Bezirke

Maisach: Zukunft des Tierquartiers in Gefahr – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Sind die Tage des Maisacher Tierquartiers gezählt? Einige Mitglieder befürchten genau das, seit bekannt wurde, dass die Allianz der Tier- und Naturfreunde, die das Tierquartier betreibt, mit einem Tierschutzverein nahe Passau fusionieren könnte. „Mir tut das in der Seele weh“, sagte etwa Heide Rudolph bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Sie war von Anfang an dabei bei den Tierfreunden Brucker Land, wie der Verein bis vor einem Jahr noch hieß.

Erste Kritik an dem Vorhaben und die Sorge um den Fortbestand von Verein und Tierquartier im Maisacher Ortsteil Überacker gab es bereits auf der mittelmäßig besuchten Mitgliederversammlung Anfang August. Nun aber schlägt das Fusionsthema hohe Wellen. Eine Verschmelzung mit einem Verein, der 160 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, das klingt erst einmal schwierig, und vielleicht ist es das auch. Ob die Idee umgesetzt werden kann, dass dennoch beide Tierquartiere bestehen bleiben, ist nach der außerordentlichen Versammlung nicht klarer geworden.

Das Vorhaben von Vereinschefin Andrea Mittermeir hatte interne Opposition provoziert, die ihr jetzt nahelegt, die Allianz der Tier- und Naturfreunde zu verlassen und den Weg für Neuwahlen freizumachen. „Ich fühle mich hinters Licht geführt“, sagte Heide Rudolph in der Versammlung. Und: „Wir hätten einen kompletten Vorstand“, ohne jedoch auf Nachfrage konkreter zu werden.

Mittermeir, seit 2019 Vorsitzende, war erst Anfang August wiedergewählt worden. Ihr wird vorgeworfen, die Mitglieder nicht ausreichend über die Pläne mit dem Tierheim Buch in Tiefenbach bei Passau informiert zu haben. Tatsächlich kam das Fusionsvorhaben bei der Versammlung im August lediglich unter „Sonstiges“ zur Sprache. In einem offenen Brief schreibt Mitglied Christine Bösl (die wenige Tage nach der Sitzung aus dem Verein austrat): „Es fühlt sich an, als dass das Tierquartier vorzeitig geschlossen werden soll.“

Mittermeir erklärt das Fusionsvorhaben damit, dass es „für die aktuellen Tiere vernünftige Unterbringungsmöglichkeiten geben“ soll. Derzeit sind im ehemaligen Wasserhaus, das direkt an der Straße zwischen Maisach und dem Ortsteil Überacker liegt, 26 Kaninchen, 18 erwachsene und acht junge Katzen, zwei Meerschweinchen und 170 Tauben untergebracht. Viele von ihnen sind sogenannte „Sitzenbleiber“, die entweder krank oder schon länger im Tierheim und kaum noch vermittelbar sind.

Im Tierquartier gilt seit geraumer Zeit ein Aufnahmestopp, einzig Fundtiere aus den Gemeinden Maisach und Moorenweis müssen vertragsgemäß aufgenommen werden, mit Mammendorf gebe es ein gutes Einvernehmen, sagte Mittermeir der SZ.

Außenanlagen im Tierquartier im Maisacher Ortsteil Überacker. (Foto: Jana Islinger)

Das Gebäude ist marode, Schimmelbildung gefährdet die Gesundheit von Tieren und Menschen. Im Winter ist es kalt, die Heizkosten nennt Mittermeir „immens“. Es „ist keine adäquate Tierunterbringung“, bestätigt auch Tierärztin Katharina Pasche, die für den Deutschen Tierschutzbund beratend tätig und bei der Versammlung anwesend ist.

„Wir wollen natürlich nicht, dass ein Tierheim dicht gemacht wird“, ergänzt Christian Schönwetter von der Rechtsabteilung des Tierschutzbundes: „Aber wir wollen schon einen Zustand, der dem Tierschutzgesetz entspricht.“ Auch müsste für Tiere, die sich länger als drei Monate im Tierheim befinden, eine Lösung gefunden werden, sagt Schönwetter.

Einige im Verein wie Heide Rudolph würden das ehemalige Wasserhaus trotz der Mängel gerne sanieren. Eigentümer von Grundstück und Gebäude ist die Gemeinde Maisach.

Die würde nun jene 6000 Quadratmeter Grund nebenan, die sich ebenfalls in ihrem Besitz befinden, für den Bau eines Kreistierheims zur Verfügung stellen. Die Hälfte der auf etwa anderthalb Millionen Euro bezifferten Baukosten sollen die Kommunen im Landkreis übernehmen, der Rest über Spenden finanziert werden – so der Plan.

Fast alle sind einverstanden, dass die Tiere Richtung Passau gebracht werden

Die beiden Vertreter des Tierschutzbundes, die nach Überacker gekommen waren, bezweifeln, dass das ausreichen wird: Sie halten eher eine Fläche von 10 000 Quadratmetern und mindestens drei Millionen Euro Baukosten für notwendig. Auch gibt es noch keinen Betreiber dafür.

Seit Jahren gibt es im Landkreis Fürstenfeldbruck Streit um fehlende finanzielle Unterstützung des Tierschutzes. Der Landkreis ist einer der wenigen ohne eigenes Kreistierheim, stattdessen wirken mehrere kleine Vereine. Die Tierschützer gehen in der Regel stets in Vorleistung und müssen sich dann mühsam um die Refinanzierung ihrer Kosten kümmern. Andrea Mittermeir hat viel mit den Amtsträgern um eine bessere Beachtung des Tierschutzes gerungen und auch selbst nach Grundstücken für ein neues Quartier gesucht.

Eine Fusion, der in beiden Vereinen drei Viertel der Mitglieder zustimmen müssen, wurde noch nicht beschlossen. Dafür aber gibt es an dem Abend dann doch eine große Mehrheit dafür, dass zumindest die derzeit in Überacker untergebrachten Tiere nach Buch gebracht werden. Erst in einem weiteren Schritt soll es um die Frage gehen, ob das Tierquartier in Überacker weiter betrieben werden kann und soll.

Laut Mittermeir bleibt ausreichend Arbeit vor Ort übrig: „Die Futterstellen bleiben hier, die Pflegekatzen auch.“ Jeder könne ein Konzept vorlegen und sich als Vorstand bewerben, animiert Schönwetter die Anwesenden: „Wir brauchen eine Allianz von Tierschützern im Landkreis, die alle an einem Strang ziehen, sonst kommen wir nicht weiter.“

Back to top button