Mario Götze testet neues CT-Gerät |ABC-Z

Man kann schon ohne Übertreibung behaupten: Die neueste Errungenschaft der Uniklinik Frankfurt bedeutet den Medizinern aus der Radiologie und Kardiologie so viel wie einer Fußballnationalmannschaft der WM-Sieg. Thomas Vogl jedenfalls macht den Eindruck, als sei an diesem Morgen das entscheidende Tor im Endspiel gefallen – zugunsten seines Teams. Der Radiologie-Direktor und seine Kollegen aus der Kardiologie haben jahrelang gekämpft für das Gerät, das an diesem Dienstag um 10.30 Uhr in Betrieb genommen werden soll. „Deswegen habe ich keine Haare mehr“, sagt Vogl und lacht. Es geht um Superlative an diesem Vormittag, denn der „Patient“, der sich als Erster in die vielleicht revolutionäre Röhre legen darf, ist der frühere Fußballweltmeister Mario Götze.
In einem Raum im Untergeschoss der Uniklinik stehen zwei Dutzend Mitarbeiter und warten freudig-aufgeregt auf das, was gleich kommen wird. Zwischen ihnen steht – verhüllt – „Naeotom Alpha.Peak“, ein CT-Scanner, der in dieser neuen Ausführung in Deutschland bislang nur in einer weiteren Klinik steht, im Frankfurter Bethanien Krankenhaus. Mitte Juni wurde das Gerät geliefert, nun kann es losgehen. Photon-Counting Computertomographie nennt sich die Methode, mit der es arbeitet. Sie soll die Arbeit der Mediziner erheblich erleichtern.
Herzinfarkt-Auslöser früher erkennen
Götze kommt mit wenigen Minuten Verspätung, in schwarzen Birkenstocks und dunkelblauem Shirt. Er schüttelt Hände, man kennt sich, Vogl und seine Kollegen betreuen die Spieler seines Klubs Eintracht Frankfurt medizinisch. Zuerst spricht Jürgen Graf, der Vorstandsvorsitzende der Uniklinik, und natürlich lässt er Götze nicht aus. „Weltklasse-Fußballer – Weltklasse-Gerät“, sagt er. Vogl sagt, er freue sich unglaublich. „Wenn Röntgen diese neue Technologie gesehen hätte, er hätte das nie geglaubt“, sagt er und lobt den Hersteller Siemens Healthineers. Auf diese deutsche Ingenieurskunst könne man ruhig ein bisschen stolz sein. Die Kosten für das Gerät liegen im einstelligen Millionenbereich, die Anschaffung hat das Land Hessen unterstützt.
Kardiologie-Direktor David Leistner sagt, der Scanner ermögliche wesentlich bessere Bilder. Kalkablagerungen in Gefäßen seien der Gegner von herkömmlichen CTs, sie machten Bilder fehlerhaft. Das neue Gerät sei völlig unbeeindruckt von Kalk, man könne damit etwa Herzinfarkt-Auslöser frühzeitig entdecken. Herz-Kreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache.

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen CT-Scanner zählt ein Photon-Counting-Computertomograph jedes einzelne Röntgenphoton, das einen Patienten durchläuft. Dadurch werden die generierten Bilder weit schärfer. Auch die Strahlenbelastung fällt geringer aus. Die Mediziner versprechen sich in unterschiedlichen Fachrichtungen Verbesserungen in Diagnostik und Forschung.
Der Nachteil: Die hochauflösenden Bilder erzeugen enorme Datenmengen. „Das ist immer eine Herausforderung, die mitgedacht werden muss“, sagt Nele Kütemeyer, Leiterin der Strategischen Medizintechnik. „Ein Gerät bringt uns aber nicht aus dem Konzept.“ Derzeit arbeite die Uniklinik an einem umfassenden IT-Neuaufbau, „wir sind recht früh und gut aufgestellt“.