Gegen aggressive Bürger und Vandalismus | ABC-Z

Durch zwei unschöne, wenn nicht gar widerliche Attacken, bei denen in der vergangenen Woche die Eingänge des Ordnungs- und des Umweltamts durch ausgegossenes Altöl beziehungsweise auf die Türklinke geschmierten Kot verdreckt worden sind, sieht sich Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) bemüßigt, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung besser zu schützen. Seit diesem Monat gelten deshalb neue und strengere Regeln für Besucher des Rathauses.
Dazu gehört, dass alle Seiteneingänge verschlossen bleiben und die Bürger, die sich bei einem Amt möglichst vorab einen Termin holen sollen, nur noch über das vom Marktplatz aus zu erreichende Hauptportal ins Haus gelangen. Jeder, der zu den gängigen Öffnungszeiten ins Rathaus möchte, muss sich zunächst am zentralen Einlass melden.
Über diese für alle Ämter geltenden und laut Stadt auch in anderen Kommunen längst üblichen Vorgaben habe sich bis dato noch niemand beklagt. Sie würden kontinuierlich überprüft – und gegebenenfalls werde nachgebessert.
Bürgermeister Burghardt erläutert, er nehme im Vergleich zu seiner ersten Amtszeit, die von 2012 bis 2017 dauerte, wahr, „dass das Aggressionspotential bei einigen Menschen zunimmt und die Hemmschwelle für Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern öffentlicher Einrichtung sinkt.“
Aggressives Verhalten und ein unangemessener Ton seien vor allem dort festzustellen, wo es viel Publikumsverkehr gebe: etwa in der Unterhaltsvorschussstelle, im Sozialamt, bei der Bauaufsicht, aber auch in den Büros der Dezernenten und des Oberbürgermeisters.
Alarmknöpfe sollen die Mitarbeiter schützen
Burghardt, der schon einige Hausverbote aussprechen musste, sieht darin auch kein Rüsselsheimer Problem, sondern vielmehr „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Und obwohl es gerade in sozialen Netzwerken gern anders dargestellt werde und das Thema „von rechten Kreisen im Wahlkampf gekapert“ worden sei, lasse sich keine bestimmte Gruppe hervorheben, die besonders auffällig sei – schon gar nicht Menschen mit Migrationshintergrund.
Um die insgesamt rund 1400 Mitarbeiter der Rüsselsheimer Verwaltung besser zu schützen, sind im Rathaus inzwischen auch Alarmknöpfe installiert worden, damit Beschäftigte in Notsituationen, etwa bei verbalen Entgleisungen oder gar wüsten Drohungen, unbemerkt zumindest ihre Kollegen zu Hilfe rufen können. Sicherheitskräfte gibt es nur an einzelnen Standorten.
Mit den Beschädigungen, also der Altöl- und der Kotattacke an den Eingängen des Ordnungs- und des Umweltamts, hat das alles zwar nicht direkt zu tun. Die Hintergründe liegen in beiden Fällen im Dunkeln: Waren es Dummejungenstreiche oder gezielte Aktionen von „Wutbürgern“, die sich mit dieser Form des Protests über was auch immer beschweren wollten?
An dem unter Denkmalschutz stehenden Verwaltungsgebäude am Verna-Park, das laut Polizei 2019 und 2020 schon auf ähnliche Weise beschädigt wurde, sind die äußerlichen Spuren an den Wänden, auf der Tür und der Treppen schon wieder beseitigt. Unklar ist, wie es nach der Tat jetzt womöglich im Innern mancher Mitarbeiter aussieht.