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Marktbericht: Börsen hoffen auf den “Deal-Maker” Trump | ABC-Z


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Stand: 09.05.2025 13:12 Uhr

Die Anleger an den Aktienmärkten setzen darauf, dass der selbsternannte “Deal-Maker” Trump seinem Ruf gerecht wird. Hoffnungen auf eine weitere Entspannung im Zollkonflikt treiben den DAX auf ein Rekordhoch.

Es kommt Bewegung in die Zollkonflikte: Nach dem Handelsdeal mit Großbritannien blicken die Finanzmärkte gespannt auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China, die am Samstag in Genf in der Schweiz beginnen sollen. Trump sagte im Vorfeld, dass die US-Strafzölle auf Peking in Höhe von 145 Prozent wahrscheinlich gesenkt würden.

Zudem kündigt er an, auch mit den Europäern Gespräche führen zu wollen. Leichte Entspannungssignale hatte auch das erste Gespräch des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) mit dem US-Präsidenten gebracht.

Die Hoffnung, dass der selbsternannte “Deal-Maker” Trump seinem Ruf letztlich gerecht werden könnte, treibt die Kurse an den globalen Börsen zum Wochenschluss in die Höhe. Dem DAX bescheren die Handelsstreit-Hoffnungen sogar ein Rekordhoch.

In der Spitze geht es um 0,8 Prozent auf knapp 23.529 Punkte aufwärts. Damit lässt der deutsche Leitindex seine alte Bestmarke von Mitte März bei 23.476 Zählern klar hinter sich. Seit dem Jahresschlusskurs 2024 bei 19.909 Stellen summieren sich die Kursgewinne im DAX nun auf 18,2 Prozent.

Der DAX sei zwar “massiv überkauft”, werde aber dennoch immer weiter nach oben getrieben und reagiere damit auf die zuvor ebenfalls extremen Abgaben, kommentiert ING-Charttechnikexperte Christian Zoller das Marktgeschehen.

Tatsächlich hat der DAX seit seinem Tief bei 18.489 Punkten am “Panic Monday” bereits über 5.000 Punkte gutgemacht. Im Nachhinein war der Kurssturz nach Trumps Verkündung der hohen US-Zölle damit wohl eine der besten Kaufgelegenheiten der Börsengeschichte.

Mit dem Rekordhoch sendet der DAX nun eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat. Der Aufwärtstrend ist intakt und lässt auf weitere Kursgewinne hoffen. Auch wenn kurzfristig nun Gewinnmitnahmen jederzeit möglich sind, mittel- bis langfristig zeigt der Trend am deutschen Aktienmarkt klar nach oben. Einige DAX-Experten haben bereits Kursziele jenseits der 26.000-Punkte-Marke ausgerufen.

“Die Hausse nährt die Hausse”, lautet ein geflügeltes Sprichwort an der Börse. Tatsächlich dürfte die Angst, den nächsten Kursanstieg zu verpassen, ein ganz wesentlicher Treiber der laufenden Rally sein. Diese “Fear Of Missing Out” (FOMO) treibt den DAX immer weiter in die Höhe – warnende Stimmen, die vor zu viel Euphorie im Markt warnen, werden nicht gehört.

Die Wall Street steuert derweil auf einen freundlichen Handelsauftakt zu. Der Future auf den Dow Jones zieht zur Stunde um 0,1 Prozent an. Tags zuvor hatten die US-Börsen erfreut, aber nicht euphorisch auf das Handelsabkommen der USA mit Großbritannien reagiert. Der Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 41.368 Punkten aus dem Handel.

Die steigende Risikofreude der Anleger spiegelt sich auch am Kryptomarkt wider. Bitcoin verteuert sich in der Spitze um 1,6 Prozent auf 104.324 Dollar und ist damit so teuer wie seit Januar nicht mehr. Erst gestern hatte die umsatzstärkste Kryptowährung erstmals seit drei Monaten wieder die Marke von 100.000 Dollar überwunden. Viel fehlt nun nicht mehr zum Rekordhoch bei gut 108.000 Dollar.

“Der Bitcoin-Bullenmarkt bleibt intakt, genauso wie der stufige Anstieg”, kommentiert Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. “Bitcoin könnte auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch dem S&P 500 vorauslaufen.”

Zoll-Hoffnungen im Vorfeld der China-USA-Gespräche treiben auch die Ölpreise weiter in die Höhe. Am Rohstoffmarkt verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zur Mittagszeit um 2,0 Prozent auf 64,07 Dollar je Barrel (159 Liter).

“Sollten beide Seiten ein Datum für formelle Handelsgespräche festlegen und sich darauf einigen, die hohen Zölle während der Verhandlungen schrittweise zu senken, könnte der Ölpreis um weitere zwei bis drei Dollar je Barrel zulegen”, erklärte Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights. Die Expertin warnte jedoch vor übermäßigem Optimismus.

Der Euro steigt zur Mittagszeit um 0,2 Prozent auf 1,1245 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung kann damit einen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder wettmachen. Gestern hatte der Dollar von der Aussicht auf eine weitere Entspannung im globalen Zollkonflikt profitiert; im Gegenzug war der Euro unter Druck geraten.

Der Goldpreis zieht am Mittag um 0,2 Prozent an auf 3.322 Dollar je Feinunze. Der übergeordnete Aufwärtstrend bei dem gelben Edelmetall ist weiter intakt, das lässt perspektivisch auf neue Höchststände jenseits der 3.500-Dollar-Marke hoffen.

Die Commerzbank ist überraschend mit einem Gewinnzuwachs in das Jahr gestartet. Das von der italienischen UniCredit umworbene Geldhaus hat im ersten Quartal einen Nettogewinn von 834 Millionen Euro erwirtschaftet – ein Zuwachs von 11,7 Prozent und zugleich der höchste Quartalsgewinn seit 2011. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 698 Millionen Euro gerechnet.

Aktien der deutschen Autobauer gehören zu den größten Gewinnern im DAX. Sie profitieren wie das gesamte europäische Branchenumfeld von einem vorsichtigen Zolloptimismus. Papiere von BMW, VW und Mercedes-Benz ziehen merklich an, im Nutzfahrzeugbereich fallen Daimler Truck und Traton mit überproportionalen Kursgewinnen auf.

Der Finanzinvestor CVC und die Eigentümerfamilie Gotthardt machen ernst mit dem angekündigten Rückzug der Koblenzer Medizinsoftwarefirma CompuGroup Medical (CGM) von der Frankfurter Börse. Die übrigen Aktionäre bekommen daher wie vorgeschrieben noch einmal die Möglichkeit, ihre Anteile an CVC zu verkaufen. Das öffentliche Delisting-Angebot liegt bei 22 Euro je Aktie.

Der weltgrößte Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones zeigt sich resistent gegen die wachsende Unsicherheit in der Wirtschaft aufgrund der drohenden US-Zölle. Der Konzern blicke auf einen starken Jahresauftakt, schreibt Analyst Sven Weier von der UBS. Der Vorstand bekräftigte zudem die Jahresziele.

Das schwäbische IT-Systemhaus Bechtle setzt nach einem Umsatz- und Ergebnisrückgang im ersten Quartal weiterhin auf eine Aufholjagd im zweiten Halbjahr. Der Vorstand bestätigte die Prognose – einem Umsatz drei Prozent über oder unter dem Wert von 2024 und einem Ergebnis, das maximal fünf Prozent unter oder über dem Vorjahreswert liegt.

Die Fluggesellschaft Air Canada bekommt die Verstimmung der Kanadier auf die USA wegen Donald Trump zu spüren. Die größte kanadische Airline meldete einen größeren Verlust für das erste Quartal und führte dies auch auf ein schwächeres Passagieraufkommen auf dem wichtigen US-Markt zurück.

Der Handelspakt von US-Präsident Donald Trump mit Großbritannien kommt bei der US-Autoindustrie schlecht an. Der Grund ist die Senkung der Einfuhrzölle für 100.000 britische Autos von 25 auf 10 Prozent. Damit würden Hersteller aus Großbritannien gegenüber der eigenen Industrie bevorzugt, kritisierte der Branchenverband AAPC, der die Autobauer Ford, General Motors und Stellantis vertritt.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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