. Im Juli hatte der Schweizer Konzern die Prognose bereits auf mindestens drei (zuvor vier) Prozent eingedampft. In den ersten neun Monaten 2024 erwirtschaftete Nestle einen Umsatz von 67,2 Milliarden Franken. Analysten hatten einer vom Unternehmen selbst erhobenen Umfrage zufolge einen Umsatz von 67,6 Milliarden Franken geschätzt.

Apple will seine Geräte als Marketing-Plattform für kleine und mittlere Unternehmen attraktiver machen. Künftig sollen auch reine Online-Unternehmen Profile über den Dienst Apple Business Connect erstellen können.

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