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Männliches Pinguin-Paar brütet verbinden: Neue Tierpark-Spitze zeigt homosexuelle Tierwelt | ABC-Z

München – Im Zoo gibt es viel mehr als nur hetero. Um das zu zeigen, veranstaltet der Tierpark Hellabrunn in Zusammenarbeit mit dem CSD München auch in diesem Jahr mehrere Sonderführungen anlässlich der CSD Pride Weeks (8. bis 23. Juni). Laut Alexander Kluge, Geschäftsführer des CSD München, besteht die Kooperation seit 2019. “Die Idee kam vom Tierpark Hellabrunn, um zu zeigen, dass Homosexualität etwas Normales ist und in der Tierwelt stattfindet”, sagt er der AZ und dankt dem Zoo für dessen Initiative. Homophobe Diskurse, in denen die Natur als Beispiel missbraucht wird, wolle man so ad absurdum führen.

Die Biologin und Expertin für die sexuelle Vielfalt bei Tieren, Ilse Tutter. Foto: Bernd Wackerbauer
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Die Biologin und Expertin für die sexuelle Vielfalt bei Tieren, Ilse Tutter. Foto: Bernd Wackerbauer

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“Natur ist Vielfalt”, sagt Biologin Tutter

Biologin Ilse Tutter stellt zu Beginn der Führung klar: “Homophobie ist eine rein menschliche Unart.” Im Tierreich sei nichts Vergleichbares zu finden. “Natur ist Vielfalt”, betont sie immer wieder während des Rundgangs. Das gelte insbesondere für die Sexualität. Gleichgeschlechtliche Paarungen wurden bislang bei über 1500 Tierarten festgestellt. Und das schon seit der Antike, wie aus Schriften von Aristoteles hervorgeht.

Eine beispielhafte Art sind die Flamingos. Sie gehen Beziehungen zur Jungenaufzucht miteinander ein – dafür verführen sie sich beim Flamenco tanzen. Auch die Männchen, die als Pärchen etwa verwaiste Küken aufziehen. Inwiefern diese Vögel ausschließlich auf Männer stehen, lässt sich nicht sagen. “Wir können sie schließlich nicht fragen”, sagt Biologin Tutter. Die Forschung muss also ausschließlich mit Beobachtungen arbeiten.

Flamingos stehen artentypisch auf einem Bein. Foto: Bernd Wackerbauer
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Flamingos stehen artentypisch auf einem Bein. Foto: Bernd Wackerbauer

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Doch die sind wiederum von menschlichen Vorstellungen geprägt, was sich am Beispiel der Orang–Utans zeigt: Lange Zeit wurde der Oralsex unter ihnen als eine Art der “Nahrungsaufnahme” missinterpretiert. “Sex kann Spaß machen und ist nicht nur für die Fortpflanzung da”, sagt Tutter. Das zeige sich etwa an Gorillas, die gerne mal masturbieren. Als die Führung an ihrem Gehege vorbeizieht, dreht der Silberrücken der Gruppe den Rücken zu. “Er will seine Ablehnung zeigen”, erklärt Tutter. Oder vielleicht will er sich auch einfach in Ruhe mit sich selbst vergnügen.

Manche Pinguine stehen ausschließlich auf Männer

Bei vielen Arten zeigen mehr als fünf Prozent der Tiere homosexuelles Verhalten. Auch im Fall der Brillenpinguine, die die Führungsgruppe mit lautem Tröten empfangen. Sie sind mit bunten Bändchen versehen, um ihr Geschlecht zu markieren. Dadurch weiß der Zoo laut Tutter, dass dort auch ein homosexuelles Paar lebt, das gemeinsam Küken ausbrütet. Obwohl Forscher nur Verhalten beobachten können, zeigt sich im Fall der Pinguine, dass Homosexualität nicht einfach eine Phase ist: Zum Test wurde ein gleichgeschlechtliches Paar getrennt. Beide Männchen haben daraufhin nur mit Weibchen zusammengelebt. Die sexuelle Aktivität hörte auf und kam erst wieder, als sie auf männliche Pinguine trafen. Im Falle der Giraffenbullen, die getrennt von den Frauen in einer Herde leben, zeigen diese sogar mehr homo- als heterosexuelles Verhalten.

Eine weibliche Giraffe. Sie lebt in einer reinen Weibchengruppe. Foto: Bernd Wackerbauer
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Eine weibliche Giraffe. Sie lebt in einer reinen Weibchengruppe. Foto: Bernd Wackerbauer

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Ganz ähnlich leben Elefanten. Die Weibchen ziehen als reine Frauengruppe durch das Land, angeführt von einer Elefantenkuh. Und knutschen dabei viel miteinander – das heißt, sie wühlen mit ihrem Rüssel im Mund der Herzensdame herum. Das lässt sich auch im Tierpark Hellabrunn zwischen den Elefantenkühen Mangala und Temi beobachten. Etwa 45 Prozent des Sexualverhaltens von Asiatischen Elefanten ist in Gefangenschaft zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren. Wie vielfältig sexuelle Erregung sein kann, zeigt sich am Penis von Elefantenbulle Gajendra. Der fährt sich etwa beim Geruch von Ausscheidungen aus, über die Pheromone vermittelt werden, sagt Biologin Tutter. Praktisch: Weil der Elefantenpenis einen Muskel hat, kratzt sich Gajendra damit am Bauch, als die Führung an seinem Gehege vorbeikommt. Die Männer- und Frauengruppen der Elefanten treffen zwar mehrmals im Jahr aufeinander, aber die heterosexuellen Liebschaften sind meist nur vorübergehend. Partnerschaften zwischen homosexuellen Elefantenherren dauern hingegen mehrere Jahre.

Zwei Erdmännchen vergnügen sich miteinander bei Sonnenschein. Foto: Bernd Wackerbauer
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Zwei Erdmännchen vergnügen sich miteinander bei Sonnenschein. Foto: Bernd Wackerbauer

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Die Löwenbrüder Max und Benny machen ihre Rücken nass

Heiß her geht es auch bei den Erdmännchen. Was auf den ersten Blick wie ein Kampf aussieht, endet darin, dass einer den anderen besteigt. Bei den Löwenbrüdern Max und Benny soll es laut Tutter ähnlich zugehen. Zwar haben sich die beiden zum Zeitpunkt der Führung schon in ihre Privatgemächer zurückgezogen, aber Tierpfleger berichten regelmäßig davon, wie die Löwen den Rücken des jeweils anderen nass machen. “Sie zeigen so Loyalität”, erklärt die Biologin.

Jeder Anemonenfisch ist transgender. Noch ist er männlich, aber später wird er weiblich. Foto: Bernd Wackerbauer
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Jeder Anemonenfisch ist transgender. Noch ist er männlich, aber später wird er weiblich. Foto: Bernd Wackerbauer

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Auch Transgender ist in der Tierwelt ganz normal. Die Anemonenfische, die im Aquarium von Hellabrunn schwimmen, beginnen ihr Leben als Männchen und werden im späteren Verlauf zu Weibchen. Welchem Geschlecht sie angehören, zeigt sich an der Anzahl ihrer Streifen. Die Fische beweisen – zusammen mit all den anderen Tieren –, dass die Natur nicht nur farblich bunt ist.

Hinweis: Unter www.hellabrunn.de kann eine der Sonderführungen im Juni zu “Homosexualität im Tierreich” gebucht werden. Beginn ist um 18 Uhr.

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