Man glaubt es nicht: ein Erfolg bei einer Umweltkonferenz? – Wissen | ABC-Z

Wer glaubt eigentlich noch, dass bei Verhandlungen irgendetwas Gutes herauskommt? Also jetzt nicht bei diesen Machtproben mit Kindern um Bildschirmzeit, Zähneputzen, Mützen bei Frost oder das Gemüse, das mal wieder auf dem Teller liegen bleibt. Auch nicht das Gefeilsche mit der Chefin um mehr Lohn, beim Autokauf oder mit der Zahnzusatzversicherung. Nein, hier soll nur von den global bewegenden Problemen die Rede sein.
Zweite Verhandlungsrunde zu einem global bindenden Plastikabkommen im Sommer zum Beispiel: krachend gescheitert. Das Ende der Klimakonferenz COP30 vor gut einer Woche in Brasilien: Als achtsamer Mensch spricht man natürlich nicht von einem Scheitern. Aber ein Erfolg für den Klimaschutz hätte doch anders ausgesehen als diese windelweichen Absichtsbekundungen, irgendwann einmal das fossile Zeitalter zu beenden. Zur Ukraine: Da ist man ja schon froh, dass die meisten Medien die russlandfreundlichen US-Vorschläge nicht mehr als „Friedensplan“ bezeichnen.
Doch was ist das: Gegen Ende dieser Woche darf man sich tatsächlich mit den Haien und Rochen freuen, die während der 20. Cites-Weltartenschutzkonferenz in Samarkand, Usbekistan, unter Schutz gestellt wurden. Das mag angesichts anderer Krisen unwichtig erscheinen, doch es ist mehr als nur ein Erfolg für ein paar Knorpelfische: Für 63 Arten wurde der internationale Handel zumindest eingeschränkt, für elf Spezies gilt künftig ein globales Handelsverbot. Verhandlungen können also doch etwas bewirken.
Der Weißspitzen-Hochseehai gehört neben dem Walhai zu den beiden Hai-Arten, die nun nicht mehr international gehandelt werden dürfen. Er tauchte vor einigen Jahrzehnten noch massenhaft in den Weltmeeren umher. Fast ganz oben in der Nahrungskette, darüber agiert nur der Mensch, erledigte er die Aufgabe eines guten Rangers in den Ozeanen. Als leichte Beute holte er zuerst kranke und schwache Fische aus Schwärmen, fraß gegen Überpopulation an, zerlegter als gelegentliche Aasfresser Wal-Kadaver, verteilte mit seinen Ausscheidungen Nährstoffe in den Meeren. Die Vergangenheitsform ist hier richtig, weil der Weißspitzen-Hochseehai in einigen Teilen der Weltmeere inzwischen als vom Aussterben bedroht gilt.
Immerhin 74 Arten erhalten besseren Schutz
Die Hai-Art macht auf alles Jagd, was sie mit ihren messerscharfen Zahnreihen zerlegen kann, dazu gehören bei sich bietender Gelegenheit auch Menschen. Doch nicht aus Angst wurde der Hai an den Rand der Existenz getrieben, sondern aus Appetit und Aberglaube. Seine Flossen gelten manchen als Delikatesse und Heilmittel, das wurde dem Fisch zum Verhängnis. Bereits während der Cites-Artenschutzkonferenz 2013 in Bangkok wurde eine Handelsregulierung beschlossen. Was offensichtlich nicht ausgereicht hat.
Verbote sind immerhin leichter zu kontrollieren als Fangquoten und Verkaufszahlen. Wer weiß, ob dieses oder jenes Exemplar noch innerhalb der erträglichen Fangmenge liegt oder nicht? Aber es wird den Haien und Rochen nichts nützen, wenn sich niemand darum bemüht, dass die Verbote auch eingehalten werden. Zudem ist unwahrscheinlich, dass der Markt für Hai- und Rochenflossen durch das Verbot im kommenden Jahr sofort komplett einbricht.
Die Aale hatten nicht so viel Glück wie die Knorpelfische. In der vergangenen Woche stimmte nur knapp ein Viertel der Delegierten in Samarkand dafür, die Fische wenigstens in den Anhang II des Artenschutzabkommens aufzunehmen und damit den Handel mit diesen Arten kontrollieren zu wollen. Wahrscheinlich werden auch diese Arten erst unter Schutz gestellt, wenn es kaum noch welche gibt.
Die Verhandlungen in Usbekistan gehen noch bis zum 5. Dezember weiter. Immerhin 74 Arten bekommen bislang besseren Schutz, das ist als Zwischenstand nicht schlecht und zeigt, dass verhandeln etwas bewirken kann. Man muss nur zu einem Ergebnis kommen, bevor es zu spät ist.





















