Marktbericht: Anleger suchen Orientierung | tagesschau.de | ABC-Z
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Zwar bleibt es am Aktienmarkt auch zum Wochenstart volatil, dem DAX fehlen aber trotzdem frische Impulse. Die Investoren sind weiter damit beschäftigt, die Auswirkungen der Wahl Donald Trumps in den USA einzuschätzen.
Auch zu Beginn der neuen Woche fehlt dem DAX eine klare Orientierung. Nach stärkeren Schwankungen in den vergangenen Tagen gibt der deutsche Leitindex seine anfangs verbuchten Gewinne wieder ab und bewegt sich moderat über der wichtigen Unterstützungsmarke von 19.000 Punkten. Am Freitag hatte der Index bei 19.210 Punkten geschlossen.
Das Tagestief im DAX lag bisher bei 19.091, das Hoch bei 19.279 Zählern. Insgesamt bleibt der deutsche Leitindex damit in einer Seitwärtsspanne zwischen 19.000 und etwas über 19.500 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte verliert am Nachmittag rund 0,8 Prozent.
Saisonale Effekte verpuffen bisher, gilt doch die gegenwärtige Zeit traditionell als eine der stärksten im jährlichen Börsenzyklus. Hoffnungen, die Jahresendrally würde nun Fahrt aufnehmen, haben sich bisher jedenfalls nicht bewahrheitet. Letztlich ging den Käufern immer schnell die Luft aus, und das Rekordhoch von Mitte Oktober bei 19.674 Punkten im DAX bleibt noch auf Abstand.
Seit dem klaren Erfolg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hat sich der DAX damit, trotz teils hoher täglicher Kursschwankungen, unter dem Strich wenig von der Stelle bewegt. Auch in den USA hatten die Indizes ihre Gewinne nach dem Sieg des Republikaners zuletzt deutlich korrigiert.
Denn dem ersten Jubel ist an den Märkten mittlerweile eine differenziertere Betrachtung des Trumpschen Wirtschaftsprogramms gewichen. Zwar begrüßten die Anleger zunächst die Aussicht auf niedrigere Steuern und weniger Bürokratie, die Kehrseite des expansiven Kurses sind aber zunehmend kritischere Inflationserwartungen.
Dies hatte zuletzt Notenbankchef Jerome Powell deutlich gemacht, indem er klarstellte, dass die Federal Reserve keine Eile habe bei der Zinswende. Zwar wird nach der Senkung im November von einem weiteren Zinsschritt um voraussichtlich 25 Basispunkte im Dezember ausgegangen. Wie es danach aber weitergeht unter einem Präsidenten Trump ist mehr denn je unklar.
Abzulesen ist die Skepsis besonders am Rentenmarkt, wo die Renditen in Erwartung eines Wahlsiegers Trump bereits im Vorfeld deutlich anzogen – und auch weiterhin deutet sich bei einer Zehnjahresrendite von aktuell rund 4,45 Prozent keine Entspannung an.
Diesem Szenario kann sich der heimische Markt nicht entziehen, zumal sich der fundamentale Zustand der heimischen Wirtschaft und vieler anderer europäischer Staaten deutlich schwächer darstellt als in den USA.
Unterdessen legt auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel den Finger in die Wunde. Er befürchtet Verwerfungen im Welthandel, sollte der designierte US-Präsident Donald Trump seine Zollpläne wahrmachen.
“Wenn die US-Regierung diese Versprechen in die Tat umsetzt, könnte dies einen bedeutenden Wendepunkt für die internationale Handelsordnung darstellen”, sagte Nagel bei einer Veranstaltung in Tokio. Zudem könne es zu einem “deutlichen Anstieg des Inflationsdrucks kommen”.
Im heutigen Tagesgeschäft legen sich die Anleger aufgrund der sich wieder verstärkenden Angriffe Russlands auf die Ukraine Rüstungswerte ins Depot. Im DAX gehört Rheinmetall zu den größten Gewinnern. Im MDAX sind Papiere von Hensoldt und im SDAX Aktien von Renk gefragt.
Kurstreibend wirkt laut einem Händler auch die Nachricht, dass US-Präsident Joe Biden Insidern zufolge der Ukraine den Einsatz von US-Waffen mit längerer Reichweite gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet erlaubt hat.
Die großen US-Indizes starten bei geringen Schwankungen uneinheitlich in die neue Woche. Der Leitindex Dow Jones gibt leicht um 0,15 Prozent nach, die Nasdaq und der S&P-500-Index ringen mit ihren Schlusskursen.
Die Händler warten auf Hinweise, wie es um das Wirtschaftswachstum und die Leitzinsen bestellt ist, hieß es am Markt. Im Fokus stehen zudem weitere Nominierungen für Ministerämter in den USA, darunter vor allem die Besetzung des Finanzressorts. Am Freitag hatten Einzelhandelsdaten die Erwartungen an weitere Zinssenkungen der US-Notenbank gedämpft.
Der wohl wichtigste Termin in der neuen Woche im Unternehmenssektor steht am Mittwoch nach US-Börsenschluss an. Dann wird mit dem KI-Profiteur Nvidia das zurzeit wertvollste Unternehmen der Welt seine Quartalszahlen veröffentlichen. “Für die Stimmung ist vor allem der Ausblick von enormer Bedeutung”, urteilten die Spezialisten der Deka. Die Analysten der Commerzbank sehen das genauso.
An der Wall Street starten derweil Papiere von Liberty Energy mit einem Plus von rund 3,4 Prozent. Vorbörslich deutlich höhere Kurse bestätigen sich damit zunächst nicht.
Der designierte US-Präsident Donald Trump will den Chef von Liberty Energy, Chris Wright, zu seinem Energieminister machen. Wright soll außerdem Mitglied des neu geschaffenen Nationalen Energierats werden, wie Trump mitteilte. Der Öldienstleister Liberty Energy mit Sitz in Denver im Bundesstaat Colorado wirbt mit innovativen Lösungen bei der umstrittenen Öl- und Erdgasgewinnung durch Fracking.
Nach einigen Korrekturtagen in der Vorwoche nimmt die Rally der Tesla-Aktien wieder Fahrt auf. Zur Eröffnung werden die Aktien an der Nasdaq 6,8 Prozent höher gehandelt – als Reaktion auf einen Medienbericht, wonach es unter der anstehenden Trump-Präsidentschaft in den USA Lockerungen bei den Regeln für Autonomes Fahren geben könnte.
Laut dem RBC-Experten Tom Narayan wird sich eine Deregulierung positiv auf die Tesla-Aktie auswirken. “Dies ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Autonomem Fahren und insbesondere von Robotaxis, da es wichtige Kostenfaktoren reduziert”, urteilte er in seinem ersten Kommentar. Er betonte, das erst kürzlich vorgestellte Robotaxi mache 44 Prozent seiner Tesla-Bewertung aus.
Der Bitcoin ist zunächst schwungvoll in die neue Woche gestartet, mittlerweile hat sich das Geschehen aber wieder etwas beruhigt. Nach einem durchwachsenen Kursverlauf am Wochenende zog die älteste und bekannteste Kryptowährung am Morgen an und kletterte auf der Handelsplattform Bitstamp über 92.000 Dollar. Aktuell werden 90.400 Dollar bezahlt, zwischenzeitlich war die Kryptowährung sogar leicht ins Minus gedreht. Trotzdem ist das vergangene Woche Mittwoch bei knapp 93.500 Dollar erreichte Rekordhoch immer in Reichweite.
“Der Risikoappetit der Anleger ist offensichtlich weiterhin nicht zu bändigen”, schrieb Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. Marktteilnehmer setzten unverändert zum Sprung auf die 100.000-Dollar-Marke an.
Sollte der Bitcoin tatsächlich demnächst die 100.000-Dollar-Marke überwinden, droht jedoch ein anschließender Rückfall, warnt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. “Ein typischer Verlauf wäre ein Anstieg auf 120.000 Dollar, gefolgt von einem Fall auf 80.000 Dollar. Danach könnte der Anstieg weiter gehen.”
Der Kurs des Euro ist mit leichten Gewinnen in die neue Woche gestartet. Die Gemeinschaftswährung notiert bei 1,0568 Dollar und damit 0,25 Prozent über dem Niveau vom Freitagabend. Der Euro steht seit der Trump-Wahl erheblich unter Druck. Am Donnerstag war die Gemeinschaftswährung erstmals seit über einem Jahr unter 1,05 Dollar gefallen.
Aktien von Siemens Energy haben ihre Rekordrally mit einem neuen Höchststand von 48,21 Euro fortgesetzt. Im laufenden Jahr haben sie sich vervierfacht und liegen damit einsam an der DAX-Spitze vor den “nur” gut verdoppelten Rheinmetall. Für frischen Wind sorgte zu Wochenbeginn der Goldman-Sachs-Experte Ajay Patel mit seinem neuen Kursziel von 56 Euro, das noch etwa 19 Prozent Luft nach oben für die Siemens-Energy-Aktie signalisiert.
Die Commerzbank betont angesichts der Begehrlichkeiten der italienischen Unicredit ihre Eigenständigkeit. Die Unicredit sei “im Moment ein strategischer Investor – nicht mehr und nicht weniger”, sagte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp bei der “Euro Finance Week” in Frankfurt.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat Details zu einem geplanten batterieelektrischen Überlandbus bekanntgegeben. Der “Mercedes-Benz eIntouro” mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern soll ab 2026 an Kunden ausgeliefert werden. Kunden könnten ihn Anfang nächsten Jahres bestellen, die Präsentation des Serienfahrzeugs sei dann auf einer Branchenmesse im Oktober 2025 geplant.
Nach dem Rückzug der US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle aus dem Bieterprozess für die Thyssenkrupp-Marinesparte sieht TKMS-Chef Oliver Burkhard in einem Börsengang eine Option. “Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir unser Wachstum auch von außen finanzieren müssen”, sagte Burkhard der “Welt am Sonntag”.
Die rumänische Tochter des österreichischen Energiekonzerns OMV treibt den Ausbau des milliardenschweren Gasförderprojekts Neptun Deep voran. Zu Wochenbeginn sei eine halbtauchende mobile Offshore-Bohranlage des Bohrunternehmens Transocean in Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste eingetroffen, gab OMV Petrom bekannt. Rumänien könnte durch das Projekt einer der größten Erdgasproduzenten in Europa werden.