Neuer Anlauf für die Geothermie – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Germering, Puchheim und die Stadtwerke München (SWM) wollen ein gemeinsames Geothermie-Projekt starten. Geplant sind acht Bohrungen nach heißem Wasser in der Tiefe. Wo genau, das ist noch offen. Im Erfolgsfall würde die Anlage 2033 in Betrieb gehen und hätte eine thermische Leistung von 52 Megawatt. Zum Vergleich: die Anlage bei Freiham leistet zwölf Megawatt.
Die Stadt Germering beschäftigt sich seit 2005 mit Geothermie, habe ein Projekt aber allein finanziell nicht schultern können, sagt Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU). In Puchheim stoppten die Einwohner im Jahr 2018 ein Vorhaben per Bürgerentscheid. Danach hatte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) versichert, das Thema nicht mehr aufzugreifen. Die Situation hat sich seiner Ansicht nach jedoch geändert: Es gilt, wegen des Klimawandels umweltfreundlichere Energiequellen zu erschließen, der Krieg Russlands gegen die Ukraine habe gezeigt, wie wichtig eine unabhängige Versorgung sei.
Die SWM sollen sich zu 60 Prozent, Germering mit 25 Prozent und Puchheim mit 15 Prozent an der Gesellschaft beteiligen. Die Planer rechnen mit Investitionen von 260 Millionen Euro, abzüglich einer Förderung von etwa 91 Millionen Euro. Dazu kämen laufende Betriebskosten von drei Millionen Euro. Puchheim müsste etwa 25,8 Millionen schultern, in Germering gibt es zwei Szenarien. Demnach würden zwischen 23 und 43 Millionen fällig. Denn während Puchheim bereits ein Fernwärmenetz hat, existieren in Germering nur Teilnetze. Für den weiteren Ausbau würde Germering mit den SWM eine eigene Gesellschaft gründen
„Unser Haushalt würde das erlauben“, sagt Seidl zu der Investition. Er räumt jedoch ein, dass die Geothermie mit anderen Vorhaben, etwa der neuen Stadtmitte, konkurriere. „Wir sind nicht auf Rosen gebettet, aber es ist eine Chance“, sagt sein Germeringer Kollege Haas. Beide Bürgermeister betonen, dass es zunächst um Planungen und Studien gehe und die Kommunen wieder aussteigen könnten. Es würde nicht alles Geld auf einmal fällig, der größte Batzen in etwa drei Jahren für die Bohrungen in einige tausend Meter Tiefe. Außerdem handele es sich um Investitionen, die sich auf Dauer rentierten, wenn Wärme verkauft wird.
Die Stadträte der beiden Kommunen entscheiden am Dienstag. Der Puchheimer Bürgermeister hat durchaus Sorge, dass sich erneut Widerstand gegen die Geothermie formieren könnte. Allerdings könne das Projekt diesmal nicht per Bürgerentscheid verhindert werden, allenfalls die Beteiligung Puchheims. Auch Haas geht davon aus, dass es Diskussionen geben wird. Die Angst, dass Geothermie Erdbeben auslösen könnte, teilt er nicht. „Die SWM bohren sogar mitten in der Stadt“, sagt Haas.
Das Bohrfeld entspricht dem alten Puchheimer Claim. Dieser umfasst etwa 80 Quadratkilometer von Germering, Puchheim, Eichenau und Alling sowie Teile von Olching, Gröbenzell und Fürstenfeldbruck.